aktuelle Reiseberichte

Von Digital Detox und wilden Tieren

Anruf bei Scandtrack: „Können wir noch spontan ne Kanutour buchen?“
„Wie spontan?“
„Nächste Woche Freitag solls los gehen“
Lachen auf der anderen Seite des Hörers. „Das ist ja nicht spontan. MORGEN wäre spontan! Kriegen wir locker hin.“

Dieser erste Kontakt mit Scandtrack bringt den weiteren Verlauf der Reise auf den Punkt. Es wird einem so einfach wie möglich gemacht, um sich komplett auf das Abenteuer Kanutour einlassen zu können. Für uns ging es in Köln quasi direkt vor der Haustür los. Rein in den Bus, zwei Mal Fähre und schon waren wir in Schwedens Seenparadies angekommen. Hier stand alles bereit. Die Cornflakes wurden schnell noch gegen eine zweite Dose Leberwurst ausgetauscht und schon gings los aufs Wasser. Wie die Bienen sind alle Teilnehmer vom Camp aus ausgeschwärmt.

Ein Traum von Mittsommer, zur längsten Tageszeit des Jahres gab es ja mehr als genug Zeit zu Entdecken und Genießen. Wir hatten keine großen Pläne geschmiedet und wollten einfach den Moment genießen, ohne Kalendertag und Uhrzeit. Vielleicht hat das Schicksal es so gewollt und dafür gesorgt, dass zwei unserer Powerbank leer in den Rucksack gewandert sind. So war der Akku eines unserer Handys direkt aufgebraucht. Geschadet hat das allerdings nicht. Im Gegenteil. Endlich im Hier und Jetzt ankommen. Nur wir zwei, unser Kanu und das große Wasser. Das einzige wirklich geplante Ziel war der Autofriedhof von Bastnäs, den wir zu Ende der Reise ansteuern wollten. So paddelten wir einfach, wie uns danach war - mal kurze Routen, mal längere Strecken. Bei strahlendem Sonnenschein, wie bei Regen waren wir unterwegs. Am meisten im Gedächtnis werden uns wohl aber die Wellen mit Schaumkronen bleiben, die einem das Adrenalin in den Adern hoch trieben und nur Zick-Zack Kurs am Ufer möglich machten. Endlich Abenteuer! Raus aus dem Alltag und direkt mitten drin. Auch der Kanuwagen wollte mal benutzt werden, für eine Umtragestelle. Besonders schön aber waren spätabendliche Überfahrten bei tollem magischen Licht und einer Wasseroberfläche, so glatt wie ein Spiegel.

Schon auf der ersten Insel gab es vor allem eine faszinierende Sache zu finden: Elchkacke. Ich folgte der Spur aus braunen Kötteln, wie der gestrichelten Linie auf Schatzkarten – nur dass ich anstatt Gold bei der mit einem roten X versehenen Stelle unbedingt einen Elch erwartete. Die Spur war nahezu auf jeder noch so kleinen Insel zu finden. Ich kämpfte mich durch Dickicht, über bewucherte Hügel und schaute hinter jedem Felsen. Zu gerne würde ich davon erzählen, wie wir auf dem spiegelglatten See paddelten und ganz dicht neben unserem Kanu plötzlich erst ein riesiges Geweih und dann der ganze Elch auftaucht, stundenlang neben uns her schwamm und ein Knoppers aus meiner Hand fraß. Stimmt aber leider nicht. Den wildesten Tieren, denen wir in dieser Zeit begegnet sind, waren Zecken, ein Blutegel und Stechmücken. Wir habens aber überlebt.

Die Lagerplätzen wurden bunt gemischt, mal einfach der wunderschöne Spot im Nirgendwo, wie auch die Danos, die an tollen Orten zum Verweilen lockten - und an denen sich die ein oder andere Begegnung mit netten Gleichgesinnten ergab. Hier konnten sich tolle Gespräche und gemütliche Lagerfeuerabende bei einer guten Tasse Wein (neben Parmesan und Oregano fürs Stockbrot DER selbst-mitbring-Tipp Nummer 1!) entwickeln. Beste Gelegenheit, um so auch den ein oder anderen Tauschhandel zu vollziehen. Eiweißbrot gegen Vollkornbrot. Bester Deal der Woche. Und egal ob auf Feuer oder Trangia, es wurden immer reichlich leckere Gerichte aus der blauen Tonne gezaubert, die bis zum Ende immer etwas Gutes bereit hielt. Die Angel war zwar eingepackt und der nötige Schein dafür vor Ort im Camp gekauft, selbst gefangene Fische landeten bei uns allerdings nicht in der Pfanne. Es gab einfach so viel anderes zu tun, sehen, erleben und wenn dann mal Zeit und Lust da war, wurde die Freude schnell durch die lästigen kleinen Quälgeister von Stechfliegen im Keim erstickt… Die waren wirklich der einzige Wermutstropfen auf der Reise. Man sollte sich also definitiv wappnen – oder nicht im Sommer fahren. Normalerweise sind wir sonst mit dem Rucksack unterwegs und wollten uns voll auf dieses Abenteuer Kanu einlassen, pendelten zwischen Festland und den größeren und winzigen Insel. Ob an den Hauptseen oder den engen Seitenarmen und Passagen, die alle auf ihre Art und Weise in eine andere Welt entlockten, die es zu schützen und schätzen lohnt. Zwischenzeitlich schien die Zeit still zu stehen und jeder Tag hielt etwas Besonderes bereit, was wir nicht mehr vergessen werden. Eine wundervolle Reise, an der wir gewachsen sind, bestens abschalten und digital detox betreiben konnten und vor allem ein Zuhause in der Natur gefunden haben.
Und Eins ist sicher: wir kommen wieder.

Franziska & Philipp
geschrieben von Franziska L. am 15.10.2019

Kommentar vom 16.10.2019

Schöne Bilder!

Kommentar vom 16.10.2019

Traumhafte Fotos. Werde das nächstes Jahr auch machen. Man bekommt wirklich sofort Lust, dort hin zu fahren! Vielleicht finde ich dann auch den Elch :)
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