Vom Schreibtisch in die unberührte Natur

Als Tochter von reisesüchtigen Eltern habe ich im Laufe der Jahre bereits einige schöne Flecke der Erde sehen dürfen und natürlich sollte auch der diesjährige Sommerurlaub mit meinem Freund eine unvergessliche Reise werden.
Als wir uns also im Oktober 2019 (kaum zu glauben aber da kannte man „Corona“ nur als Biersorte) über das nächste Urlaubsziel Gedanken machten, zeigte mein Bruder uns seine Urlaubsfotos aus Schweden. Da wir beide typische Schreibtischjobs ausüben, verbringen wir unsere Urlaube gerne aktiver und abenteuerlicher, daher waren wir schnell hin und weg von den atemberaubenden Sonnenuntergängen, der unberührten Natur, der vielen Gewässer und einfach von der Vorstellung jeden Abend einen anderen Schlafplatz per Kanu anzupaddeln. Ruckzuck stand unser Entschluss fest und die Reise mit Scandtrack nach Nordmarken war gebucht.

Vorbereitung & Anreise:

Diesen Sommer hat vermutlich Jeder um seine Urlaubsreise gebangt. Als dann im Juli die erlösende Nachricht kam, dass die Reisewarnung für Schweden aufgehoben wurde, war die Freude natürlich riesig. Von da an hieß es Reisetaschen packen und überlegen, was man wirklich in der Natur braucht. Denn jedes Kleidungsstück und jeder Gegenstand war zusätzliches Gepäck, das man jeden Tag abends vom Kanu zum Zelt und morgens vom Zelt ins Kanu tragen musste. Nach Reiseende hatten wir also definitiv mehr Armmuskeln als vorher und die Mitnahme eines muskulösen Mitreisenden kann ich sehr empfehlen ;-).
Mit der hilfreichen Packliste von Scandtrack hatten wir im Nu unser Gepäck zusammen. Generell haben wir die Erfahrung gemacht, dass man auf sehr kreative Problemlösungsideen kommt sobald ein Alltagsgegenstand von zu Hause fehlt. Das einzige, was bei uns zum Sonnenuntergang nicht fehlen durfte, war ein kleiner Absacker abends am Lagerfeuer (den kann man auf der Hinfahrt allerdings auch noch gut auf der Fähre kaufen) und zum Seele und Füße baumeln lassen hat sich unsere Hängematte sehr bezahlt gemacht. Was wir dank durchgängigem Sonnenschein zum Glück ganz unten in unserem Gepäck lassen konnten war der Regenponcho! Ansonsten hätte dieser wahrscheinlich aber auch noch an Wichtigkeit gewonnen.
Voll bepackt ging es am 07.08. pünktlich in unserem klimatisierten Reisebus von Bielefeld nach Lennartsfors.

Mit Muskelkraft von A nach B:

Nach der gut organisierten Übergabe unseres Zelts, zwei wasserfesten Packsäcken, der Provianttonne und einiger Utensilien (z.B. der gute alte Klappspaten und das zugehörige Klopapier) ging es dann schon um 11 Uhr für uns auf das klare Wasser.
Wie bereits erwähnt, verreisen meine Eltern sehr gerne und viel. Dabei wird bei meinem Vater nichts dem Zufall überlassen und so habe auch ich (erblich bedingt) bereits grob unsere Route im Vorfeld geplant. Das Schöne an einer Tour auf eigener Faust ist allerdings, dass Jeder nach seinen Vorlieben die Reise durchführen kann. Viele Pärchen oder Gruppen, die wir kennenlernen durften, sind überwiegend spontan gefahren und haben geschaut, wie weit sie so am Tag kommen. Dabei war die Zeit auf dem Wasser auch bei Jedem ganz unterschiedlich. Manche ruderten 1,5 Stunden am Tag und andere zogen 5 Stunden knallhart durch. Wir verbrachten je nach Lust und Laune (und Grad des Muskelkaters) mal 2,5 Stunden auf dem Wasser und mal mit zwischenzeitlichen Angelpausen 6 Stunden. Was wir auf jeden Fall bestens empfehlen können ist morgens frühzeitig loszupaddeln. Dadurch, dass die meisten noch schlafen ist das Wasser total ruhig und keine störenden Motorboote sind unterwegs. Außerdem mussten wir feststellen, dass der Wind meistens erst gegen Mittag aufzog, so dass man morgens einige ruhige Stunden auf dem Wasser verbringen konnte.

Vom Boxspringbett auf die Isomatten:

Auf Grundlage des schwedischen Jedermannsrecht, kann jeder Reisende (Gruppen bis max. 5 Personen) für eine Nacht sein Lager in der unmittelbaren Natur aufschlagen (Ausnahmen: Privatgrundstücke, Vogelschutzgebiete etc.). Die meisten Nächte haben auch wir davon Gebrauch gemacht. Die erste Nacht verbrachten wir z.B. auf unserer eigenen kleinen Insel. Eine weitere Nacht auf einem Felsvorsprung mit atemberaubendem Blick auf die Bucht.
Drei Nächte verbrachten wir auch auf offiziellen DANOS, da Stockbrot und Lagerfeuer bei einem Schweden Urlaub natürlich auf gar keinen Fall fehlen durfte. Diese Stellplätze sind natürlich sehr begehrt, daher waren wir an den Tagen immer schon gegen Mittag vor Ort und haben den restlichen Tag baumelnd in der Hängematte, mit Angeln oder Gesellschaftsspielen verbracht.

Was essen, wenn der Fisch nicht anbeißt?

Als Hobbyangler hatte mein Freund natürlich im Camp eine Angelkarte (fiskekort) erworben und so verbrachten wir jeden Tag damit die Rute auszuwerfen. Dabei sind der Möglichkeiten natürlich keine Grenzen gesetzt: Ob während der Fahrt hinterherschleppen lassen, abends von der Klippe am Übernachtungsort die Angel auswerfen oder nach dem Zelt aufbauen nochmal mit dem Kanu auf den See hinaus… wir haben wirklich alles probiert, aber leider hatten wir bis auf einen kleinen Barsch keinen Erfolg bei der Fischwelt (der Barsch wurde danach wieder reingeworfen und hat hoffentlich noch ein langes Fischleben in Schweden).
So gab es zu jeder Mahlzeit Proviant aus unserer blauen (bzw. wertmäßig der goldenen) Tonne. Von der Menge und dem Umfang waren wir positiv überrascht. Wir sind zwar beide nicht sehr anspruchsvoll, wenn es ums Essen geht aber auch jemand, der nicht so viele Dinge mag wäre sicherlich jeden Tag satt geworden. Erwähnenswert ist auch, dass die verschlossenen Reste alle gespendet werden, so wird also nichts verschwendet!

Kontakt zu Mitreisenden und den „Small 5“:

Je nachdem ob man als befreundete Gruppe, als Pärchen oder als Familie fährt, hat man sicherlich unterschiedliche Ansprüche an den Kontakt zu Mitmenschen. So wollten wir z.B. einen überwiegend ruhigen Pärchenurlaub mit viel Zeit für uns haben. Was mit der Weitläufigkeit des Seegebiets auch sehr gut machbar war. Beim Anfahren der DANOS entstanden natürlich dennoch sehr nette kurze Gespräche und eine Nacht haben wir unseren Stellplatz mit zwei anderen Pärchen geteilt, so dass wir einen sehr schönen Abend gemeinsam am Lagerfeuer verbracht haben.
Im Gegensatz zu den bekannten „Big 5“ in Afrika haben wir in Schweden unsere persönlichen „Small 5“ entdeckt. Dazu gehörten Eichhörnchen, Barsch, Kröte, Specht und Libelle. Die Mücken und Wespen haben uns zum Glück überwiegend in Ruhe gelassen. Das haben wir echt schlimmer erwartet! Der typische, prachtvolle Elch mit großem Geweih gegenüber am Seeufer ist allerdings leider auch ausgeblieben.

Fazit:

Da ich die 600 Wörter nun schon deutlich gesprengt habe, fasse ich mich zum Abschluss kurz. Der Urlaub war rundum einfach perfekt für uns. Alles hat gepasst: Die Organisation des Teams, das Wetter, die Landschaft, die Schlafplätze, das Essen und das ganze Feeling in der freien Natur! Dafür ein großes Dankeschön an Scandtrack und eine Empfehlung an all diejenige, die gerne in der Natur sind, Schweden auch einmal auf diese Weise kennenzulernen. Es wird auf jeden Fall ein unvergesslicher Urlaub für euch werden.

Patrik & Jenny

Geschrieben im August 2020, Jennifer S.

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