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Die Abenteuer von Celina und Kira - Glaskogen

Wir schreiben das Jahr 2013. Dies sind die Abenteuer von Celina und Kira.
Tausende Kilometer von ihrem Heimatort entfernt stapfen sie durch die Wildnis, bekämpfen Dornensträucher und Riesenbremsen, entdecken verborgene Seen und machen sich auf, die perfekte Beerenlimonade zu kreieren.

Die Reise begann mit einigen Missverständnissen. Eine Busfahrt von Köln über Dänemark nach Schweden? Ja, in etwa sechs bis acht Stunden ist das doch geschafft.
24 Stunden später war der Irrtum offensichtlich und Celina leicht bis mittelschwer deprimiert.
Schnell stellte sich heraus, dass wir uns als Trekker gnadenlos in der Unterzahl befanden. Umzingelt von Kanufahrrückten versuchten wir verzweifelt, den Inhalt der riesigen Verpflegungstonne in unsere Rucksäcke zu verfrachten, woran wir kläglich scheiterten.
Doch mit stark dezimierter Ausrüstung und nur zehn Minuten, nachdem sich alle Anderen bereits auf den Weg gemacht hatten, hatten wir unsere Rucksäcke schließlich fast fertig gepackt.
Nächstes Problem: Wo in Gottes Namen befinden wir uns eigentlich? Diese kleine Information war uns leider nicht angetragen worden, und so machten wir uns voller Elan in die richtige Richtung auf – mit einer geringfügigen Abweichung von etwa 180°.
Doch nachdem wir herausgefunden hatten, dass der Wanderweg durch die freundlichen orangenen Bäume gekennzeichnet wurde, konnten wir unseren Weg durch das Dickicht verlassen und fanden eine wunderschöne Landzunge, gerade rechtzeitig um eine ebenso schöne Dämmerung am See betrachten zu können.
Der nächste Tag wurde eingeläutet von einer bahnbrechenden Entdeckung, die uns zeigte wie man den Rucksack einzustellen hat, so dass die 20 Kilo zu einem Federgewicht wurden. Wir dankten der Entdeckung freundlich und setzten unsere Wanderung fort. Wir dachten ernstlich, diese Location sei nicht mehr zu toppen. Doch als wir nach einem wundervollen Wandertag, gesegnet mit Blaubeeren, Erdbeeren und Enten auf Familienausflug, müde und erschöpft ein Funkeln durch die Bäume erblickten, wussten wir, wir hatten es gefunden. Den Himmel. Die Ruhe. Das Paradies. Einen kleinen See, versteckt und abgelegen von den Massen, der im Glanz des Sonnenuntergangs erstrahlte. Als wir dann noch im Gästebuch der zugehörigen Windschutzhütte ein Rezept für Beerenlimonade fanden, hätte der Urlaub nicht mehr besser werden können. Satt und zufrieden schliefen wir schließlich am Seeufer ein, begleitet von Douglas Adams' „Per Anhalter durch die Galaxis“, denn das allabendliche Vorlesen war inzwischen zur Routine geworden.
Routine bildete sich schnell in vielen Dingen. Der Morgen ist das beste Beispiel: Zusammenpacken, Essen machen, Spülen – gingen schnell von der Hand. Jedoch geschah dies alles nicht, bevor wir uns nicht mindestens zwei Stunden in der Sonne geräkelt hatten.
Die Tage vergingen, das gute Wetter blieb, die Meilen schwanden unter unseren Füßen dahin.
Nach vier Tagen trauter Zweisamkeit begegneten wir den ersten Fremden. Wir näherten uns vorsichtig, schnupperten und stellten fest, dass sie gutmütig, wenn auch Belgier waren. Wir teilten Honig, Schlafplatz und einen beeindruckenden Sonnenuntergang, wenn auch nicht die Sprache. Das machte allerdings keinem von uns viel aus, am Morgen waren wir bereits gute Freunde.
Mit noch fast drei Tagen Zeit und dem beschwerlichen Teil des Weges hinter uns machten wir uns ein weiteres Mal auf den Weg. Unser Ziel war Lenungshammar, wo wir die Wichtigkeit eines Schokoriegels erkannten und herausfanden, dass wir in unserem Dezimierungswahn eine Mahlzeit zu wenig eingepackt hatten. Doch kein Problem! Der „Supermarkt“ kam zu unserer Rettung. Schon interessant, wie beeindruckend bereits nach wenigen Tagen der Wanderung eine einfache Toilettenspülung wirken kann. Ganz zu schweigen von so viel Verpflegung an einem Ort.
Satt und geduscht begingen wir die letzte Etappe unserer Reise: Ein Schlenker entlang des Kulturpfades, noch mehr Blaubeeren – die mittlerweile sowieso unser Hauptnahrungsmittel konstituierten – noch mehr atemberaubende Ausblicke und zwei Wohnwagen voller kartenspielender Franzosen lagen auf unserem Weg, bevor wir fußwund, braungebrannt, komplett zerstochen und zutiefst zufrieden im Basiscamp angelangten.
Sämtliche Verpflegung war aufgebraucht, alle Ausrüstung benutzt worden. Alle Ausrüstung? Nein! Genau ein Item hatten wir umsonst mitgenommen – und zwar die Regenjacken. Aber wer rechnet denn auch mit einer gesamten Woche strahlenden 21-Grad-Sonnenscheins im schwedischen Seengebiet.
Wir konnten uns nicht einmal beschweren, keine Elche gesehen zu haben. Während der Wanderung hatten wir sie durch unser lärmendes Menschengehabe wohl verscheucht, doch dafür durften wir vom Bus aus ein Elchkalb samt Mutter über die Straße trottend beobachten. Die Rückfahrt verging uns dann auch bemerkenswert schnell – was wohl auch an unserer völligen Erschöpfung gelegen haben könnte. Nicht einmal die Bussitze, die jedem Physiotherapeuten Schauder über den Rücken jagen würden, konnten uns noch vom Schlafen abhalten.
Trotz einigen Startkomplikationen mit Ausrüstung und Orientierung war unser Urlaub schließlich hoch zufriedenstellend. Unsere Rucksäcke und deren Inhalt haben uns gute Dienste geleistet, und die Zusammenstellung der Pakete war so gut gewählt, dass selbst wir als Unerfahrene so ziemlich alles dabei hatten, was wir brauchten. Den Trip selbstständig zu gestalten, hat uns die Möglichkeit gegeben, genau die richtige Mischung zwischen körperlicher Anstrengung und absoluter Erholung zu finden. Und wir haben definitiv Blut geleckt an dieser atemberaubenden-Blicke-schenkenden, auf-das-wichtigste-am-Tag-reduzierenden und jeden-Tag-etwas-neues-beibringenden Art des Urlaubs, den wir jedem wärmstens empfehlen können.
geschrieben von Celina L. am 14.10.2013
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Viel Spaß!

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