Das war anders geplant

Mitte Juli 2019. Es war endlich soweit. Julian und ich – Philipp – haben unsere Rucksäcke gepackt. Eine Woche Kanutour in Nordmarken stand an. Angefangen hat alles in der Uni, als wir über Urlaub in Schweden und Norwegen nachgedacht haben. Jetzt ging es los.
Begonnen hat unsere Reise mit einer etwa 18 stündigen Busfahrt, die für uns ihr Ende im Outdoorcamp Höglund fand. Dort wurden wir vom Scandtrack Team freundlich begrüßt und mit einem traditionell schwedischen Essen begrüßt – Hot Dogs ;)
Wir haben uns schnell versorgt und noch schneller zwei Liegestühle gesichert um die Sonne zu genießen. So haben wir direkt verpennt, dass die Wiese auf der wir saßen immer leerer wurde. Offensichtlich konnte man sich schon seine Ausrüstung abholen. Also Rucksäcke aufsetzen und über die „Adventure Road“ zur Ausrüstungsausgabe. Mit unserem ganzen Zeug sind wir dann zu den Kanus und raus auf den Foxen. Schon im Bus hatten wir uns eine Route rausgesucht, für die ein Kanuwagen notwendig war. Nach den ersten Paddelschlägen hatten wir unseren Rhythmus gefunden und von da an lief es, wenn gewollt sehr zügig.
Den ersten Abend haben wir am DANO 39 verbracht. Leider sollte das gute Wetter des Tages und der frühen Abendstunden nicht anhalten. Ein starkes Gewitter zog auf. Während wir unser DANO bestmöglich gegen Regen und Hagel schützen, blitze und donnerte es unaufhaltsam. Eins der stärksten Gewitter der vergangen Zeit, wie wir im nachhinein erfahren haben.
Am nächsten Tag sind wird entspannt aufgebrochen, nachdem einige andere Kanus bei uns vorbei gekommen sind. Gegen Mittag erreichten wir die für uns erste Umtragestelle. Als wir das Kanu wieder im Wasser hatten sind wir nicht mehr bedeutend weiter gepaddelt. Wir hatten ein neues DANO im „Övre Blömsjön“ erreicht ,von dem wir bereits im voraus beeindruckende Bilder gesehen haben.
Bis hier hin hört sich alles erstmal nach einem normalen Reisebericht an, der jedoch nicht seinen Titel erklärt. Angefangen hat das etwas anders geplante Abenteuer nämlich an diesem Abend. Gegen 23 Uhr saßen Julian und ich am Lagerfeuer, als wir Taschenlampen auf dem kleinen See vor unserem DANO gesehen haben. Zwei Kanus kamen auf unseren Lagerplatz zu. Anfänglich etwas schüchtern wurden wir gefragt ob wir noch ein Platz für vier Leute hätten. Im nachhinein hat sich hier unsere Reisegruppe von zwei auf sechs Personen erweitert. Wie sich schnell herausgestellt hat haben die vier die gleiche Route wie wir genommen, mit dem Unterschied das sie keinen Kanuwagen dabei hatten und ihre gesamte Ausrüstung und zwei Kanus über 7 Stunden von der Ausstiegsstelle im Foxen zur neuen Einstiegsstelle geschleppt haben – hier ein kleiner Tipp für alle die eine Route planen, bei der das Kanu umgetragen werden muss: versucht es auf keinen Fall ohne Kanuwagen.
Am nächsten Morgen haben wir dann überlegt wie es mit unserer erweiterten Gruppe weiter geht und wir entschieden uns, dass wir uns unseren eigen Weg suchen und die Route abkürzen könnten. Im ‘Nedre Blömsjön‘ paddelten wir in einen Seitenarm und trugen abwechselnd unsere drei Kanus mit unserem einzigen Kanuwagen in einen kleinen See um. Diesen sind wir im Anschluss entlanggepaddelt, überzeugt, dass wir unsere Kanus genauso leicht wieder aus dem Wasser bekommen, wie wir sie auch rein bekommen haben. Spätestens als Julian bis zu den Oberschenkeln im moorastigen Boden eingesunken ist, wussten wir, dass es doch nicht so einfach werden würde. Julian durfte somit sich, seine Schuhe und alles andere was er anhatte erstmal einer ungewollten Wäsche im See unterziehen. Letztendlich haben wir eine Stelle gefunden und mussten die Kanus nur noch abwechselnd eine Straße runterrollen und abschließend in den „Lelång“ lassen.
An der Stelle war unser Tagesabenteuer aber noch nicht beendet. Da es mittlerweile gegen 21 Uhr war und somit jeglicher Schlafplatz in näherer Umgebung belegt war, beschlossen wir unsere Kanus zum Outdorcamp zu schaffen um uns in der Nähe einen Platz zu suchen. Das der nun einsetzende Starkregen unser Vorhaben deutlich erschwerte, hatten wir natürlich nicht eingeplant. Letztendlich änderten wir unseren Plan um. Unsere Kanus haben wir durchnässt und verschwitzt nur zum Outdoorcamp gebracht, damit wir gegen 1 Uhr endlich etwas essen konnten. Geschlafen haben wir auf der Terrasse vor der Essensausgabe vom Anreisetag. Am nächsten Morgen durften wir dann noch den Campingplatzbesitzer bezahlen, da das Gelände von Scandtrack anscheinend nur angemietet wird.
Unser dritter Tag am Foxen begann sehr windig. Dieser sollte im Verlauf des Tages nicht abschwächen und führte auf dem Foxen zu schäumenden Wellen, sodass Julian und ich beschlossen unser Kanu und den Wagen zu nehmen, das Kanu ein Stück zu ziehen und in der Nähe einer Insel mit einem weiteren DANO wieder ins Wasser zu lassen – das Wort „Kanuwandern“ hat für uns eine ganz neue Bedeutung bekommen.
Nach unserer ersten ungeplanten Wassererfahrung wollten wir nicht mitten auf dem Foxen kentern und unser gesamtes Zeug in 100 Metern Tiefe versenken. Am Nachmittag hat der Rest unsere kleinen Gruppe zu uns aufgeschlossen. Bis zu dem Zeitpunktalss einer aus unserer Gruppe umknickte dachten wir, wir hätten unser selbst herbeigeführtes Pech überwunden – falsch gedacht. Da er am nächsten Morgen nicht eigenständig laufen konnte, beschlossen er, dass er ein Krankenhaus aufsuchen will. Gemeinsam mit einem weiteren aus unserer Gruppe hat er sich zur Aufnahme durch ein Krankentaxi aufgemacht. Nach neun Stunden waren wir dann wieder vollzählig. Sodass wir am nächsten Tag, einem Tipp von einer anderen Gruppe folgende, zum DANO 19 aufgebrochen sind, da dieses direkt auf einer 12 Meter hohen Klippe einer Insel liegen sollte.
Am DANO 19 erweitertet sich, dann unser Gruppe auf acht Personen. Und das DANOs lag wie versprochen auf der genannten Klippe. Direkt am Klippenvorsprung konnten jeweils zwei Bäume zum aufspannen von Hängematten genutzt werden, in welchen dann soweit möglich auch geschlafen wurde. Um vorher jedoch den Sonnenuntergang zu sehen entschieden wir uns alle quer über die Insel zu laufen. Immer als wir jedoch dachten wir hätten eine Stelle erreicht, von der aus man den Sonnenuntergang betrachten könnte, wurden wir eines besseren belehrt und mussten weiter laufen. Keiner hatte jedoch bedacht, dass wir den Weg den wir gekommen sind später wieder zurücklaufen müssten. Erst als es dunkel war viel uns unser kleines Missgeschick auf. Glücklicherweise trafen wir auf eine Gruppe von der wir uns ein Kanu leihen konnten, um unsere eigenen Kanus zum Aussichtspunkt schleppen zu können.
Da uns die Insel so gut gefiel sind wir einfach einen weiteren Tag geblieben.
Am letzten morgen haben wir uns wieder Richtung Outdoorcamp auf den Weg gemacht um die Kanus und Ausrüstung abzugeben. Vorher wollten wir jedoch noch den Autofriedhof sehen. Somit haben wir einen kleinen abschließenden Abstecher gemacht und uns alte aufeinander gestapelte und mehr und mehr von der Natur eingenommene Autos angeguckt.
Nach diesem letzten Highlight sind wir zurück zum Camp, haben alles abgegeben und auf den Bus für den Rückweg gewartet. Wie bei unserer speziellen Reise nicht anders zu erwarten, durften wir nicht im trockenen, sondern wieder im leichten Regen warten.

Trotz unser vielen kleinen lustigen Geschichten, ob selbst herbeigeführt oder einfach Pech hatten wir zu zweiten, dann zu sechst und am Ende zu acht sehr viel Spaß, den ich auf keinen Fall vergessen werde. Wie der Titel schon sagt: „das war anders geplant“, und trotzdem unvergesslich. Ich freue mich jetzt schon neue kleine Abenteuer in Schweden zu erleben – vielleicht ja schon im nächsten Jahr.

Geschrieben im Oktober 2019, Philipp S.

Bildergalerie zur Reise