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SCHWEDEN!

scandtrack Kanutour auf eigene Faust im Juni 2017



Durch Werbung im Internet sind wir auf scandtrack aufmerksam geworden und dann hat es keine fünf Minuten gedauert, bis klar war: das ist genau das Richtige für uns...

Tag 1

Wir stehen mit gepackten Rucksäcken am Startpunkt Leipzig / Halle Flughafen und können es kaum noch erwarten, dass endlich der Bus kommt, der uns ins Abenteuer Schweden befördert.
Die Vorfreude hat ihren Höhepunkt erreicht. Erstmal im Bus geht es für uns über Berlin, Hamburg und Puttgarden bis nach Lennartsfors. Immer mehr Leute steigen zu, bis der Bus voll ist und wir kommen nach 19,5 Stunden Fahrt inklusive zweimal Fähre ein wenig geschafft aber glücklich im Basislager von scandtrack an.
Nach einem kleinen Snack gehen wir zur Materialausgabe. Wir packen unsere Sachen in wasserdichte Seesäcke um und weiter geht es ans Wasser, wo wir unser Kanu zugewiesen bekommen, beladen und dann schnell weg von der Zivilisation. Es ist mittlerweile Nachmittag um 15:00 Uhr und so führt uns die Tour nur fünf Kilometer bis zum Dano 11. Das wird unser zu Hause für die erste Nacht.
An der Insel liegt schon ein Hausboot an, dessen Bewohner, ein nettes junges Ehepaar in den Flitterwochen, uns in den nächsten Tagen noch öfters begegnen. Das ruft auf beiden Seiten immer ein Schmunzeln hervor, weil das Gebiet Dalsland / Nordmarken so weitläufig ist, dass es den Eindruck erweckt, man würde sich verfolgen, wenn man sich so oft sieht.
In Ruhe richten wir uns ein und räumen erstmal die „Fresstonne“ komplett aus, um zu sehen, was wir alles haben. Das erste Abendessen wird noch recht karg. Es gibt Tomaten- Gurken- Salat, Tütensuppe und Brot. Das geht schnell und man wird satt. Es geht auch nicht allzu spät ins Bett heute, da wir uns doch ein wenig von der langen Busfahrt erholen müssen.
Faszinierend wie hell es um 23:00 Uhr noch ist...

Tag 2

Eine Wespe weckt uns mit ihrem Summen. Die Natur ist unser Wecker. Zeit spielt keine Rolle. Wir sind angekommen.
Total entspannt frühstücken wir, waschen auf, packen alles zusammen, beladen das Kanu und starten trotz heftigem Gegenwind und Wellen, wie wir sie in einem See nicht erwartet hätten, Richtung Trollön, der Grenzinsel zwischen Norwegen und Schweden. Manchmal haben wir das Gefühl, trotz Paddeln auf der Stelle zu stehen, so dass wir, als der Wind noch mehr zunimmt, eine kleine Zwangspause einlegen. Doch bald geht es weiter und auf Trollön angekommen, treffen wir auf andere Kanuten, die sich entschieden haben, bei solchem Wind einen Pausetag einzulegen.
Auch das Hausboot ist wieder da.
Wir erkunden die Insel. Leider ist das Dano besetzt und an allen schönen Stellen, wo wir unser Zelt aufgebaut hätten, steht bereits eins. Also steigen wir wieder ins Kanu und paddeln diesmal mit dem Wind auf eine kleine Insel, die durch den geringen Wasserstand zur Zeit Verbindung zum Festland hat. Eine perfekte Anlegestelle für uns. Sarah baut das Zelt auf und richtet das Lager ein, während ich mich um das Feuerholz kümmere. An diesem Abend wird über offenem Feuer gekocht, wie sich das gehört. Es gibt Spirelli mit gebratener Salami mit Zwiebel und Tomatensoße...lecker.
Unseren Vorratseimer mit frischen Lebensmitteln, also Kartoffeln, Tomaten, Gurke und Zwiebeln, hängen wir an einem Baum auf, um keine Mäuse und andere potentielle Mitesser anzulocken. Ob das unbedingt nötig ist, wer weiß, aber geschadet hat es nicht.


Tag 3

Heute ist der Autofriedhof auf Bästnas unser Ziel. Es ist interessant, die vielen alten Autos, durch die teilweise schon Meter hohe Bäume gewachsen sind, vor sich hin verwittern zu sehen. Auf diesen Ort hier sind wir durchs Geocachen gekommen und die Dose wird natürlich auch noch erfolgreich geloggt. Danach überqueren wir den See auf der Suche nach einem Dano für die Nacht. Mindestens sechs solcher Schutzhütten fahren wir an, erfolglos.
Unterwegs treffen wir wieder das Hausboot und nehmen uns die Zeit für einen kurzen Plausch. Dann geht es weiter, bis wir uns eingestehen, diese Nacht im Zelt zu verbringen. Leider auf der Windseite von Getön. Der Lagerplatz ist nicht ideal, aber wir machen das Beste draus. Zwölf Kilometer gepaddelt, dann zwingen uns Wind und Wellen an dieser Stelle abzubrechen.
Ich habe noch nie bei so viel Wind ein Zelt aufgebaut. Vorsichtshalber sichern wir alle Heringe mit Steinen.
Auch an Feuer ist nicht zu denken und so kriechen wir nach kalter Küche in unsere Schlafsäcke. In dieser Nacht gewittert es noch, aber wir liegen ja im Trockenen, also alles bestens.

Tag 4

Es ist zwar erst 6:00 Uhr, aber wir sind bereits wach und wollen weiter fahren. Leider hat der Wind anstatt aufzuhören, nur seine Richtung geändert. Wir erkunden die Insel ein wenig. Auf der anderen Seite ist es ruhiger und wärmer und so brechen wir ohne Frühstück unser Notlager ab und starten, einen besseren Platz für uns zu suchen. Wir steuern eine Insel an und finden dort eine schöne geschützte Bucht, wo wir kurz bleiben, um zu frühstücken.
Jetzt sind wir gestärkt und wollen unser Glück versuchen, Barön zu erreichen. Bei so viel Gegenwind macht das aber einfach keinen Spaß und da die Prognose für den nächsten Tag besser ist, entscheiden wir uns, auf Getön Öst im Dano 15 Lager zu beziehen. So bleibt auch einmal Zeit für andere Dinge. Also waschen wir Wäsche, schwimmen ein wenig, und probieren uns im Angeln. Dazu braucht man eine Angelkarte, die wir uns gleich am ersten Tag im Basiscamp gekauft haben. Und eine Einweisung im Angeln von einem Freund, der sich damit auskennt, ist auch sehr empfehlenswert. Die kleinen Meister im Schwimmen und Tauchen sollen ja schließlich nicht leiden. Auf jeden Fall gibt es heute Abend einen kleinen Barsch als Vorspeise. Und unsere Entscheidung steht – Angeln ist nicht unser Hobby. Wir sind Taucher und schauen uns die Fische doch lieber lebendig an. Während des Angelns verfängt sich auch der Angelhaken in Ästen am Boden des Sees. Zum Glück recht ufernah und nicht tief denke ich, entledige mich meiner Hose und spaziere entschlossen der Angelschnur entlang, um den Köder zu retten. Aber ich komme nicht weit. Der Boden ist so weich, dass ich fast bis zu den Knien im Schlick versinke und mich schnell wieder ans Ufer rette. Die Sohle meiner linken Sandale ist leider anderer Meinung und bleibt im Schlamm zurück. Die nächste Idee ist, Steine zu legen und mich Stück für Stück bis zum Köder zu balancieren. Der Plan geht auf. Wir müssen die Angelschnur nicht kappen und zu lachen gab es bei diesem Schauspiel auch auch genug.
Und so schnell ist der Abend da. Ich zünde wieder ein Feuer an. Es klappt immer besser mit dem Zündstahl umzugehen. Es gibt deftige Bratkartoffeln mit Zwiebeln und Speck.
Auf der Insel sind über den Tag noch zwei weitere Kanus angekommen und so sitzen wir dann zu späterer Stunde zu sechst um das Feuer und tauschen unsere Erfahrungen aus, die wir bis jetzt gemacht haben.

Tag 5

Aufstehen. Frühstücken. Aufwaschen. Sachen packen. Kanu beladen. Auf nach Barön. Das Wetter ist perfekt und wir kommen entspannt dort an. Es ist wirklich sehr schön auf dieser Insel, aber für uns gibt es dort nur die Mittagspause und schon geht es weiter Richtung Uprann. Das angesteuerte Dano 20 ist leider schon besetzt und steigen wir nach einer kurzen Erkundung der Gegebenheiten wieder ins Kanu und fahren zu Dano 21 auf der anderen Seite der Insel. Der gemütliche Abend kann eingeläutet werden. Heute gibt es Bohnensalat und Jägerhackbraten mit Kartoffeln. Das Essen ist verdient. Wir haben heute siebzehn Kilometer geschafft.

Tag 6

Wir werden wieder zuverlässig von einer Wespe geweckt. Es gibt Frühstück und routiniert wird alles erledigt. Jetzt setzen wir uns zusammen und schauen in die Karte, weil wir uns für heute noch gar kein Ziel ausgesucht haben. Die Wahl ist schnell getroffen und schon kann es los gehen. Erstmal wieder Richtung Barön und dann wollen wir uns den Stora le, einen Seitenarm des Foxen, ansehen.
Um Zeit zu sparen, gibt es heute Mittag auf dem Wasser. Sarah paddelt, ich esse und umgekehrt. Auch mal schön. Unser Weg beinhaltet zum ersten Mal auch eine Umtragestelle. Es ist zwar anstrengend, etwas von einem Nass ins nächste Nass zu tragen, aber auch eine Erfahrung wert. Als wir ein Stück einen Waldweg entlang müssen, stellen wir das Kanu ab, machen Bilder und verschicken diese via Whatsapp. Lachende Reaktionen, ob wir da mit den Wasserstraßen etwas falsch verstanden hätten, lassen nicht lang auf sich warten.
An der Stelle, wo wir das Kanu wieder einsetzen, ist es allerdings wieder sehr schlammig. So bauen wir uns einen kleinen Steg aus Treibholz und Steinen, um besser beladen und einsteigen zu können. Nach 16 Kilometer Tagesstrecke kommen wir auf Lilla Sundsbyn an und beziehen Dano 39.
Ich mache Feuer und Sarah knetet Teig...heute gibt es Outdoor- Calzone...die beste Calzone aller Zeiten...
Knüppelteig zum Nachtisch gibt es natürlich auch noch, aber viel passt nicht mehr rein. Über den Rest werden wir uns zum Frühstück freuen.

Tag 7

Der vorletzte Tag ist leider sehr bewölkt. Erstmal paddeln wir noch Richtung Norden ohne bestimmtes Ziel...nur noch ein bisschen die Ruhe und Natur genießen. Aber es nützt alles nichts. Wir wollen die letzte Nacht nicht allzu weit entfernt vom Basislager verbringen. Für morgen ist viel Wind gemeldet und die Chancen stehen 50:50, dass wir den im Rücken haben. Wir rechnen mal damit, dass wir gegen Wind paddeln werden und so geht es Richtung Lennartsfors und schlafen wollen wir in Dano 12.
Jetzt setzt auch noch Regen ein. Nicht viel, aber stetig. Außer uns sehen wir kein Kanu auf dem Wasser, Dano 12 und Umgebung ist alles schon belegt, aber wir finden eine schöne Stelle für unser Zelt. Das erste Mal in diesem Urlaub bauen wir eine Überdachung mit der Plane. Ich setze mich darunter und koche mit dem Spirituskocher Spirelli mit gebratener Bockwurst Zwiebeln und Tomatensoße.
Zufrieden über den schönen Urlaub und auch traurig, dass er bald vorbei ist, liegen wir im Zelt und unterhalten uns über das Erlebte.

Tag 8

Unser letztes Frühstück genießen wir besonders. Die Sonne scheint. Es ist windig, aber wir sind in einer ruhigen Ecke. Ein letztes Mal gehen wir im See baden. Als Sonne und Wind die letzten Regentropfen vom Zelt getrocknet haben, packen wir alles zusammen und starten in Richtung Basiscamp, welches wir vor einer Woche verlassen haben.
Wir haben ganz schön zu kämpfen, um vorwärts zu kommen. Es war eine gute Entscheidung, die letzte Strecke kurz zu halten. Nach ca. drei Kilometer erreichen wir unser Ziel und die Prozedur vom ersten Tag wiederholt sich, nur eben umgekehrt, bis wir wieder mit unseren Rucksäcken dastehen. Jetzt gibt es noch eine warme Mahlzeit und ein Lunchpaket und schon startet der Bus Richtung Heimat.
Es war wunderschön. Wir werden Wiederholungstäter!

Geschrieben im August 2017, Sandra L.

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