Unverhofft unter Polarlichtern

In der zweiten Septemberwoche, war ich im Rahmen der OTT 2014 mit neun anderen Gewinnern auf einer traumhaften Morning Light Tour im Dalsland unterwegs - vom morgendlichen Abkühlen in den Seen, experimentellen Pancaks mit Heidelbeeren zum Frühstück, Sonnenschein und Starkregen beim Kanufahren und einem unvergesslich, letzten Abend mit Schwitzhütte und tanzenden Polarlichtern.

Nach einer längeren Fahrt schlenderte ich noch etwas durch die belebten Straßen der Hansestadt, genoss die Abendsonne und das an mir vorüberziehende geschäftige Treiben der Großstadt. Noch wollte ich den Lärm, die Bewegung und Dichte in mich aufsaugen, bevor es die nächste Woche in einsame und beruhigende Natur gehen sollte. Die Boote auf der rötlich gleißenden Alster weckten erste Lüste auf das Kanufahren und die frische Prise Seeluft holte mich aus meinen Gedanken zurück in die Gegenwart. Nur noch eine halbe Stunde bis zur Abfahrt.... Vor dem Bus sammelten sich vereinzelt kleine Gruppen. Rucksäcke mit aufgeschnallten Schlafsäcken und Isomatten verrieten eine noch unausgesprochene Zusammengehörigkeit. Der ein oder andere leuchtende Dryback tauchte auf und mit wenigen Worten vereinte sich die Gruppe der einzeln angereisten Outdoorfreunde, gelassen und voller Vorfreude auf das Kommende.
Die Nacht in Bus und Fähren blieb nur ein unvollständiges Bild einzelner wacher Momente. Treppen im inneren der Fähre, dunkle Autobahnauffahrten und kurvenreicher Stunden durch ruhige Landschaften. Nach offizieller Begrüßung im Camp, einer kleinen Stärkung und weiteren Worten des Kennenlernens, ließen wir die Boote zu Wasser, packten die Säcke, beluden und paddelten in die Nachmittagssonne hinein.
Die Tage vergingen viel zu schnell. Die Ruhe und Gelassenheit aller übertrug sich rasch auf den Alltag. Gemütlich wurde am Morgen das Feuer entzündet und jeder behalf sich selbst mit der Nahrungsaufnahme, bevor man einige Stunden mit testen von verschiedenen Produkten und Fachsimpeleien mit anderen Outdoorfreaks nachging. Das Camp wurde abgebaut, mit einem Auge war man schon bei dem Zelt, welches man vielleicht in der nächsten Nacht bewohnen würde.
Wenige Stunden paddelten wir weiter zum nächsten Rastplatz. Fotoshooting bevor die Boote vollständig entladen wurden. Einige Kreise in der gleißenden Sonne auf die Kameras zu und dann ganz langsam paddeln. Blick nach vor – jetzt zur Kamera.
Ohne irgendwelchen organisatorischen Aufwand verteilte sich die Arbeit. Während einige den Fischen auflauerten, sammelten andere Holz, schnitten schon Kartoffeln, waren damit beschäftigt die Produkte zu bewerten, oder ließen die Seele bei ein paar Schritten auf der Slackline baumeln. Nach und nach versammelte man sich um das Feuer, wenn die Luft, mit ersten Gerüchen von Essen erfüllt, gegen Abend langsam abkühlte. Tee, Pilzpfanne und Calzone gab es heute. Die Gespräche reichten von atemberaubenden Reisegeschichten, innerer Medizin, Verschwörungstheorien bis wieder zu Preisen und Qualität von Outdoor Equipment. Zu späterer Stunde lichtete sich der Kreis und jeder ging seinen eigenen Gedanken nachhängend zur Nachtruhe über.
So verflog die Woche im Wind und wir hatten uns dem Basis Camp schon wieder genährt, als die Schönheit des letzten Abend nochmal alle in ihren Bann zog. Direkt nach Ankunft und koordiniertem Campaufbau inklusiver Stop-Motion-Aufnahmen, wurden die Steine ins Feuer gelegt und mit etlichen Eimern Tannenzapfen zum glühen gebracht. Als die Sonne im See versunken war, drängten sich die leicht bekleideten Körper auf dem steinernen Boden der Schwitzhütte. Zischend verdampfte der Aufguss auf den Steinen und öffnete die Poren. Ein kühles Bad, warme Kleidung und wieder saß man in gemütlicher Runde um das Feuer. Die letzten Vorräte, darunter auch noch Schokolade, machten gerade die Runde, als der tanzende Schimmer am Himmel die Gespräche verstummen ließ und für minutenlanges Schweigen und Schauen sorgte. Nordlichter in dieser Region schienen selten und umso eindrucksvoller, dass sie unsere Tour noch einzigartiger machten.
Die Boote landeten am Steg an, Schwämme putzen den Dreck heraus, die Säcke wurde wieder umgepackt und es ging zum gemeinschaftlichen Warten auf der Wiese des Camps über.

Der Bus, die Fähre, und dann die Großstadt. Man umarmte sich und versprach sich irgenwann mal wieder zu sehen. In einem Café schrumpfte die Gruppe von Stunde zu Stunde, bis ich letztendlich im Zug in Richtung Heimat realisierte, dass es vorbei war. Eine Woche die so schnell verflog, aber ein Fülle an schönen Erfahrungen hinterließ, dass sie eine Ewigkeit in Erinnerung bleiben wird.

Geschrieben im Oktober 2014, Ludwig S.

Bildergalerie zur Reise