Bäume, die auf Steinen wachsen

Schon als Kinder haben mein Bruder und ich gerne die freie Zeit in der Natur verbracht. Hauptsächlich war dies der Fluss „Iset´“ in meiner Heimat Russland. Seitdem sind mehr als 20 Jahre vergangen und trotzdem kommen immer wieder Bilder von der selbstgebauten Hütte aus Weidenästen, der Eimer Suppe mit frischgefangenem Fisch über dem Lagerfeuer und vieles mehr in Erinnerung.
Wir sind sehr froh, dass wir in Sibirien aufgewachsen sind, in einer Zeit, in der es keinerlei Unterhaltungselektronik gab und wir die wunderschöne Natur geniessen konnten.
Unsere gesamte freie Zeit haben wir in der Natur, am Fluss verbracht, haben geangelt, Lagerfeuer gemacht, sind geschwommen…
Nun leben wir in Deutschland und hatten schon lange den Wunsch, wieder in der Natur Zeit zu verbringen und die Freiheit zu fühlen, die wir von unserer Kindheit kennen.
Ich angle sehr gerne und liebe das Fotografieren, mein Bruder beschäftigt sich auch mit der Fotografie und verreist gerne.
Im Dezember 2013 habe ich dann einfach „Kanu Schweden“ in die Suchmaschine eingegeben und bin so auf die Seite scandtrak.com gekommen.
Das Angebot entsprach vollkommen unseren Wünschen. Man konnte mit einem Bus oder dem eigenen Auto anreisen, 7 Tage am See im Zelt, das Inventar und die Lebensmittel waren auch inklusive.
Das einzige, was man selber mitnehmen musste war eine kleine Matratze für das Zelt, ein Schlafsack und wetterfeste Kleidung. In unserem Fall hat die Reise 400,-€ p.P. gekostet.
Ich rief meinen Bruder an und wir haben uns sofort für die Reise entschieden. Wir haben den Zeitraum 30.05.-08.06.2014 gewählt.
Nun fing das Warten an… Es musste einiges überlegt und vorbereitet werden. Da wir keinen Strom haben würden, haben wir zusätzliche Akkus für die Kameras gekauft und eine kleine Solarzelle.
Die Monate zogen sich hin, aber der große Tag kam!

Nachdem wir in Leipzig mit dem Zug angekommen sind, kam die Aufregung. Auch die lange Anreise von 22 Stunden mit dem Bus, mit einem Zwischenstopp in Hamburg, konnte die Vorfreude nicht trüben. Alles verlief nach Plan. Am Morgen des 31.05. kamen wir endlich an, bekamen einen leckeren Imbiss und die Ausrüstung, problemlos und alles, was auf der Internetseite versprochen wurde.
Dann ging’s weiter zum Kanu. Nach einer kurzen Wartezeit durften wir einsteigen und das Abenteuer begann! Unser erstes Ziel sollte ein Platz sein, in der Nähe des Autofriedhofs. Während wir unsere Insel anvisierten, genossen wir die atemberaubende Natur Schwedens. Schweden begrüßte uns mit einem Bomben-Wetter! Die Sonne erfüllte uns mit noch mehr Freude, die man nicht beschreiben kann, sondern nur fühlen.
Nachdem wir angelegt hatten, machten wir uns auf den Weg zu unserem ersten Nachtlager.
Nach etwa einer Stunde, die wie im Nu verflog, erreichten wir den Zeltplatz.
Dieser war sehr gut ausgestattet und hatte ein Vordach.
Da haben wir auch unsere Ausrüstung deponiert. Schlafen wollten wir jedoch im Zelt, denn gegen Abend hörte man schon die Mücken summen, bei weitem nicht so schlimm, wie in Sibirien, jedoch war uns eine ruhige Nacht wichtiger als die Nostalgie. Am Lager lag das Holz bereit, Sägen und Hacken muss man jedoch selber. Mit der Säge hatten wir kein Glück, sie war stumpf und machte das Sägen schier unmöglich, was jedoch eine Ausnahme blieb. Also suchten wir im Wald nach passendem Holz, solange es nicht regnete und lagerten es unterm Vordach für den Notfall. Wenn wir mal keine Zeit hatten, bedienten wir uns am Benzin-Brenner, der in unserer Ausrüstung dabei war. Zwei Töpfe und eine Pfanne haben uns gereicht, . Wir machten unser Lager auf und nahmen einen Imbiss zu uns mit einem Schnaps, der die Aufregung legte und dann wurde es uns bewusst, das wir allein in der Natur sind und noch eine ganze Woche vor uns haben.
Es war zwar noch Zeit zum Angeln, doch ich genoss lieber den Ausblick und den Duft des Nadelwaldes.
Und so nahm mein Bruder die Angel in die Hand und ich entspannte mich in meinem Kanu. Nach 30 Minuten ohne Erfolg und meinen Ermunterungen, dass Anfänger schon ihr Glück haben, biss einer an! Der Hecht gab alles, doch mein Bruder gab nicht auf und zog ihn stolz ins Kanu. Er hat mich mit seinem Lachen so angesteckt, dass ich mich für ihn nur freuen konnte.
Den Hecht haben wir nicht gemessen, müsste etwa 85 cm groß gewesen sein. An der Seite hatte er Bissspuren von einem anderen Hecht. Wir entschlossen ihn wieder frei zu lassen, da wir so eine Menge an Fisch nicht geschafft hätten und Fischreste wegzuschmeissen ist keine Angler-Manier. Nach einer halben Stunden kehrten wir zurück zu unserem Lager. Der Lagerplatz sah so gemütlich aus und empfing uns mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages.
An unserem ersten Abend haben wir auch diese Aufnahmen des Sonnenuntergangs gemacht. Darauf mussten wir bis halb eins Nacht warten.
Nach einer kurzen Zeit am Lagerfeuer
kam die Müdigkeit und wir gingen Schlafen.
Die Nacht war einfach traumhaft! Die frische Luft, der Vogelgesang und das leise Rauschen der Kiefer über uns war absolut das Richtige nach dem Stadttrubel in Deutschland. Am frühen Morgen konnte ich nicht einmal aufstehen. Mein Bruder machte jedoch einen kleinen Spaziergang über die Insel mit seiner Kamera. Die Inselbewohner waren nicht so begeistert ;-)
Während unserer geplanten Tour zum Autofriedhof begleitete uns die Sonne. Den Friedhof fanden wir ohne Probleme. Den Ausflug dahin können wir nur empfehlen. Es war sehr interessant und man hat vieles zu entdecken.
Zurück am Lager musste das Essen gemacht werden, die Ehefrauen haben wir ja zu Hause gelassen. Doch in der Natur machte uns das Kochen sogar mit hungrigem Magen Spaß.
Gekocht wurde nach dem Rezept aus dem Buch, das uns vom Reiseveranstalter auch mit auf dem Weg gegeben wurde. Es war natürlich köstlich! Wir entschieden noch eine Nacht zu bleiben, denn es war einfach zu schön, um jetzt schon weiter zu ziehen und so hatten wir noch die Zeit die Angel auszuwerfen. Als Belohnung gab es einen kleinen Hecht.
Am nächsten Tag nahmen wir uns unser nächstes Ziel ins Visier. Es war keine große Entfernung und mit kleinen Umwegen haben wir es problemlos gefunden.
Die Insel war groß und wir blieben zwei Tage und genossen die Ruhe und das Angeln.
Die Hechte bissen gut an, waren jedoch meistens nicht groß, etwa 60 cm. Insgesamt haben wir etwa 15 Hechte geangelt. Hier hat mein Bruder erneut einen großen Fang gemacht, 80 cm und war wieder stolz wie Oskar!
Mit meiner Angel habe ich nur kleine Fische gefangen, wie sie hießen, weiß ich gar nicht, haben aber auch gut geschmeckt. Im See waren viele Arten unter anderem Forelle und Lachs. Wahrscheinlich hätten wir Flussdeltas aufsuchen sollen, sind aber leider nicht dazu gekommen.
Dafür hatten wir Zeit für viele Spaziergänge und Fotografien. Wobei die Zeit viel zu schnell verging.
Am Abend haben wir Fischsuppe nach sibirischer Art gekocht.
Wegen dieser Fischsuppe gab es um vier Uhr nachts großen Lärm. Wir haben schon einen Bären befürchtet. Dabei war es eine riesige Möwe, die die Reste der Suppe versuchte zu fassen und dabei das ganze Geschirr um die Gegend schmiss. Am nächsten Morgen räumten wir unser Lager und gingen weiter zum nächsten Ziel. Dieses war nicht auf der Insel, sondern am nächstgelegenen großem Wasserlauf. Auf dem Weg dahin spielte das Wetter nicht mit, es nieselte und wir zückten die Kamera für ein Paar Fotos, denn sogar bei schlechtem Wetter sah die Natur wunderschön aus.
Die Insel war recht klein und war uns nach zwei Tagen schon sehr vertraut.
In diesen zwei Tagen blieb das Wetter bescheiden. Neben dem Zubereiten verschiedener Köstlichkeiten…
Haben wir vom Ufer aus einen Barsch geangelt.
Ausgerüstet mit der Fotokamera machten wir lange Spaziergänge über die Insel und bewunderten die unberührte Natur.
Dem Selfie-Trend konnten wir nicht entkommen… ;-)
Und so vergingen sechs Tage, uns blieb nur non der Rückweg. Wir beschlossen noch auf eine Insel zu fahren die auf dem Weg lag. Das Wetter hat sich glücklicherweise gebessert.
Die Stimmung war super und auf dem Rückweg fanden wir noch dieses geheimnisvolle Häuschen auf einer der vielen Inseln.
Nach einer kurzen Pause ging es weiter und wir machten noch einen Stopp auf der Insel, auf der wir unsere zweite Station gemacht haben. Der Lagerplatz mit dem Vordach war leider schon besetzt, doch die Insel war groß und wir fanden ein perfektes Plätzchen.
Nicht mehr ein Tag blieb uns bis zur Abreise, das Wetter änderte sich ständig.
Zum Abend hin beruhigte sich das Wetter und wir konnten unseren letzten Abend in diesem wundervollen Land geniessen.
Am nächsten Morgen stand uns wohl der unangenehmste Teil jeder Reise bevor. Das Packen der Sachen für die Rückreise, doch die Natur beglückte uns mit Ihrer Schönheit.
Schweren Herzens verabschiedeten wir uns von Schweden und gingen zurück in das Leben mit Stress und Sorgen.
Die Woche ging viel zu schnell vorbei, doch alles hat mal ein Ende. Die Rückgabe des Inventars und des Kanus verlief reibungslos. Vor der Abreise gab es die Möglichkeit zu Duschen und einen Snack zu sich zu nehmen, ebenso ein Lunchpaket für die Fahrt. Dies war alles im Preis inbegriffen. Und so sassen wir wieder im Bus, 22 Stunden mit einem Umstieg in Hamburg.
Am 8.6. waren wir dann zu Hause.
Dies war unser schönster Urlaub, alles verlief ideal und wir träumen jetzt schon vom nächsten Urlaub, wo man eins ist mit der Natur.
Ein großes Dankeschön an der Veranstalter scandtrack
Fotos und das Video sind von meinem Bruder und mir aufgenommen.

Alle Bilder von uns auf Flickr

https://www.flickr.com/photos/90286734@N04/sets/72157645232315749/

https://www.flickr.com/photos/sivrom/sets/72157645127829144/


Unsere Reiseroute war nicht lang, aber wir wollten nicht möglichst viel abfahren, sondern eher die Natur geniessen.

Geschrieben im Oktober 2014, Roman S.

Video zur Reise

Bildergalerie zur Reise