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16 Tage lang in der Sonne verwildern....

Wenn eine begeisterte Globetrotterin und ein eher urlaubsmuffeliger Naturfreak Urlaubsziele diskutieren, gehen die Vorstellungen manchmal unglaublich weit auseinander. Am Abend, als wir eigentlich unseren „Kompromissurlaub“ in Irland buchen wollten, fiel uns in der 4seasons die Anzeige von Scandtrack in die Hände und wir waren spontan so Feuer und Flamme, dass wir alle Pläne über Bord warfen und sofort 16 Tage Kanutour auf eigene Faust buchten. Mit der Aussicht auf die Kanutour verschwand bei meinem Freund auch jeglicher Ansatz von Urlaubsmuffeligkeit….

Die erste nette Urlaubsbekanntschaft machten wir beim Warten auf den Bus in Köln und verstanden uns auf Anhieb so prächtig, das wir mit kleinen Pausen bis Lennartsfors durchquatschten. Ziemlich übernächtigt dort angekommen, waren wir wegen der durcheinanderwuselnden vielen Leute erst einmal skeptisch: „Wie sollen sich so viele Leute denn auf den Seen verlaufen? Da paddelt man ja Kanu an Kanu..?“

Unsere Skepsis wich, als wir von unseren Vorgängern die Kanus in Empfang nahmen: alle Rückkehrer sahen allesamt zwar ein wenig erschöpft und zerrupft, aber sehr glücklich aus.

Nach dem obligatorischen Einmal-im-Kreis/Zickzack-paddeln gewöhnten wir uns recht bald an unser Kanu, passierten die Schleuse und enterten „unseren“ See. Die Kanus, mit deren Paddlern wir noch in der Schleuse geredet hatten, verstreuten sich in kurzer Zeit auf dem großen See und wir hatten bald das Gefühl, allein auf einem Privatsee unterwegs zu sein. Müde entdeckten wir nach ein paar Kilometern weiter einen Bilderbuch-Lagerplatz: kleine Anlegebucht, erhöhter Zeltplatz auf Mooswolken, gemauerte Feuerstelle…Nach einem kurzen Planschen im See (trotz strahlendem Sonnenschein war es sehr kühl) ließen wir uns von der Sonne trocknen, brutzelten uns auf dem Feuer ein leckeres Abendessen und ließen den Abend mit (beutelosem) Angeln und einem Bierchen am Ufer ausklingen.

Was ein herrliches Gefühl, morgens von den Sonnenstrahlen auf einer einsamen Landzunge geweckt zu werden. Wir fühlen uns bereits am ersten Morgen so ausgeruht und „weit weg“, als ob wir schon tagelang unterwegs wären. „Sag mal, wie spät ist es eigentlich?“ „Keine Ahnung, eigentlich auch völlig egal, oder?“ „Stimmt….“

Diese wunderbare Entspannung sollte uns bis auf wenige Schreckmomente ( „Verdammt, musst du das Kanu beim Einsteigen halb zum Kentern bringen?“….“Warum können auf einem kleinen Binnengewässer bei starkem Wind SO hohe Wellen aufkommen?“….“Wie finden wir eigentlich aus diesem Wald wieder raus? Wir finden ja nicht mal den Weg zum Wasser zurück zur Orientierung“……NACH dem Genuß der hervorragenden Pilzpfanne: „Ich habe noch nie Pilze gesammelt, aber du hattest da doch sicher Erfahrung mit, oder…?“) die komplette Zeit über begleiten, ebenso wie die Sonne. Wir hätten mit allem gerechnet- aber nicht damit, annähernd 2 Wochen durchweg strahlenden Sonnenschein zu haben. Das Kanufahren lief prima- wir versuchten allerdings auch nicht, uns mit sportlichen Höchstleistungen zu überbieten. Unsere tägliche Strecke variierte zwischen 2 und 20 km.

Der Fischreichtum faszinierte uns- an manchen Plätzen tobten in der Dämmerung so viele Fische an der Oberfläche rum, dass keine 10 Sekunden ohne neue Ringe auf dem Wasser vergingen. Unser Anfänger-Angelglück hielt sich in Grenzen- die 4 Fische, die wir im Laufe der Tour fingen, wurden gebührend gefeiert. Das tägliche Angeln bescherte uns allerdings fast jeden Abend einen wunderbaren Sonnenuntergang und viel Zeit für Tierbeobachtungen: diverse Wasservögel, Spechte, schwimmende Ringelnattern, einen spielenden Nerz und wunderschöne Schmetterlinge. Bei einer großen Pilzsammeltour fanden wir auch ganz frische Elch-haufen- das Tier dazu sollten wir jedoch erst am letzen Abend sehen. Leider nicht in ganz freier Wildbahn sondern vom Busfenster aus- er stand seitlich im Straßengraben und imponierte selbst dort mit seiner enormen Größe.

Wir haben in den 2 Wochen nie auf einem offiziellen Zeltplatz übernachtet sondern fanden immer wunderschöne Plätze zum Übernachten: einen kleinen Strandabschnitt mit höher gelegenem Zeltplatz, eine einsame Bucht, das Steilufer an einem Zeltplatz wo ein Kettensägenkünstler aus den Stümpfen von Bäumen Wichtel und Meerfrauen gesägt hat die einfach so in der Landschaft stehen etc. Meist wurden diese Plätze noch interessanter durch das vorhandene Nahrungsangebot: Beeren en masse, Pfifferlinge, Maronen, Steinpilze, Fische…. Kleiner Tipp für die doch ziemlich sauren Preiselbeeren: über Nacht leicht einzuckern, morgens Brot mit Öl in der Pfanne knusprig rösten, dann die gezuckerten Beeren dazu und aus der Pfanne als leckeres Frühstück löffeln. Generell war die Verpflegung prima, wir hatten von zuhause noch Rum, Kakao, Knoblauch und Sprühsahne mitgenommen und konnten uns deswegen Luxus leisten wie heißen Lumumba am Lagerfeuer, Pfifferlingspfanne mit Speck, Beerenkompott mit Sahne oder Steinpilze-Eintopf mit Knoblauch……Lecker!

Dank der 2 Wochen Zeit hatten wir die Möglichkeit, uns ohne Hast viele verschiedene Plätze angucken zu können: vom Steilufer bis zum Badestrand, von frühgeschichtlichen Relikten bis zum verwunschenen Zauberwald, vom schattigen Kanal bis zur einsamen Insel. Die paar Schweden, die wir trafen, war von ausgeprägter Herzlichkeit- da war es fast schon schade, dass wir meist allein waren.

Die Zeit war unglaublich erholsam vom Alltag, spannend, teils anstrengend, anregend und einfach wunderschön! Als wir braungeknuspert wieder in Deutschland waren, mit von der Sonne wesentlich heller gewordenen Haaren, sahen wir beide im positivsten Sinne „urlaubsverwildert“ aus. DANKE DAFÜR!
geschrieben von Natascha V. am 15.10.2013
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