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Inselhüpfen in Schweden

Vorwort -Über Fernweh und gute Vorsätze:

Endlosweite, blaue Seen, der Geruch von Wald und Erde in der Luft und ein urtümliches Gefühl von Freiheit… ein schrilles klingeln des Bürotelefons reißt mich aus den Gedanken heraus.
So, muss Schweden sein! Zumindest in unseren Tagträumen, kurz vor dem Urlaub. Denn eigentlich hat unser Urlaub zwei Wochen vor Start schon begonnen. Wir haben Fernweh und unser Geist ist schon angekommen in Nordmarken, bloß unsere Körper schleppen sich noch von Arbeitstag zu Arbeitstag durch den Alltag. Wir heißt: Mario und Anja, ein junges Paar voller Tatendrang aus dem von Autos und Menschen vollgestopften Bochum in NRW. Ein junges Paar mit dem Verlangen auszubrechen aus der Gewohnheit, dem Trott und gewissermaßen auch der Zivilisation. Mit der Sehnsucht nach Freiheit, Ruhe, Natur und Abenteuer. Enthusiastisch besorgten wir noch einige nützliche Dinge, komplettierten unsere Angelausrüstung und packten die Travel Rucksäcke. Komme was wolle – Wir sind sowas von bereit!
So ganz ohne Planung geht es bei uns aber auch nicht: Die Grenze zu Norwegen wollen wir passieren, kochen wollen wir möglichst viel ohne Hilfe des Proviantpaketes. So richtig survival mäßig möchte vor allem Mario die Reise gestalten. Am besten ohne Kontakt zu anderen Menschen, die Handys sollen lediglich als Kamera genutzt werden und wenn dann gibt es Feuer, ganz ohne Feuerzeug.
Soweit so gut. Die Tage in Schweden werden uns zeigen, ob unsere mutigen Vorsätze die wir Zuhause auf der Couch in Deutschland geschmiedet haben wirklich umsetzbar sind.



Der Weg zum Ziel:

Bei glühend heißer Sonne standen wir in Dortmund und warteten auf den Bus. Angenehm klimatisiert ging es dann los. Die Handys schalteten wir direkt aus, keinen flimmernden Bildschirm vor dem Auge zu haben kann richtig gut tun. Das Urlaubsfeeling stellte sich nach wenigen Minuten schon ein und ich beobachtete stundenlang die Wolken, die faszinierende Gebilde erschufen. Nebelbänke schwebten über die Wiesen und ein Lachsfarbener Sonnenuntergang beglückte mich. Es war alles sehr friedlich. Die Busfahrer hatten gute Laune und wir waren die ganze Zeit mit kühlem Bier versorgt. In der Pause vor der ersten Fähre sammelten sich beinah alle Mitfahrer draußen. Es fand ein reger Austausch statt und alle waren aufgeregt. Die ganze Truppe ist gut drauf…und müde.
Je länger wir fuhren, desto kleiner und verwundener wurden die Straßen. Wie jemand hier mit einem so großen Bus fahren konnte wurde mir Meter für Meter mehr ein Rätsel. Überall um uns blitzten plötzlich blaue Seen durch die Wälder hindurch und schließlich war gefühlt vor, hinter und neben den Straßen nur noch Wasser. Zu meiner Freude stand ein Elch am Wegesrand, der typische Schwedenelch, auf den jeder Besucher hier wohl hofft. Im Camp angekommen machte sich Erleichterung breit. Die Leute strömten auseinander, nach kurzer Pause gingen wir runter zur Gepäckausgabe und verstauten eilig unseren Kram. Es ist ganz schön viel zu erledigen und schleppen, als wir dann schließlich im Kanu saßen waren wir sehr k.o… und noch viel glücklicher.



Tag 1 Samstag- Die Ameiseninsel „Ant Island“:

Das Glück hielt scheinbar nur kurz an, bereits nach wenigen Paddelschlägen waren wir uns am anfauchen. Ja, zu zweit paddeln muss gelernt, oder besser gesagt geübt sein. Als wir dann im wahrsten Sinne des Wortes den Dreh raus hatten und auch geradeaus paddeln konnten glätteten sich die Wogen wieder. Auch der See war wirklich ruhig und glatt. Perfekt für einen ersten Paddeltag. Wir dümpelten entspannt über den See und bereits nach ein paar belegten Plätzen entdeckten wir eine interessante Baumgruppierung am Ufer des Sees und paddelten drauf los. Die anfänglichen Zankereien wegen dem Paddelstil des anderen waren vorerst vergessen. Das Ufer entpuppte sich als Insel und diese lockte mit großen Felsen und einer kleinen, mit Moos ausgepolsterten weichen Fläche für unser Zelt. Ich legte direkt die Schuhe beiseite, Barfußlaufen empfand ich als viel angenehmer. Das fanden die zahlreichen, dicken Ameisen nicht ganz so gut und ein Biss folgte dem nächsten. Schön zwischen die Zehen…die Schuhe wurden also kurzerhand wieder angezogen. Der guten Laune tat dies aber keinen Abbruch und ich setzte meinen nächsten Plan in die Tat um: Baden im See. Bei Sonnenschein. Ich war zwar sehr zögerlich, aber im Endeffekt war es dann sehr wohltuend und erfrischend. Und der See kann nicht nur erfrischen, sondern eignet sich auch wunderbar zum Trinken. Wir sind uns einig, kein Leitungswasser, kein stilles Wasser aus der Flasche kann da mithalten. Und in diesem Wasser gibt es auch Fische. Mit Pose und einheimischen Raupen, die gefühlt auf den Bäumen wachsen, fingen wir ein paar Köderfische. Rotaugen waren es. Wir hofften, dass die Hechte diesen Snack mögen. Und weil wir auch hechtmäßig Hunger hatten, machten wir uns ans Abendessen. Es gab Gemüsereis mit Kartoffeln, Kidneybohnen, Schinken, Salami und Zwiebeln. Dazu eine Prise Brühe und Voila ! Da hatten wir unser köstliches Abendmahl. Diese Auswahl war nur ein Teil, was die prall gefüllte Essenstonne so hergibt. Der Gedanke ohne diese Verpflegung auszukommen verschwand schon am ersten Tag in weite Ferne. So saßen wir dann auf der eigenen kleinen Insel und kommen endlich runter. Die Hängematte schaukelt im Wind, welcher meine Haare im Nu getrocknet hat und mein Lächeln im Gesicht zeigt mir, wie wohl ich mich fühle. Es steigt ein Gefühl von völliger Gemütlichkeit auf. Wir angelten einmal ringsum am Ufer der Insel entlang, leider ohne Erfolg. Lediglich mein Handy wagte einen Schwimmversuch, als es mir aus der Tasche fiel. Ich konnte es jedoch unbeschädigt an Land holen. Wir aßen noch einen Erdapfel und so köstlich hat mir eine Kartoffel wirklich noch nie geschmeckt. Gegen kurz nach Mitternacht übermannte uns dann die Müdigkeit und wir verkochen uns in das Zelt. Bei immer noch währender Dämmerung schliefen wir innerhalb von Sekunden ein.


Tag 2 Sonntag – Das Schattenland:

Nach einem frühen Start bei Nieselregen paddelten wir zuversichtlich los. Nach einer Weile entschieden wir uns, mal eben über den Foxen auf die andere Seite überzusetzen. Im Blick hatten wir dabei eine Insel. Eine Insel für Vögel. Die Erste Vogelschutzinsel. Also gut, unsere Tour führte uns dann weiter in den Norden an den Ufern entlang und wir fanden einfach keinen geeigneten Lagerplatz. Ein Schwarm Brassen kreuzte unseren Weg und Marios einziger blau-silberner XXL Gummifisch ging beim Schleppen verloren am felsigen Grunde des großen Sees. Da schon Mittagszeit war unterbrachen wir hungrig unsere Tour und Nudeln mit Tomatensoße gaben uns neue Kraft. Unser Plan war es wieder den Foxen zu überqueren in Richtung Ausgangspunkt, denn dort gefiel es uns doch besser. Das schwedische Wetter aber ließ uns nicht, es wurde nieselig, grau und ordentlich windig. Eine Seeüberquerung mit Gegenwind nach schon mehreren Stunden Paddeln hielten wir dann doch für zu gewagt, also entschieden wir uns für die leichtere Option und verlagerten unser Ziel auf die nächstbeste Ecke. Wir entdeckten eine schmale Stelle als Übergang zweier länglicher Landmassen und ließen uns mithilfe des Windes dorthin treiben. An der schmalsten Stelle bauten wir unser Lager auf, mit wunderbarer Aussicht links und rechts auf den See. Und mit Wind, der genau an dieser Stelle über das Land fegte. Um uns zu wärmen bewegten wir uns und sammelten Holz, welches direkt gespalten und gesägt wurde und schließlich als Bank diente. Das Stückchen Land auf dem wir lagerten stellte sich als immer windiger dar…aber wiie spät war es eigentlich? Wir mutmaßten, dass wir bestimmt schon 20:00 hätten. Aber ein Blick auf die Uhrzeit verriet uns, dass wir uns hier nicht auf unser Zeitgefühl verlassen konnten. Wir hatten erst 15:00 Nachmittags. Wir grinsten uns an, da wir es von Zuhause immer nur so kennen, dass die Zeit gnadenlos an einem vorbei zieht. Tag für Tag. Dass diese Zeit nun so entschleunigt ist, gefällt uns sehr. Es regnet, es ist windig und kalt und wir sitzen entspannt auf unserer selbstgebauten Bank.Ein schöner Moment. Noch schöner wurde er als wir einen verdienten aufwärm-Mittagsschlaf hielten. Als wir wieder aufwachten, machten wir uns direkt einen Kaffee. Das Kaffeewasser tat sich schwer, beglückte uns kurze Zeit später aber mit einem heißen Irish Coffee. Wir ließen den Blick auf die Wälder und Ufer um uns herum schweifen und die untergehende Sonne leuchtete dort gelb-orange, während wir mit winddichten Jacken auf dem Schattenland ssaßen. Als Abendessen gab es dann Linsensuppe mit Pilzreis. Große Angelversuche wurden auf die nächsten Tage verschoben und wir verschwanden alsbald im gemütlichen Zelt.


Tag 3 Montag- Das Zugpferd:

Der Tag begann als die Sonne uns freundlich entgegenschien. Da wir nur mit geschlossenem Fliegengitter geschlafen haben, schien sie uns tatsächlich ins Gesicht. Um 5 Uhr Morgens ! Wir tranken einen schnellen Kaffee und packten eilig ein, da wir ja den See heute überqueren wollten aber sich die Wolken so schnell näherten, dass wir Sorge vor einem baldigen Wetterumschwung hatten. Mutig, oder dumm wie wir sind stürzten wir uns dennoch auf den See. Der Wind nahm augenblicklich spürbar zu und wir kamen nur mäßig voran, es gab einige Wellen, die uns samt Boot ziemlich ins schaukeln brachten. So wurde auch wieder nichts aus geradeaus über den See und im Zickzack beschlossen wir, Hauptsache erst mal an das Ufer zu gelangen. Das alles kostete uns so früh morgens ordentlich Kraft und Nerven, sodass wir bei nächster Gelegenheit eine Pause machten. Mit nassem Hintern und angeheizten Gemütern diskutierten wir unser weiteres Vorgehen. Ein paar Scheiben Eiweißbrot stärkten uns. Wir folgten einer neu ausgesuchten Route in Richtung Flöte Fjorden. Um dorthin zu gelangen mussten wir allerdings erst die Stelle zum um tragen finden. Als wir dachten, wir wären bereits da, mussten wir eine schmale Brücke passieren. Zum Glück wieder mit Sonnenschein im Gepäck. Der angrenzende See war relativ groß und irgendwo am Ufer sollte sich die Umtragestelle verbergen. Auf den ersten Blick sah man nichts davon. Wir paddelten an eine schöne Schilfkante am Ufer entlang um ein Päuschen einzulegen. Wie der Zufall will war begann genau an dieser Stelle der Umtrageweg. Doch so ohne Kanu Wagen ist der Weg doch ziemlich weit. Mario hatte in Sekunden eine Lösung parat, er baute eine Trage aus Holz zum Transportieren der Ausrüstung. Damit konnten wir auf einen Schlag Rucksäcke Zelt und Kleinkram zur anderen Seite befördern. Schließlich war nur noch das Kanu übrig. Mario entschied sich, dies alleine über den schlammigen Untergrund zu ziehen. Mit unserem Seil umwickelte er seine Hüfte und zog das Kanu mit einem enormen Kraftaufwand hinter sich her den rutschigen Weg hoch. Das alles erinnerte mich stark an Filme über Zugpferde, die für den Eisenbahnbau eingesetzt wurden und große Lasten ziehen mussten. Mario zog das Kanu bis zum steinigen Weg, den Rest des Weges trugen wir es dann gemeinsam. Es war eine sehr befriedigende Wohltat als wir mit Sack und Pack auf der anderen Seite im Kanu saßen und weiterpaddeln konnten. Kurz darauf kamen wir im Flöte Fjorden an, relativ k.o suchten wir den nächsten Lagerplatz und fanden ihn auf einer wunderschönen bewachsenen Landzunge, umgeben von Schilf und mit erhöhter Position. Wie eine malerische Festung aus Stein wirkte dies vom Wasser aus. Die Strapazen waren vergessen und wir waren froh über diesen sonnigen Ort. Zur Stärkung gab es Speck, Salami und Brot. Alles zusammen im Topf angebraten. Es schmeckte erstaunlich gut, auch wenn Mario immer noch auf den Schwedenhecht hoffte und alles dafür tat, diesen zu bekommen. Kurz darauf hatten wir wenigstens wieder Köderfische im Beutel. Der Hecht blieb aus. Bei Mario stellte sich aber so oder so ein ganz anderes, viel größeres Problem raus: Zigarettennot ! Seit Sonntagabend kippenlos, für ihn stellte sich dies noch als die härteste Challenge des Urlaubs heraus. Zwischendurch bemerkte ich dies durch seinerseits verwirrtes Verhalten, wechselhafte Antworten innerhalb von wenigen Minuten und nervöses Zucken mit den Augen. Die nächsten Stunden vergingen mit Erkundung der Insel, Essen von Hackricka (Paprika mit Hack) und erfolglosem angeln im Kanu an der Schilfkante. Wieder auf der Insel wollte ich aber einfach nicht aufgeben und angelte weiter. Mario gesellte sich zu mir und warf halbherzig eine Pose ins Wasser. Er stand etwas entfernt als ich bemerkte, dass seine Pose weg war. Er hechtete los und tatsächlich war ein Fisch an der Angel. Ich holte im Sprint über Büsche,Stock und Steine den Kescher vom Zelt und der Fisch stellte sich als anspruchsvoll raus. Er verkantete sich ganze zwei Mal komplett an einem dicken Ast der wohl direkt vor uns im Wasser war. Das war ziemlich aufregend, immerhin bangten wir um unseren ersten richtigen Schwedenfang und gleichzeitig unser Abendessen. Petri war mit uns und bescherte uns schließlich mit einem hübschen Hecht von 62 Cm Länge. Mit Zwiebeln gefüllt sorgte er für ein angenehmes sattes Gefühl am Abend. Die Stimmung stieg enorm an und auf den Tisch kommt heut ein Fisch! Hecht mit Zwiebeln, Salz und Paprika in Margarine gebraten. Der Wahnsinn ! Zufrieden und satt gingen wir schlafen.


Tag 4 Dienstag- Das Wohnzimmer

Der Tag startete gegen halb 8 mit Mario, der baden wollte. Bei bewölktem, frischen Wetter nicht die angenehmste Idee, aber was muss das muss. Er hat das Vorhaben eiskalt durchgezogen, auch wenn er dabei nicht glücklich aussah. Danach gab es heißen Kaffee zur Aufmunterung und Hühnersuppe. Es fing an zu regnen während wir gerade am Packen waren und somit machten wir uns im Regen auf den Weg. Wir waren eingepackt in Regenjacken und trugen Müllsäcke um die Beine, auf dem Gepäck sammelte sich der Regen. Aber immerhin bekamen wir diesmal keinen nassen Hintern. Die nasse Fahrt wurde entlohnt mit einem baldigen Lagerplatz an einer langen großen Schilfkante. Auf dem Platz waren bereits Bänke aufgebaut. Dies war eine willkommene Einladung und somit blieben wir. Wir komplettierten das fast schon luxuriöse Fleckchen Erde mit unserem Zelt und bauten unsere Lager auf. Danach legte ich mich einfach, wie jeden Tag, flach auf einen großen Stein. Mittlerweile spüre ich die Natur richtig. Der Stein strahlt Wärme aus und ich spüre, wie die Sonne auf mein Gesicht scheint, sie brennt fast schon. Ich höre wie der Wind vom Wald her näher kommt, ein rauschen und rascheln in den Bäumen, immer schneller und lauter bis er schließlich kraftvoll und kühl über mich her streift. Das Rauschen des Wassers ein paar Meter neben mir, begleitet vom Plätschern und glucksen wenn kleine Wellen die großen Steine erreichen. Die Harmonie und der Einklang des Ganzen treibt mir unausweichlich ein großes Grinsen in das Gesicht. Ich bin angekommen. Ich bin ausgeglichen. Ich bin hier. Mario kann das Ganze leider nicht so sehr genießen im Moment. Er ist ununterbrochen am Schaffen. Wir haben jetzt eine Art Wohnzimmer mit Tarp und eine Mauer aus schweren Steinen als Windschutz. Der Nikotinmangel lässt ihn einfach nicht vollends entspannen. Ich konnte aber wenigstens dafür sorgen, dass er nicht auch noch hungern muss und kochte einen Bohnen Kartoffel Zwiebel Speck Topf. Danach konnten wir gemeinsam entspannen und lagen dösend auf den Felsen in der Sonne, ganz wie Bartagamen und sonstige Echsen es gerne machen. Das Angeln war heute eher Nebensache, wir erkundeten die Gegend per Kanu und besuchten unsere erste Insel „Ant Island“. Ich beobachtete währenddessen immer wieder den Himmel, heute wollte ich einen schönen Sonnenuntergang erwischen. Mein Wunsch wurde mir in Gelb-gold-orange und fast wolkenlos erfüllt. Wir schauten uns den Sonnenuntergang nähe unseres Lagerplatzes von einer Reihe Felsen im Wasser an. Wir entschlossen uns noch eine letzte Abendrunde im Kanu am Schilf zu angeln. Bereits nach ein paar Würfen biss bei Mario einer an, auf einen 12cm Gummifisch in Silber Glitter/Neon gelb. Es war ein Hecht von circa 45 Cm. Nach einem schnellen Bild durfte der kleine weiterschwimmen, wir hatten plötzlich Hoffnung noch einen größeren zu erwischen. Der nächste Biss folgte auf den gleichen Köder, konnte aber leider nicht gelandet werden. Und mich verfolgte weiterhin das Pech…kein einziger Biss, dafür aber eine Menge Wasserpflanzen und Kraut. Die zahlreichen Mücken vertrieben uns baldig vom Schilf und wir gingen schlafen.



Tag 5 Mittwoch-Die Schilfbucht

An diesem Tag haben wir mal etwas ausgeschlafen, schätzungsweise bis 10Uhr und wir verließen auch nicht sofort unser Lager sondern fingen zuerst ein paar Köderfische. Die Sonne ließ sich zum Glück heute blicken und somit paddelten wir entspannt an Ant-Island vorbei. In der Nähe tauschte Mario mit ein paar Jungs einen Köderfisch gegen 3 Zigaretten und freute sich, wie andere über ein lang ersehntes Geschenk an Weihnachten. In einer kleinen Bucht inmitten von mehreren Schilfkanten und Gräsern bauten wir unser Lager auf. Danach ging ich in einer natürlich gebauten, angenehm flachen Badebucht baden, hier war das Wasser sogar angenehm aufgewärmt von der Sonne. Mario werkelte wieder an einer Bank herum und beim Erkunden der Insel fand ich eine Schachtel voller nasser Zigaretten ohne Filter, schön durchgeweicht. Dieser Fund erfreute Mario und er probierte den Tabak in der Sonne zu trocknen, ich zweifelte jedoch dass man die danach wirklich rauchen kann. Die Hechtangelei wurde vorbereitet und auf dem Kocher köchelten Nudeln mit baked beans und Zwiebeln vor sich hin. Nach einem Schläfchen wurde die Insel weiter erkundet, wir sahen Barsche die wie Orcawale am Ufer jagten. Gegen 20:00 fuhren wir mit dem Kanu raus zu den zahlreichen Schilfkanten, an denen wir leider nichts fingen. Daraufhin entschlossen wir uns, den Spot vom gestrigen Tag aufzusuchen und machten uns auf die Reise. Leider konnten wir dort nur kurz und erfolglos angeln, da baldig dunkle Wolken aufzogen die uns abbrechen ließen. Auf dem Weg zurück passierten wir eine kleine Felsinsel auf der Möwen brüteten, dessen Babys sahen in meinen Augen aus wie kleine Dodos und in Marios Augen wie knusprige Grillhähnchen. Der Mann braucht einfach Fleisch, und davon gab es hier nicht allzu viel. Die Möwen blieben natürlich unversehrt zurück und auch die Eltern merkten, dass von uns keine Gefahr ausgeht und legten sich wieder nieder. Das taten wir dann auch, als wir an unserem Lager ankamen. Andernfalls hätten uns die zahlreichen Mücken an dem Abend sicherlich aufgefressen, was aber in der sumpfigen Umgebung auch keine Überraschung für uns war.


Tag 6 Donnerstag- Die feuchtfröhlichen Belgier:

An diesem Tag blieben wir auch wieder etwas länger im Zelt, solang bis der Regen aufhörte. Dann packten wir im Sonnenschein unsere Sachen und paddelten los. Wir wollten ein paar Danos abklappern, eine Nacht überdacht schlafen schien uns eine gute Idee zu sein. Der Wetterbericht sagte eh nichts allzu Gutes vorher und das bestärkte unsere Entscheidung noch. Aus dem Vorhaben wurde eine lange, wirklich lange Reise an mehreren Inseln und Landzungen vorbei. Alle Danos die wir sahen waren schon besetzt. So ging es eine ganze Weile. Währenddessen kamen wir aber an malerischen Landschaften vorbei die uns gewissermaßen an Kanada erinnerten. Am gefühlt 100sten belegten Dano hatten wir eine, wie sich herausstellte, geniale Idee. Ich fragte die Gruppe, ob sie noch bleiben wollen oder das Dano bald verlassen. Nach ersten Missverständnissen wurde klar dass wir englisch sprechen mussten. Wir kramten unser halb vergessenes Schulenglisch so gut wie möglich heraus und entschieden uns bei der freundlichen Gruppe anzulegen. Die Gruppe war aus Belgien und wollte eigentlich bald weiterpaddeln. Sofort als wir anlegten wurden wir von einem Mischlingshund begrüßt, knurrend aber schwanzwedelnd. Das ging dann im Endeffekt den ganzen Abend immer im Wechsel, der Hund wusste wohl einfach nicht was er von uns halten sollte. Wir verstauten unsere Sachen erst Mal grob im Dano, kaum haben wir das getan nahm der Wind zu und dunkle Wolken zogen über uns, begleitet von unglaublich starkem Regen. Wir verkrümelten uns alle zusammen im Dano und führten sehr lustige und interessante Gespräche. Versorgt wurden wir, sehr zu Marios erfreuen, mit Zigaretten, Bier und Whisky. Als der Kaffee köchelte beobachteten wir, wie sich ein kräftiges Gewitter zusammenbraute und waren unglaublich dankbar über den Unterschlupf, nicht auszumalen wie es uns ergangen wäre wenn wir nicht angehalten hätten. Nach dem Gewitter wurde einer der belgischen Bands mit schwarz/weißer Farbe geschminkt, passend zu seinem Outfit welches aussah wie der Mantel vom Tod höchstpersönlich. Die netten Herrschaften hatten eine Band und wollten einen Videodreh durchführen, deshalb die Kostümierung. Wir verbrachten einen unterhaltsamen Abend mit Inseltour, Lagerfeuer und jeder Menge guten Gesprächen, letztendlich gaben uns die Belgier sogar etwas von ihrem köstlichen Abendessen ab. Reis, Zwiebeln, Möhren, Paprika mit Asia-Maggi, einem Stückchen Limette und einer Art Sauerkraut mit Ingwer, Knoblauch und Gewürzen. Das schmeckte in dem Moment wirklich wie aus einem Sterne Restaurant. Das Gewitter verzog sich, aber ein eisiger Wind blieb den ganzen Abend, sodass die Belgier sich entschieden auch da zu bleiben. Nachdem wir alle gemeinsam in den Geburtstag von einem reinfeierten, schlugen Mario und ich unser Zelt auf und legten uns schlafen. Es stürmte die ganze Nacht durchgehend, sodass sogar die lauten Stimmen der Belgier wortwörtlich vom Winde verweht wurden.


Tag 7 Freitag – PADDELN ! :

Gegen 8 Uhr morgens weckte uns der Wind und wir entschlossen uns, nicht mehr auf die Belgier zu warten sondern zeitig zusammenzupacken und aufzubrechen. Es war immer noch unglaublich windig, auch auf dem Wasser. Der Gegenwind machte Lenkmanöver im Kanu nahezu unmöglich und zu einem wahren Kraftakt. Wir schafften es, die andere Seite des Ufers zu erreichen und wichen nicht mehr weit von der Uferkante zurück. Paddeln! wurde zu unserem neuen Schlachtruf. Mal mehr, mal weniger ernst kämpften wir uns grob in Richtung Camp vor. Wir paddelten weiter, immer weiter mit wechselhafter Laune bei beiden. Somit kam es an diesem Tag auch wieder zu ordentlichen Zickereien an Bord. Schließlich wussten wir gar nicht mehr genau, wohin wir eigentlich paddeln wollten und paddelten am Camp vorbei, wo es einfach noch viel windiger wurde. Wir peilten die Schleuse um, drehten dann aber wieder da wir bemerkten, dass wir nicht genug schwedische Kronen im Gepäck hatten. Wir landeten auf einer von eisigem Wind umpeitschten Landzunge. Das einzig schöne waren zahlreiche Enten und Gansküken, die unseren Weg passierten. Die Sonne schien zwar, aber die Wärme hatte keine Chance durch den Wind zu uns zu dringen. Meine Laune war am Tiefpunkt, so entnervt war ich von dem andauernden Wind inzwischen. Mario wollte daraufhin wieder einen Teil des Weges zurückpaddeln, weil er sich dort windstillere Orte erhoffte. Also brachen wir weiter auf und fanden zum Glück einen kleinen, netten Ort. Wieder auf einer Landzunge und wieder windig, aber unsere Vorgänger hatten vorgesorgt und es stand ein aus Ästen und Tannen gebauter Windschutz an einer kleinen Mulde auf einem Vorsprung direkt neben dem Wasser. Brühe und Brot sollten uns neue Kraft schenken, viel mehr hatten wir auch nicht mehr da die Essenstonne schon nahezu leergeplündert war von uns. Nach dem Essen hielten wir erst Mal ein Schläfchen im kuscheligen Zelt, welches wir mittlerweile in Rekordzeit aufbauen konnten. Da der Wind nicht abließ und es draußen ungemütlich war verbrachten wir noch einige Stunden kuschelnd und quatschend im Zelt bevor wir uns mal wieder rauswagten. Wir philosophierten über Essen, was wir nicht hatten, und malten uns die leckersten Gerichte aus. Wir ließen die letzten Tag Revue passieren und ich beobachtete die kleinen grünen Raupen, die gefühlt überall waren. Zentimeter für Zentimeter schob sich eine davon über unser Innenzelt, immer wieder rauf und runter. Als wir wieder draußen waren aßen wir vor dem Windschutz Cornflakes mit Milch und Zucker und bereiteten die letzten 4 Kartöffelchen zu. Weiter passierte nichts Spektakuläres mehr, bis der Abend kam. Nach unserer letzten warmen Mahlzeit schenkte Schweden uns an diesem letzten, vollen Abend noch einen unfassbaren Sonnenuntergang mit Farben und Kontrasten, wie man sich es nur wünschen kann. Wir genossen ihn bei heißem türkischem Apfel Tee, den ich schon fast vergessen in meinem Rucksack wiederfand. Ich las ein wenig in den Büchern von Scandtrack und bemerkte, dass wir ja auch auf dem Campingplatz neben dem Camp hätten zelten können. Mario ärgerte sich kurz, aber dann realisierten wir dass es ja die letzte Nacht hier ist und wir die gerne noch draußen in der Wildnis genießen wollten. Die folgende Nacht war aber leider auch die ungemütlichste und kälteste von allen, trotzdem oder gerade deshalb schliefen wir erschöpft ein.


Der Abschied:

Da war er nun, der letzte Tag unseres Abenteuers. Wir steuerten schon früh am Vormittag das Outdoorcamp an, sodass wir in aller Seelenruhe unsere Ausrüstung zurückgeben konnten, ohne in den Hauptstrom zu gelangen. Mit dem einen oder anderen Bier ließen wir den Urlaub in der Sonne sitzend ausklingen und führten noch allerhand interessante Gespräche mit unseren Mitreisenden. Eine wenige Minuten andauernde Dusche erfrischte die Gemüter ungemein und Kötbullar erwärmten Herz und Magen. Jetzt waren wir bereit für die Heimreise, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Eindrücke, die wir in Schweden gesammelt haben sind einzigartig und langanhaltend. Der ganze Urlaub war in jeder Minute wieder überraschend. Planbar ist es hier nicht, das haben wir an unseren Vorsätzen gesehen, aber genau das ist das, was die ganze Sache noch spannender macht. Wir hatten überwältigende schöne Momente, schwierige Situationen und auf jeden Fall hatten wir das was wir wollten: Ein Abenteuer!

Danke. Danke an Scandtrack für ein Erlebnis, das wir niemals wieder vergessen werden.
Wenn Sich die Chance ergibt, sind wir auf eine Fortführung dieser Reise sehr gespannt!

Im Alltag angekommen wünschen wir uns trotz allem Verzicht in vielen Momenten wieder auf die einsamen Inseln nach Schweden zurück. Mit der wohltuenden Stille, ohne störende Technik, der entschleunigten Zeit und dem Gefühl nichts machen zu müssen, aber alles machen zu können.
geschrieben von Anja C. am 10.10.2019
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