Unsere märchenhafte Kanureise

Das Märchen der drei schwedischen Seen

Es war einmal ein junges Paar aus Hamburg, das reiste in das ferne Schweden um ein neuntägiges Abenteuer zu bestehen.
Alles begann mit einer holprigen Fahrt im Reisebus. Sie fuhren eine ganze Nacht übers Land und übers Wasser und kamen am nächsten Morgen endlich völlig erschöpft in Lennartsfors an. Dort lebten einige gute Feen und fleißige Wichtel, die die Beiden mit Essen und Trinken sowie einem Ausrüstungspaket für ihre weitere Reise versorgten. Zum Ausruhen blieb aber keine Zeit, das Abenteuer rief!
So machten sich die Zwei dann sogleich auf und bestiegen mit samt ihrem Gepäck ihr Gefährt, ein großes Kanu, das sie über die drei verwunschenen Seen tragen sollte. Auf dem ersten See lagen nun zwei Wege vor ihnen: ein einfacher - der aber stark befahren war von allen möglichen Märchengestalten und der es daher schwieriger machte einen Schlafplatz zu finden - und ein schwieriger, auf dem es galt, viele Höhenunterschiede zu überwinden. Das Paar entschied sich mutig für den zweiten Weg und paddelte los.
Das Wetter war wunderschön und der erste See lag ruhig und glitzernd in der Sonne, so dass die beiden schnell vorankamen. Schon nach kurzer Zeit folgte jedoch die erste Hürde – eine von Kobolden bewachte, riesige, dreistufige Schleuse! Mit zitternden Knien schauten die Beiden um die Ecke und tatsächlich: Da waren sie auch schon! Gierig hielten die Kobolde ein Netz in das Wasser und wollten ihr Pfand kassieren. Hinter dem Kanu schloss sich plötzlich ein magisches 10 Fuß dickes Tor – die Beiden waren gefangen und den Trollen ausgeliefert...
Zum Glück hatten sie von den guten Feen aus Lennartsfors ein paar Goldtaler bekommen. Die warfen sie jetzt in das Netz und – siehe da – die Kobolde wirbelten durch die Gegend, waren mal hier, mal da, das Wasser begann fürchterlich zu rauschen und zu schäumen und den Beiden war als würden sie plötzlich mit samt dem Kanu schrumpfen und immer und immer kleiner werden. Dann auf einmal war es still... und es öffnete sich das Tor vor ihnen - sie konnten passieren. Dieser Vorgang sollte sich noch zweimal wiederholen, bis sich das letzte der drei Tore vor ihnen öffnete und sich vor ihnen der wunderschöne, langgestreckte zweite See ausbreitete. Von den Kobolden war weit und breit nichts mehr zu sehen. Schnell machten die Zwei, dass sie weiter kamen.
Sie paddelten, bis sie die mächtige Schleuse nicht mehr sehen konnten. Dann hielten sie inne. Ihre Arme und Beine schmerzten, sie waren müde und hungrig und beschlossen zu rasten und ihr Nachtlager aufzuschlagen. Dazu suchten sie sich einen kleinen Felsen, von dem aus sie das Wasser beobachten konnten falls die Kobolde sie doch verfolgen sollten oder des Nachts andere Wesen wie Trolle oder Hexen sie heimsuchen würden. Das Kanu ließen sie dicht am Wasser falls sie schnell aufbrechen müssten denn man munkelte in dieser Gegend würde es wilde Bären geben.
Von all dem passierte glücklicherweise nichts und so konnten die Zwei bei ihrem Abendessen in aller Ruhe einen fabelhaften Sonnenuntergang und die tiefe Stille des Sees genießen und fielen danach in einen verdienten Schlaf.
Am nächsten Tag war das Wetter ebenso schön wie am ersten und als das Paar gefrühstückt hatte und alles wieder im Kanu verpackt war, paddelten sie gleich weiter denn es lag noch ein langer und beschwerlicher Weg vor Ihnen. Damit die Essensration nicht knapp wurde, sammelten sie unterwegs leckere wilde Beeren und füllten ihren Wasserkanister immer wieder mit dem frischen klaren Seewasser auf. So kamen sie gut voran und die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Noch zweimal sollten die Beiden an eine Kobold-Schleuse geraten, doch mit Hilfe der Goldstücke kamen sie zum Glück gut hindurch. So gelangten sie tatsächlich durch alle drei Schleusen bis zum dritten See und zum Mittelpunkt ihrer Reise. Doch dieser See war düster und böse...
Er erwartete sie nicht wie die beiden anderen ruhig und in der Sonne glänzend sondern war dunkel und kalt und er ließ riesige Wellen gegen das Kanu schlagen, das zu schaukeln begann wie eine Nussschale. Die Beiden tapferen Reisenden paddelten und paddelten und versuchten gegen die Wellen an zu kommen doch schon bald schwanden ihnen die Kräfte und so mussten sie auf einer einsamen Insel übernachten, die des Nachts aufgesucht wurde von einem Schwarm verzauberter Wildgänse. Erschrocken über den plötzlichen Lärm schauten sie ängstlich aus ihrem Zelt. Die Gänse waren gar nicht erfreut darüber, dass Fremde auf ihrer Insel hausten aber als die Beiden erklärten, dass sie in Not dort gelandet waren und am nächsten Morgen gleich wieder aufbrechen wollten, wurden die Gänse freundlicher. Und sie beschlossen zu helfen: Es verhält sich nämlich so, dass Zaubergänse einen Wunsch erfüllen können für jemanden, der reinen Herzens ist. Und so überlegten die Beiden gar nicht lang und wünschten sich für ihr Kanu ein Segel! ´Pling` machte es – und plötzlich war da ein richtiges Segel, bestehend aus ihrer großen Plane, der starken Schnur und einem dicken knorrigen Ast als Mast.
Das war ein Spaß als sie am nächsten Morgen aufbrachen! Noch immer waren die Wellen hoch und der See kalt und unfreundlich doch der Wind wehte kräftig in das Segel und blies das kleine Kanu voran. Und so trotzten sie dem dritten See und fanden ihren Weg zurück zu den drei Schleusen und den anderen Seen, über die sie fröhlich und entspannt zu den Feen und Wichteln paddeln konnten. Diese hielten schon ein leckeres warmes Abendessen sowie den Reisebus, der die Beiden sicher nach Hause brachte bereit.
Sie hatten ihre abenteuerliche Reise gemeistert! Viel hatten sie erlebt, mit nur einer Tonne Lebensmitteln waren sie zurechtgekommen und hatten sich einige leckere Gerichte gekocht, jede Nacht hatten sie einen sicheren Schlafplatz gefunden und romantische Sonnenuntergänge und Stunden zu zweit genießen können. Allen Gefahren konnten sie trotzen!
Und schon auf der Rückfahrt im Bus fielen sie in tiefen Schlaf und träumten noch immer vom idyllischen Paddeln über die Seen und wenn sie nicht gestorben sind, so paddeln sie in ihren Träumen noch heute...

Geschrieben im August 2016, Janina F.

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