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Zweisam einsam

Auch wenn es kaum einer glauben wird... in 13 Jahren hatten wir nicht ein Mal so richtig zusammen Urlaub gemacht, da wurde es dringend Zeit. Eins ist allerdings sicher – es wird nicht unser letzter gemeinsamer Urlaub gewesen sein.

Damit ich nicht immer mit anderen Leuten wegfahren (und den Mann alleine zu Hause zurücklassen) muss, bekam ich nun also von ihm zu Weihnachten einen Gutschein. Eine Woche Urlaub auf einer eigenen Insel. Mit Mann und Kanu. In Schweden. Worauf genau ich mich da eingelassen habe, das war mir noch gar nicht klar, aber erst mal habe ich mich sehr darauf gefreut, endlich mal mit ihm zusammen wegzufahren, und die Berichte, die ich vorher über Scandtrack-Urlaube gelesen habe, klangen auch alle toll. Nach Schweden wollte ich sowieso schon lange mal. Die Vorfreude war also groß.

Kurz bevor es losgehen sollte, haben wir uns dann bei Globetrotter und Co. noch mit allem Nötigen und einigem Unnötigen eingedeckt und uns dann eine Woche, bevor es auf die Insel gehen sollte, langsam auf den Weg gemacht. Wir hatten uns für die Eigenanreise entschieden, und sind mit Zwischenstationen in Kiel, Kopenhagen und Göteborg ganz in Ruhe bis zum Camp gereist.
Dort angekommen, wurden wir bei schönem Wetter nett in Empfang genommen, und konnten dann erst mal unseren Kram dem Auto aus- und in die Packsäcke umpacken. Dazu gab es dann noch die Verpflegungstonne, das Zelt und einiges anders Zubehör. Es war schon erstaunlich, dass wir das alles ins Kanu bekommen haben. Als es noch daneben lag, sah es jedenfalls nach sehr viel Gepäck aus. Aber sogar wir zwei passten nach einer kurzen Einweisung ins Kanufahren noch mit rein.

Ungefähr eine halbe Stunde nach unseren ersten Paddelschlägen (ich muss dazu sagen: ich war davor überhaupt erst ein einziges Mal Kanu fahren, und das war Jahre her, und zusammen hatten wir beide das sowieso noch nie gemacht) erreichten wir dann „unsere“ Insel, unser Zuhause für eine Woche. Trotz stellenweise gefühlt ordentlich Gegenwind und Wellen kamen wir trocken an. Wir hatten Glück, wir waren früh dran in der Saison, Mitte Juni, da war noch kaum etwas los. Außer „unserer“ Insel waren nur noch 3 weitere besetzt, und so haben wir, obwohl nur zu zweit, eine der größeren zugeteilt bekommen. Die haben wir auch gleich mal ein wenig erkundet, zumindest rund um unsere Anlegestelle, und dann dort auch unser Lager aufgeschlagen. Bevor wir uns aber richtig eingerichtet haben, stiegen wir nochmal ins Kanu und sahen uns die Gegend rund um unsere Insel noch genauer an. Kein Mensch dort, sehr ungewohnt, wenn man sonst eher in größeren Städten unterwegs ist! Später sortierten wir noch unser Gepäck, inspizierten Verpflegung und Kochbuch (gut, wir werden sicher nicht verhungern, reichlich von allem da! Aber ein Essensplan für die Woche schadete dennoch nicht), und, ganz wichtig, meine Hängematte fand zwischen 2 Bäumen auch einen guten Platz. Hängematte, Insel, Wasser – viel mehr braucht´s doch gar nicht. Unser erstes Abendessen waren Bratkartoffeln, gekocht und gebraten auf dem Lagerfeuer, und sehr lecker. Ein heißer Tee war dann auch super, denn gegen Abend wurde es doch noch ziemlich kühl. Zum Sonnenuntergang-Gucken fanden wir auch einen tollen Aussichtspunkt auf der anderen Seite der Insel. Die Idylle wurde nur ein wenig getrübt durch jemanden, der mit seinem wirklich lautem Motorboot extrem langsam irgendwo auf der anderen Seeseite längstuckerte. Abgesehen davon war es so ungewohnt ruhig – kein Wind mehr, keine Wellen, Stille. Auch nachdem die Sonne untergegangen war, wurde es aber nicht dunkel, sondern dämmerig. Midsommar stand auch kurz bevor. Irgendwann fallen wir dann aber doch ganz schön müde ins „Bett“.

Am nächsten Tag wurden wir recht früh wach, frühstückten erst, und fuhren dann mit dem Kanu kurz zum Camp – mein Mann wollte sich noch einen Angelschein besorgen, der Shop, in dem man ihn erwerben kann, hat nur einmal kurz am Tag auf, und die Zeit hatten wir am ersten Tag knapp verpasst. Danach schauten wir uns noch den südlicheren Teil des Sees an. Das Wasser war ziemlich ruhig, kaum Wind, die Sonne schien, und die Paddelbewegungen haben wir auch allmählich wieder drauf. Da störte auch der Muskelkater vom Vortag kaum. So ließ es sich echt aushalten. Später haben wir dann gekocht, gebadet (Mitte Juni ist der See noch richtig kalt!), in der Sonne gelegen und gelesen (ich), etwas an der Feuerstelle oder sonst in unserem Lager gebastelt (er), noch eine Runde Kanu um die Insel und entlang des nahen Ufers gefahren. Abends wurde es wieder ganz ruhig. Diesmal auch ohne nerviges, lautes Motorboot. Einfach schön.

In den nächsten Tagen entwickelten wir eine gewisse Routine. Vorher hatten wir uns noch Gedanken gemacht, wie es wohl werden würde, ob wir Langeweile bekommen würden? Was macht man nur den ganzen Tag auf einer Insel in einem See, ohne Fernsehen, Freunde, Termine.. kurz: Ablenkung von außen? Würden wir uns gegenseitig auf die Nerven gehen, uns streiten? Soviel auf einmal sehen wir uns sonst ja nie. Die Sorge war total unbegründet. Für Langeweile hatten wir keine Zeit. Und zum Streiten keinen Anlass.

Morgens in Ruhe wachwerden, heißer Kaffee und Frühstück am Lagerfeuer zum Aufwärmen, Kanufahren, jedes Mal woanders hin, der See ist groß genug, Sonne genießen, Kochen, Feuerholz sammeln, Lesen, Angelversuche... und irgendwie war dann immer auf einmal schon wieder Abend, ohne dass wir wirklich gemerkt hatten, wie die Zeit vergangen ist. Ein Spiel, das wir extra neu gekauft und mitgenommen haben, haben wir in der ganzen Woche nicht mal ausgepackt.

Die nächsten Tage wurde es allerdings windiger, was man beim Paddeln auch deutlich merken konnte. Zeitweise waren die Wellen höher als eine Woche später auf der Ostsee, als wir von Oslo nach Kiel fuhren (mit der Fähre, nicht per Kanu, versteht sich). Auf dem offenen See brachen sie schon, nicht erst an den Felsen. Eine Nacht hatte es auch nur noch 5°C – echt kalt, brrr! Ab sofort kochten wir unser Trinkwasser dann abends ab, damit ich eine Flasche noch heißes Wasser als Wärmflasche mit in den Schlafsack nehmen konnte und nicht ganz so sehr fror. Überhaupt war es ganz spannend zu beobachten, dass selbst so eine vergleichsweise kleine und schmale Insel 2 „Klimazonen“ hatte – die Seite zum See hin war je nach Windstärke relativ laut, durch die Wellen, die ans Ufer schlugen, und den Wind, dadurch auch zugig und kühl. Während man es hier vor allem abends und morgens nur mit dickem Pulli (und am besten am Feuer und mit heißem Tee) gut aushalten konnte, konnte man es sich auf der anderen Seite, die nicht vom Land nur durch einen recht schmalen Streifen Wasser getrennt war, zur selben Zeit im Bikini in der Sonne gemütlich machen und die Ruhe genießen.

Mitten in der Woche feierten wir dann auch noch Geburtstag, zur Feier des Tages gab es selbstgebackenen Apfelkuchen. Neben unserem Lagerfeuer hatten wir inzwischen auch einen richtigen Steinofen, darin ließ es sich gut backen. Die Pizza am nächsten Tag wurde auch richtig lecker. Nur zu empfehlen! Ansonsten kochten wir hauptsächlich die Gerichte aus dem Kochbuch nach, die Portionen sind wirklich reichlich bemessen, hungern mussten wir beide nicht. Und am Ende der Woche ist auch noch jede Menge übrig geblieben. Frische Milch, Eier und Kräuter zum Würzen haben wir zwar beide zeitweise etwas vermisst, für Blaubeeren und Pilze war auch noch nicht Saison, aber so richtig fehlten uns diese Dinge trotzdem nicht. Die Angelversuche meines Mannes blieben ebenfalls erfolglos, aber es waren auch seine ersten überhaupt, und da wir beide noch nie einen Fisch getötet und ausgenommen haben, war es vielleicht auch ganz gut so. Je weiter die Woche fortschritt, desto mehr freuten wir uns allerdings dann doch wieder auf ein richtiges Bett, eine heiße und ausgiebige Dusche und frischgewaschene Kleidung.

Insgesamt ging die Woche viel zu schnell um. Wir konnten uns richtig gut entspannen und haben die Zeit, nur für uns, sehr genossen. Innerhalb kürzester Zeit fühlten wir uns auf der Insel richtig heimisch. Mit dem Wetter hatten wir auch Glück, von ein paar Regentropfen mal abgesehen goss es nur einmal richtig – in unserer letzten Nacht, als wir nach einem schönen Abend mit Stockbrot am Lagerfeuer bereits schlafen gegangen waren. Der Abschied von „unserer“ Insel war dann jedenfalls gar nicht so leicht. Trotz der Aussicht auf eine heiße Dusche im Camp.

Inzwischen haben wir einen solchen Urlaub schon diversen Freunden, Bekannten und Kollegen weiterempfohlen. Auch für uns selbst können wir es uns gut vorstellen, wieder mit Scandtrack zu verreisen. Nächstes Mal vielleicht dann ein Ferienhäuschen – aber nicht, weil es uns auf der Insel nicht gefallen hätte, sondern weil wir dann nicht mehr zu zweit, sondern zu dritt sein werden...

Vielen Dank an die Leute von Scandtrack für die tolle Zeit, die Ihr uns ermöglicht habt!
geschrieben von Miriam K. am 14.10.2014
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