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Ein Reisebericht

Schweden war... ein Erlebnis. Schön? Nass? Kalt? Sonnig? Auf jeden Fall ist es schwierig zu beschreiben, aber so ist das mit Reisen. Du kannst dir zwar die Bilder anschauen, die Geschichten hören – aber ein Land gänzlich erfassen? Bilder sind limitierend, Worte auch. Du musst schon selber hingehen. Aber gut, ich will es versuchen, hier ein paar Eindrücke.

AM ANFANG

Vier Freunde. Mit dem Auto nach Frankfurt, mit dem Bus auf die Fähre, wirsindinSchweden!, zum Seengebiet. Erste Erfahrung: „Wenn man 18 Stunden am Stück in ein Fahrzeug gezwängt wird, wünscht man sich zum ersten Man in seinem Leben, 30 Zentimeter kleiner zu sein.“
Dort, am Anfangspunkt, das Füllhorn; Menschen, die Ausrüstung verteilen, Zelte, wasserdichte Tonnen, Und dann auch die Kanus, zwei Zweisitzer für uns. Endlich, es geht los, Bäume, hohe Bäume spiegeln sich im Wasser, ein riesiges Seengebiet, eine Karte mit Campingplätzen, wir in den Kanus, all das vor uns, und dazu Abenteuerlust und Vorfreude und zehn Tage Schweden!

DER SEE

Zweite Erfahrung: „Abenteuerlust und Muskelkraft korrelieren, und setzt man drei Bandscheibenvorfälle voraus, lassen beide bei gewissen Personen in kürzester Zeit nach.“
Daraus folgt: Ein Campingplatz, die Insel heißt Områden. Später auch noch auf dem Festland, und dann auf Bärön und dann Skomsnäs. Zelte werden aufgebaut, Holz zur Feuerstelle geschafft, neues gesägt. Mit stumpfen Sägen. Die einen Eigenwillen haben. Also eine wundervolle, Blasen-verursachende Arbeit, die, begleitet von Flüchen, den männlichen Mitgliedern zugeteilt wird. Kalt ist es auch noch, das Feuer tut gut, die Bewegung auch. Was sich hier alles im Wald finden lässt: Blaubeeren, Wanderlust, ein Autofriedhof. Es entstehen Pfannkuchen und gruselig-blaue Münder und Grimassen, und außerdem jede Menge Bilder – besonders von den alten, verrosten Autos, die wirken, als hätte ein Künstler sie mit Absicht dort abgestellt mitten im Wald um nun darauf zu warten, bis das Moos die Motorhauben und Kurbelfenster und Traktorschaufeln vollständig erobert. Ein Plumpsklo mit der hoch philosophischen Wandmalerei „In diesem Loche wohnt ein Geist, der jeden, der zu lange scheißt, von unten in die Eier beißt.“ Nachts, die Sterne über dem spiegelndem Wasser. Die warmen Felsen am Nachmittag, perfekt, um sich darauf zu sonnen wie die Blumen und die Eidechsen, aufgeheizt von der Sonne sogar im Bikini zu genießen, während gegenüber, am anderen Ufer im Schatten, Winterjacken als Notwendigkeit betrachtet werden.
Ein Rhythmus entsteht: Feuer/Kochen – Abspülen – Paddeln. Dritte Erfahrung: „Kochen auf offener Flamme verursacht schwarze Hände. Spätestens, wenn man die rußverschmierten Töpfe wieder sauber schrubben muss...“ Das Wasser versucht, zu täuschen, es sieht herrlich aus, aber der Temperatur nach gehört es in die Arktis. Haare waschen muss Frau leider trotzdem. Mit Bioshampoo. Abends, bevor die Kälte der Dunkelheit uns in die Schlafsäcke zwingt, eine untergehende Sonne sehen, wie sie die Welt in ein rotes, verlorenes Licht hüllt, umrahmt von den schwarzen, zum Himmel strebenden Bäumen. Wenig später, genauso bezaubernd und doch völlig anders in ihrem grün, die Aurora borealis, das Polarlicht. Ab und an eine zweite Reisegruppe auf der selben Insel, Bekanntschaften, die am Lagerfeuer und unterm Sternenhimmel geschlossen werden, eine Tasse Tee in der Hand und ein Lächeln im Mundwinkel. Nur ein einziger Schwede, sonst nur Deutsche. Die Kälte am Morgen. Der Nebel über den Zelten. Paddel tauchen ins Wasser, es trägt uns, weiter, und weiter.

AM ENDE

Wenn wir zurück denken, vergessen wir die Mückenstiche, die Kälte, die Rückenschmerzen, die Blasen an den Händen. Vierte Erfahrung: „Das Gehirn ist der größte Filter des Menschen, die Instanz, die im Nachhinein alles dramatisch verzerrt, was wir erleben – entweder ins Negative oder ins Romantische.“ In diesem Falle letzteres, wie man merkt. Natürlich. In unserer Erinnerung war der See dort Magie. Jetzt wird man aber nüchtern. Auf dem Nachhauseweg läuft alles rückwärts – der Bus, die Fähre, nochmal Bus, Auto, nach Hause. Schon sitzt man in Deutschland in seinem Zimmer und fragt sich, ob das alles nur ein schöner Traum war, ein Wunschdenken, haben wir das wirklich erlebt? Aber es gibt ja noch die Bilder. Ein vorletzter Gedanke: „Da müssen wir noch mal hin“, ein letzter: „Schön war's!“
geschrieben von Tillmann A. am 05.10.2015
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Viel Spaß!

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