2 Schwestern + 1 Boot in Schwedens Wildnis

Start am 5.9.2014 in Köln

Tag 1:
Ausgestattet mit Zelt, Outdoor-Hausrat, Verpflegung, Radwagen, Routentipps, klettern wir ins Kanu und stechen in See. Alles zum J-Schlag und anderen Lenkmöglichkeiten Gehörte ist unbemerkt von Bord gegangen und so paddeln wir in fröhlichem Zickzack-Kurs los. Besonders angezogen wird das Kanu offenbar von Orten, die wir weitläufig umfahren möchten; beispielsweise wo Menschen gerade baden, wo sich unsere Route kreuzende Kanuten befinden.
Die Landschaft ist wunderschön, der See, die Wälder; die Weite, die Stille. Wir schlagen unser Lager auf einer kleinen Insel auf, unter Bäumen deren Laub klingt wie Regentropfen, mit Blick auf den See und auf ein freundlich wirkendes schwedisches Landhaus.

Tag 2 - 5:
Frühstück, (Kurz-)Bad, Zeltabbau, Kanu beladen - und los geht´s bei sommerlichen Temperaturen. Wir verlassen den Foxen und begeben uns auf die Rundreise durch schmalere Gewässer.
Eine wunderschöne Landschaft!
Eindrücke und Stimmungsbilder -
Es bewölkt sich, Wind kommt auf, und Wellen, es wird frisch und das paddeln etwas anstrengend. Der Wald, im Sonnenlicht eben noch lieblich wirkend, liegt jetzt im Schatten und wird zum Düsterwald. Ein Lagerplatz muss her! Und schon entdecken wir ein freundlich-helles Fleckchen - Schilf, dahinter ein mit Fliegenpilzen und flauschigem Moos übersäter Hang, der zu einer farnbewachsenen Lichtung führt, seitlich davon ein kleiner Lagerplatz mit Feuerstelle. So viele Pilze – sie lassen gerade Platz genug, um ein Zelt dazwischen aufzubauen; einer muss die Nacht im Vorzelt verbringen. Ein Märchenwald!
Wir schnallen die Räder unters Boot, mit Schwung aus dem Wasser heraus – mit weniger Schwung dann die Landstraße hügelaufwärts hinauf. Eine Handvoll schnuckliger Häuser, ein Postauto, ein Radfahrer, ein paar Bauernhöfe, Kühe, eine Haarraupe, sonnenbeschienene Weiden, riesige Steinpilze (vermutlich). Ein Feldweg, ein Schlagloch, ein perfekt beladenes Kanu: auch auf der Seite liegend fällt nix raus:-)
Und weiter geht’s zum See….
Wir schnallen die Räder unters Boot…und folgen einer schmalen Landstraße, rechts ein Bach, links ein paar Häuser, umgeben von frisch gemähten Rasenflächen, und entdecken eine wunderschöne kniehoch gewachsene Sommerblumenwiese, die zu einer Pause einlädt. Ein vierblättriges Kleeblatt finden wir auch:-)
Und weiter geht’s zum See…
...und die Sonne scheint, der Himmel ist blau, ein paar kleine weiße Wölkchen, die Oberfläche des Sees ist so ruhig, dass sich Ufer, Wald und Wolken darin spiegeln, und das in Farbe; es bewölkt sich, es regnet ein bißchen, der See ist dunkel und kalt; ein Regenbogen, ein doppelter Regenbogen; riesige Wälder, Felsen, Klippen, Felsplatten, Mini-Sandstrände; bewaldete Inseln, ein paar Quadratmeter große Mini-Inseln mit einem Baum und ein paar Pilzen; Schilf; riesige Wälder, dazwischen eine Lichtung, eine Wiese und ein Haus, ein Weg zum Ufer und ein kleiner Steg; der Vollmond steigt auf, und spiegelt sich im Wasser und das spiegelt sich – und wir sehen 3 Vollmonde. Magisch.


Tag 6
Das perfekte Dinner: Stockbrot, Bratlinge, Folienkartoffeln, und dazu ein Bier, das es jedoch noch zu beschaffen gilt. In Gustavsfors befindet sich ein Supermarkt. Vor uns liegt eine Strecke von ca. 15 Kilometern, der See ist zudem sehr breit.
Unseren anfangs favorisierten Zickzackkurs, der uns wunderschöne Panoramablicke schenkte und so manchen überraschenden Abstecher zum gegenüberliegenden Ufer bescherte, müssen wir tatsächlich aufgeben. Zum Glück können wir inzwischen den Y-Schlag anwenden, eine selbstentwickelte Technik, die ein relatives Geradeausfahren ermöglicht.
Kurz vor Gustavsfors machen wir Halt an einer Halbinsel, jetzt flott das Kanu entladen, Lager aufbauen, und dann eine kleine Wanderung in den Ort – und am Sonnenstand gemessen und unter Berücksichtigung der sicher nicht besonders langen Öffnungszeiten sind wir optimistisch, dass es grade noch gelingt. Routiniert laden wir das Kanu aus, bauen das Innenzelt auf, das aber heute irgendwie anders aussieht, statt gewölbt ist es eckig. Eine gebrochene Zeltstange :-) Die Zeltstange zu schienen ist keine Verbesserung. Es geht nur mit der Entfernung des Bruchstücks – was mit vorsichtigen Sägen mit Hilfe des gezackten Küchenmessers aus der Hausrat-Kiste auch gelingt: die Zeltstange ist jetzt zwar 1 cm kürzer, steht dafür aber wieder wie ne 1! Nach kurzem Freudentanz geht’s zügig weiter mit dem Lageraufbau; es folgt eine etwa halbstündige Wanderung am Ufer entlang, wir erreichen den Ort, finden den ICA Optimisten, 5 Minuten vor Ladenschluss… (Übrigens: Dass Alkohol in Schweden so teuer ist, ist ein Gerücht. Wirklich teuer ist Klopapier: 4 Rollen kosten soviel wie ein Sixpack LightBier! :-))
Zurück am Zelt setzen wir uns ans Ufer, genießen Aussicht und Stille und ein Bier. Die Dämmerung bricht schon ein – höchste Zeit zum Holzsammeln, Feuer machen, Stockbrotteig anrühren, usw.
Und nach einem perfekten Dinner gut gesättigt, und glücklich darüber, wie gut uns das gelungen ist, wird in die Schlafsäcke gekrabbelt….

Tag 7 und 8
Von Gustavsfors über den Lelang nach Lennartsfors
Ein kleiner Regenschauer treibt uns ans Ufer und so gelangen wir an einen kleinen Lagerplatz; auf einer Landspitze etwa 2 Kanustunden vor Lennartsfors entfernt. Vor uns eine Vogelinsel, Schilf; auf der anderen Seite des Sees sind Häuser in Sicht. Und diesmal früh genug an Land, um einen Waldspaziergang zu machen! Und dort laufen wir über weichen Waldboden, sehen Sternmoos und verschiedene andere Moossorten, Farne, entdecken wieder riesige Fliegenpilze und verschiedenste andere Pilze, von ganz winzig bis riesig. Würde ein Troll aus dem Gebüsch hüpfen, wundern würde es uns nicht:-), und mit Ponchos und Wanderritthüten bekleidet haben wir uns dem Waldwesen-Look auch schon ein bißchen angepasst.

Nach einem gemütlichen Frühstück bauen wir das Zelt ab, reinigen die Ausrüstung und genießen bei Sonnenschein ein langes Bad im See, bevor wir uns auf die letzte Etappe nach Lennartsfors begeben.

Wunderschön war`s! Ein herzliches Dankeschön an die scandtrack-crew!
Anja & Cora

Geschrieben im Oktober 2014, Anja v.

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