Eine Geschichte von Regen und Wind

15.06.2018
Anreisetag
Um ca. 11 Uhr starteten wir (Marvin und Hans) mit der Deutschen Bahn in Richtung Puttgarden. Gegen 23 Uhr erreichten wir gemeinsam mit weiteren Scandtrackern Puttgarden. Nach kurzer Orientierung gingen wir zum Sammelpunkt und warteten auf den leider verspäteten Bus, was der Vorfreude aber keinen Abbruch tat.

16.06.2018

Nachdem wir alle im Bus unsere Plätze gefunden hatten, ging es auch schon über Dänemark nach Schweden. Nach knapp 23 Stunden mit mehr oder weniger Schlaf hatten wir es endlich geschafft. In Höglund angekommen wurden wir herzlich begrüßt und konnten uns mit Hotdog und Getränken stärken. Anschließend erwartete uns das erste kleine Abenteuer: der Weg durch den Wald zum Ausrüstungszelt darf man nämlich durchaus als kleines Abenteuer bezeichnen. Dort angekommen empfingen wir die Ausrüstung und Verpflegung für die nächsten 7 Tage. Man muss sagen das die von Scandtrack gestellte Ausrüstung alle Eventualitäten abdeckt, im Fall von Marvin und mir griffen wir aber lieber auf unsere eigene uns gut bekannte Ausrüstung zurück. Nun ging es mit unserem Gepäck und dem Proviant zum Strand. Dort durften wir unseren Begleiter für die nächsten 7 Tage kennenlernen, die Nummer 97 alias Mammut oder wie wir ihn bald nannten Manni. Bei strahlendem Sonnenschein beluden wir Manni und machten unsere ersten paar Meter mit einem Kanu. Nachdem wir feststellten, dass fast all unsere mitreisenden Scandtracker ihr Glück im Norden suchen wollten, brachen wir kurzer Hand Richtung Süden, auf wo uns auch schon nach wenigen Kilometern unsere erste Schleusenfahrt erwartete. Zu Sechst drangen wir nun in den wunderschönen See Lelang vor, wo sich auch schon alsbald unsere Wege trennten. Dafür bekamen wir einen neuen, nicht besonders geliebten Weggefährten, den wir nahezu in unserer gesamten Reisezeit nicht mehr los wurden, man nennt ihn Gegenwind. Nach einigen Kilometern forderte die Müdigkeit der langen Anreise ihren Tribut, bevor wir unser Tagesziel, die DANO 68, erreichen konnten. Dafür schlugen wir unser Lager an einer wunderschönen Bucht auf, wo wir nach einem kurzen Badeausflug im doch sehr kühlen Nass und einem guten Abendessen unsere erste Nacht unter schwedischen Sternen verbringen durften.

17.06.2018

Früh am nächsten Morgen testete ich mein Angelglück in schwedischen Gewässern. Leider war mir das Glück nicht hold und lies sich auch an unserer Tagesetappe nicht mehr blicken. Nach einem guten Frühstück packten wir Manni und stachen in See. Nach kaum einer halben Stunde zwang uns das erste Gewitter des Tages aus dem Wasser. An Land kramten wir unsere Ponchos aus den Rucksäcken und kochten erst mal in Ruhe Kaffee. Den Rest des Tages kämpften wir uns von Gewitterpause zu Gewitterpause an der Küste entlang, bis wir zur DANO 63 gelangten. Dort mussten wir leider feststellen, dass die Hütte bereits belegt war und es schwierig werden würde, unsere nassen Kleider zu trocknen. Nachdem Marvin unter unserem schnell aufgespannten Scandtrack-Tarp ein super Mittagessen gekocht hatte machten wir uns auf den Weg Richtung Gustavsfors zur nächsten Hütte. Leider war der Rastplatz von einer Schulklasse belegt, wodurch wir weiter zogen in den See Västra Silen. Um dorthin zu gelangen, mussten wir das erstemal umtragen, da die Schleuse Sonntagabend geschlossen hatte. Kaum hatten wir Manni auf den Kanuwagen gepackt (es muss noch erwähnt werden, das der Kanuwagen Gold wert war, ich hätte ihn in dieser Woche, nicht missen wollen) bekamen wir den stärksten Regen der gesamten Woche vor dem wir auf eine überdachte Bank flüchteten und ihn aussitzen mussten. Nachdem der Regen vorüber war, trugen wir Manni um und setzten unseren Weg fort bis zur DANO 105. Dort angekommen waren wir erleichtert, dass die Hütte unbesetzt, allerdings das das Dach undicht war. Dieses dichteten wir kurzerhand mit unserem Scandtrack-Tarp ab und legten die Hütte trocken. Nachdem wir unsere Ausrüstung ins Trockene gebracht hatten, klarte wie auf Knopfdruck der Himmel auf und die Sonne schien. Murphy lässt grüßen! Nachdem wir, unsere Kleider gewaschen hatten (die waren ja sowieso schon nass) beschlossen wir den nächsten Tag auch an der DANO 105 zu verbringen und die Zeit zum Trocknen unserer Kleider zu nutzen. Unsere erste Nacht in einer DANO Hütte war angenehm ruhig, wenn auch etwas hart, was den Untergrund betrifft.

18.06.2018

Nach einem guten Frühstuck bereiteten wir unsere Ausrüstung für den nächsten Tag vor. Im Laufe des Tages bekamen wir schließlich noch eine wenig Verstärkung an der DANO 105. Zu erst kamen Clemens und Sebastian, die Männer vom Wasserbau, die uns in guter Erinnerung geblieben sind mit ihren Kajaks und gegen Abend ein Pärchen mit Kanu. Zu sechst saßen wir gemütlich am Feuer und lachten das ein ums andere Mal über die Storys von Clemens und Sebastian.
Zum Thema Feuer muss ich hier noch ein paar Worte verlieren. Leider hatten wir an den ersten beiden Tagen striktes Feuerverbot, was der extremen Trockenheit der vorherigen Wochen anzulasten war, dieses wurde an diesem Tag aufgehoben und von uns direkt genutzt. Schade war nur, das wir an jedem Rastplatz extrem nasses Holz vorfanden, was es nahezu unmöglich machte, ein ordentliches Feuer am Laufen zu halten. Dies und der durch das feuchte Holz natürlich entstandene Rauch brachte uns aber dazu, lieber unsere 3 Liter Spiritus zum Kochen zu nutzen, was einfach angenehmer war.

19.06.2018

In aller Frühe starteten Marvin und ich bei leichtem Wind in einen neuen Tag und fuhren den See Västra Silen in südliche Richtung weiter bis wir gegen Mittag unseren Umtrageort bei Krakviken erreichen, an dem wir erst mal eine Pause einlegten. Frisch gestärkt und frohen Mutes legten wir die ca. 1,5 Kilometer lange Strecke zum See Lelang zurück, was angesichts der guten Straße kein Problem darstellte. Auf den letzten paar hundert Meten kurz vor Erreichen der Einstiegsstelle in den See Lelang, mussten wir leider feststellen, dass die leichte Brise, die im Västra Silen herrschte, im Lelang eher den Charakter von Sturmböen hatte, welche stake auflandige Wellen mit sich brachte. Wir warteten weit über eine Stunde, ohne das sich die Lage verbesserte und wagten den Sprung in die Fluten mit der Aussicht, nur 4 Kilometer bis zu unserem Ziel der DANO 58 schaffen zu müssen. Leider war unser Versuch nicht von Erfolg gekrönt, für zwei unerfahrene Kanuten war es schlicht nicht zu schaffen, gegen Wind und Wellen anzukommen. Zurück an Land besprachen wir unser weiteres Vorgehen und fassten den Entschluss, die Hütte über einen ausgeschilderten Wanderweg zu erreichen. Leider mussten wir nach knapp 1,5 Kilometer feststellen, dass der Weg durch starke Holzfällung nicht mehr vorhanden war. Also arbeiteten wir einen neuen Plan aus, der uns knapp 6 Kilometer einen schlechten Weg entlang bis knapp 300 Meter hinter die DANO 58 brachte. Nach dem Marvin die Lage überprüft hatte, stand fest: es gab keine Möglichkeit, das Kanu die 300 Meter durch den dichten Tannenwald und vor allem über eine mächtige Felswand zu bekommen. Also Manni gepackt und weiter die „Straße“ entlang, bis diese am See endete. Dort trafen wir die schlechteste Entscheidung der ganzen Woche. Wir wagten erneut den Sprung in die Fluten, die Hoffnung vor Augen, dass dieser eine kleine Kilometer doch zu schaffen sei. Falsch gedacht, nachdem wir mehrfach beinahe gekentert waren (ich verstehe bis heute nicht wie wir es geschafft haben die Wellen zu reiten ohne zu kentern), landeten wir gut durchnässt und mit schlechter Stimmung am felsigen stark bewaldeten Steilufer an. Nach kurzer Manöverkritik sicherten wir Manni und wanderten mit dem Nötigsten die 1000 Meter über Stock und Stein zur Hütte. Wir waren noch nie so froh, eine Hütte verlassen vor zu finden, wie an diesem Abend. Nach dem Marvin gekocht hatte, da ich zu nichts mehr zu gebrauchen war, vielen wir halb tot in unsere Schlafsäcke.

Bevor wir diesen unseren anstrengendsten Tag abschließen, noch zwei Zitate die wir zwar kannten, aber leider nicht befolgten. Auf das ihr lernbereiter seid, als wir es waren.

Fritz und Bommel: „Wenn die Wellen Schaumkronen schlagen, bleibt an Land“
Scandtrackteam: „Trotzt nicht dem Wetter, sitzt es lieber aus“

Weise Worte, so viel sei gesagt!

20.06.2018

Ein neuer Morgen und mit ihm neue Kraft und Zuversicht, wieder auf Kurs zu kommen! Ohne Frühstück wanderten wir früh morgens die Küste entlang, um unseren sehnlichst vermissten Teamkollegen Manni einzusammeln. Kaum waren wir wieder im Wasser, frischte der Wind auf, und die Wellen nahmen zu. An der wundervollen DANO 58 angekommen, packten wir direkt unsere Sachen ein und machten uns auf den Weg einmal quer über den See, immer gegen den Wind, um die andere Seite zu erreichen. Trotz starkem Gegenwind und ordentlichen Wellen schafften wir die Überquerung in einer recht guten Zeit und freuten uns über den fast spiegelglatten See als wir das andere Ufer erreicht hatten. Nach kurzer Rast folgten wir der Küste von Landzunge zu Landzunge, wodurch wir dem Wind weitestgehend entkamen und eine ordentliche Strecke zurücklegten. Am Nachmittag erreichten wir DANO 67, eine sehr schön gelegene Hütte an einer tollen Bucht. Nachdem wir unser Nachtlager aufgeschlagen hatten, versuchte ich mein Glück erneut beim Fischen und siehe da mit einem schönen Barsch konnte ich meine Anglerehre retten. Nach dem Abendessen verbrachten wir eine ruhige Nacht und tankten Energie für den nächsten Morgen.

21.06.2018

Ohne Frühstück starteten wir in den neuen Tag und nutzten das gute Wetter, um einige Kilometer hinter uns zu bringen. Mittags legten wir eine kleine Pause ein und wurden postwendend mit einem Gewitter belohnt, dass uns Regen und Wind für den Rest des Tages mitbrachte. Nachdem wir das Gewitter ausgesessen hatten, machten wir uns auf die letzten Kilometer des Tages um unser Ziel, die DANO 72, zu erreichen. Dort angekommen, entschieden wir uns doch dazu, auf die Nachbarinsel zur DANO71 zu fahren. Hier trafen wir eine 4 Manngruppe, die gerade dabei war, einen Unterstand zu bauen und ein Paar, das die Hütte als Zuflucht nutzte. Wir also schnell das Scandtrack Tarp aufgespannt und uns samt Ausrüstung ins Trockene gerettet. Leider mussten wir feststellen, dass die doch recht üppig bemessenen Lebensmittelvorräte nahezu aufgebraucht waren, bekamen aber freundlicherweise Brot von beiden Gruppen, wofür wir uns nochmal herzlich bedanken möchten. Nach einem schönen Abend mit den Jungs am Feuer endschieden Marvin und ich uns dazu, mit der 4 MannGruppe den nächsten Tag auf der Insel zu verbringen, unsere Kleider zu trocknen und Samstags gemeinsam den Rückweg zum Scandtrack Camp zu bestreiten.

22.06.2018

Am nächsten Morgen forderten Özel und ich unser Angelglück heraus. Özel wurde auch reichlich belohnt mit zwei schönen Hechten. Wenn ich schon kein Glück beim Angeln hatte, so konnte ich doch beim Anlanden und grillfertig machen der beiden Schönheiten meinen Teil beitragen. Kurzer Hand luden die Jungs uns zum Hechtessen ein, was ein echter Genuss war. Auch dafür nochmal herzlichen Dank. Nachmittags besuchten wir unsere Inselnachbarn auf der DANO 72 wo wir auf alte Bekannte von unserm ersten Tag trafen. Die Mädels waren so lieb, uns mit etwas Reis unseren mehr als knappen „Vorrat“ aufzufüllen, wofür wir uns ebenfalls nochmals bedanken. Nach einem ruhigen Abend mit den Jungs am Feuer, durften wir uns auf eine ebenso ruhige Nacht freuen, in der wir für unseren letzten Tag nochmals etwas Energie tanken durften.

23.06.2018

Der letzte Tag in Schweden, er hatte begonnen. Nach dem wir unsere Vorräte beim Frühstuck bis auf eine halbe Packung Mehl und Milchpulver aufgebraucht hatten, verstauten wir zum letzten Mal unsere Ausrüstung und fuhren gemeinsam mit den Jungs Richtung Schleuse, die uns wieder in den See Foxen bringen sollte. Leider wurden wir an der Schleuse getrennt und trafen uns erst nach einem kleinen Abstecher zum Duschcontainer des nahegelegenen Campingplatzes am Strand des Scandtrack Camps wieder. Dort angekommen, mussten wir schweren Herzens unseren treuen Freund Manni an die nächsten Abenteurer übergeben. Wir sind aber sicher, er hat ihnen genau so gute Dienste geleistet wie uns. Anschließend gaben wir das bisschen Ausrüstung ab, was wir von Scandtrak mitgenommen hatten, was natürlich sehr schnell erledigt war. Nun hieß es Warten, auf das Abendessen und den Bus. Um 20:30 mussten wir nun endgültig auf Wiedersehen zu unserem Abenteuer in Schweden sagen.

24.06.2018

Nach einer langen Busfahrt kamen wir weit vor der Zeit schon um 5 Uhr morgens in Puttgarden mit einer kleinen Gruppe Scandtracker an. Mit dem ersten Zug ging es weiter nach Hamburg und um kurz nach 17 Uhr hatten wir unseren Heimatbahnhof wieder erreicht. Glücklich und traurig das es vorbei war.

Jetzt muss ich nach unserer Tour noch ein Resümee ziehen:
Wie im letzten Satz unseres recht ausführlichen Bericht erwähnt, waren wir glücklich und traurig, das unser kleines Abenteuer zu Ende war und nun der Alltag wieder vor der Tür stand.
Dies heißt aber keineswegs, dass es uns nicht gefallen hat, das Gegenteil ist der Fall. Es war wunderschön, es war aufregend, es war anstrengend, es war Nass, es war trocken, es war windig, es war sonnig, es war warm und es war kalt. Wir hatten Spaß, wir hatten Frust, wir hatten Muskelkater, wir hatten Sonnenbrand, wir hatten auch Mückenstiche und nasse Klamotten. Wir hatten einfach eine schöne Zeit und trotz Höhen und Tiefen oder gerade deswegen war es so schön.
Es ist eben ein kleines Abenteuer und wir können nur jedem empfehlen der Spaß an der Natur und am Draußensein hat, wenigstens einmal solch ein kleines Abenteuer zu erleben.

Für uns war es definitiv nicht das letzte Mal, das wurde mir spätestens am Montag danach beim Aufwachen klar.
Es fehlte etwas: der Schlafsack, das Tarp, die Geräusche und vor allem fehlte der Blick auf den See, der einfach unbezahlbar ist.

In diesem Sinne, viel Spaß bei eurem Abenteuer.

Marvin und Hans 15-24.06.2018

Geschrieben im September 2018, Hans-Jürgen K.

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