"Die Kenterer" - Kanutour 2022

Vorwort:

Vor drei Jahren haben wir das erste Mal, über YouTube, von Kanureisen in Schweden und somit auch von Scandtrack erfahren. Noch am selben Abend wurde dann einstimmig beschlossen, dass wir diese Reise so schnell wie möglich in Angriff nehmen möchten. Doch es kam anders. Anfang 2020 legte die Corona Pandemie die komplette Welt lahm, und auch unsere Reiseplanungen wurden so erst einmal auf Eis gelegt.

2022 sollte es dann endlich soweit sein und trotz einiger Organisatorischer Herausforderungen waren wir uns sicher, dieses Jahr fahren wir nach Schweden. Was ich euch jedoch jetzt schon sagen kann, keinem von uns war zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass uns diese Reise an unsere absoluten Belastungsgrenzen bringen würde.

Kurz zu "uns", wir sind eine Gruppe von vier absolut Outdoor unerfahrenen Stubenhockern, bestehend aus Kilian, Jonas, Jan und mir, auch Jonas.

Wir sind alle zwischen 18 und 20 Jahre alt und somit kommt hinzu, dass es so ziemlich die erste wirkliche Reise ist die wir alleine (ohne Eltern) organisieren und bestreiten werden. Aufgrund unserer nicht vorhandenen Outdoor Erfahrung fehlte uns natürlich auch jedwede Ausrüstung, also musste zunächst einmal geshoppt werden was das Zeug hielt.





01.07.2022 - Tag 1 - Anreise

Die Reiseunterlagen sind da, die Koffer sind gepackt, die Nervosität hat einen neuen Höchststand erreicht und die Deutsche Bahn, die kommt nicht. 10 Minuten Verspätung, 20, 30, 40, zum Glück haben wir das absolut mit eingeplant... Pünktlich um 16:00 erscheint der Scandtrack Express am Busbahnhof in Dortmund und unser Abenteuer kann endlich beginnen.



02.07.2022 - Tag 2 - Wir stechen in See

Um 10:00 Uhr sind wir endlich da. Die Fahrt war lang, wir haben alle kaum bis gar nicht geschlafen, nur Jan hatte eine sehr erholsame Nacht.

Nach unserer Ankunft wurden wir super herzlich empfangen und bekamen direkt alle nötigen Informationen zum Ablauf im Outdoorcamp Höglund. Es gibt Kaffee und einige Snacks, sodass wir schon kurz darauf bereit waren die Umfangreiche Ausrüstung entgegen zu nehmen, ins Kanu zu laden und endlich in See zu stechen.

Was keiner von uns so wirklich auf dem Schirm hatte, war der immense Einfluss des Windes, welcher uns auf diese Reise ein leider sehr treuer Begleiter war. Mit den Vollgeladenen Kanus ging es also raus auf den See und ab in Richtung Norwegische Grenze, wo wir unsere erste Nacht verbringen wollten, so hatten wir es zumindest geplant. Das man mitten in der Wildnis von Schweden jedoch nichts wirklich Planen kann sollte uns jedoch bereits nach den ersten Kilometern bewusst werden da Wind und Wellen uns mit gewaltiger Kraft genau aus Richtung Norwegen entgegenschlugen.

Nach einem kurzen aber unglaublich anstrengendem Kampf gegen die Naturgewalten entschlossen wir uns schließlich dazu unser Glück auf der nächsten Insel zu suchen, welche zwar nicht über ein Dano, dafür jedoch über eine betonierte Feuerstelle und genügend Platz für unsere Zelte verfügte.

Es folgte der erste Lageraufbau welcher uns vor gewaltige Herausforderungen stellte, denn in Videos sieht Feuer machen deutlich einfacher aus, als es draußen mit nassem Holz, auf nasser Erde, ohne kleine Hölzchen und bei verdammt starkem Wind tatsächlich ist. (Tipp: Nehmt zur Sicherheit einen bei Scandtrack zu erwerbenden Feuerholzsack mit auf eure Tour)

Nach geschlagenen zwei Stunden köchelte dann endlich unser wohlverdientes Essen über dem Feuer, unsere Zelte Standen und wir begannen erstmals wirklich zu realisieren, dass wir nun wirklich mitten in der Natur Schwedens sind.



03.07.2022 - Tag 3 - In Seenot

Der 3 Tag beginnt mit einem unfassbar schönen morgen, einem leckeren Kaffee und der Wetter App, die uns verrät, dass Machmittags ein Gewitter genau über uns hinweg ziehen soll. Unser Plan war es also so schnell wie möglich raus aufs Wasser, am Rand des Sees nach Norden zur schmalsten Stelle und dann den See einmal von links nach rechts zu überqueren. Kurz vor der Überquerung noch einmal Kraft getankt und den Wetterbericht gecheckt, wir hatten noch genug Zeit bis das Gewitter kommen sollte. Es kam schneller als erwartet. bereits nach den ersten paar hundert Metern begann der Wind, die Wellen wurden größer und unsere beiden Kanus wurden auseinandergetrieben. Zurück war keine Option mehr, da die Wellen uns von schräg hinten immer weiter auf den See hinaus trieben. Trotz des Wetters waren wir weiterhin guter Dinge es bis zur anderen Seite zu schaffen. In der Mitte des Sees befindet sich eine kleine Vogelschutzinsel welche uns als Orientierung diente, und welche wir von unten Umfahren wollten. Die Wellen trieben jedoch eines unserer Kanus vor dieser Insel entlang. So kam es das dieses Kanu hinter der Insel genau Seitlich zu den Wellen Stand und nach einer besonders großen Welle tatsächlich kenterte.

Nach einer zweistündigen Rettungsaktion, einem Nervenzusammenbruch meinerseits und einigen Verlorenen Gegenständen waren wir jedoch alle Unverletzt wieder an Land und dank des Scandtrack Bootes sowie zweier Mitarbeiter, welche unser gekentertes Kanu letztendlich bei einem Norwegischen Fischer fanden, konnten wir unser Abenteuer fortsetzen.



(Tipp:

- Die Notfallnummer des Outdoorcamps welche ihr in euren Reiseunterlagen findet im Handy abspeichern.

- Wenn ihr kentert, versucht alle Sachen die vorher natürlich nicht am Boot angebunden seien sollten am Kanu zu befestigen, so können sich eure Verluste an Material in Grenzen halten.)



Den Rest des Tages verbrachten wir nun damit alle unsere Sachen von der einen Seite der Insel zur anderen Seite zu tragen, wo sich ein Dano befinden sollte. Am Dano angekommen trafen wir zu unserer Überraschung auf viele weitere Urlauber welche ebenfalls vom Schlechten Wetter auf diese Insel getrieben wurden. Mit ihnen zusammen ließen wir den Tag am Lagerfeuer ausklingen und alle wollten die Geschichte "der Kenterer" hören.



04.07.2022 - Tag 4 - Trocknen

Was wir am gestrigen Tag gelernt haben? Seesäcke sind nicht vollständig Wasserdicht, wenn sie für zwei Stunden im Wasser treiben. Es war alles Nass, die Klamotten, die Ausrüstung und natürlich auch die Schlafsäcke und das Zelt. An Tag 4 unseres Abenteuers galt es also irgendwie alle Sache möglichst Trocken zu bekommen. Dies stellte sich jedoch als ziemlich unmöglich heraus, da es den gesamten Tag über immer wieder zu regnen begann. Es blieb also bei einem kompletten Tag an Land welchen wir nutzten um wieder zu Kräften zu kommen und unsere Pläne für die nächsten Tage an unsere Situation anzupassen. Auch fanden wir Zeit unsere Insel weiter zu erkunden und die Ruhe in der Natur Schwedens zu genießen, welche auch bei schlechtem Wetter unglaublich schön ist.



05.07.2022 - Tag 5 - Wieder Unterwegs

Geschichten verbreiten sich schnell, sogar in der Wildnis von Schweden.

An Tag 5 unserer Reise welchen wir Motiviert und in trockenen Klamotten begonnen haben stand die erste Umtragestelle auf dem Programm. Dort begegneten wir zwei weiteren Abenteurern welche bereits von den legendären "Kenterern" gehört hatten. Dank unserer Kanuwagen konnten wir die Umtragestelle bald hinter uns lassen und in einem ruhigeren Teil des Sees unseren bisher erfolgreichsten Paddeltag genießen. Dank des Windes welcher uns auch an diesem Tag begleitete wurde auch an diesem Abend das Lager Aufbauen zu einer Herausforderung. Nach den Erlebnissen der letzten Tage konnte dies jedoch unsere Stimmung nicht trüben.



06.07.2022 - Tag 6 - Laufen, Laufen, Laufen

An diesem Tag standen gleich 2 Umtragungen auf dem Programm, welche es beide auf ihre eigene Weise in sich hatten. Am ersten Umtrageort mussten wir die voll beladenen Kanus zwei Kilometer entlang einer stetig bergauf führenden Straße schieben und ziehen.

Umtragestelle zwei erwartete uns dann nur kurze Zeit später mit einem matschigen, schmalen weg voller Wurzeln und Schlaglöchern. Dies war eine für uns gänzlich neue und vollkommen ungewohnte Belastung, welche dazu führte. dass wir auch an diesem Abend Hundemüde in unsere Schlafsäcke krochen. Diesmal jedoch in unserem ganz Privaten Dano.



07.07.2022 - Tag 7 - Paddeln, Paddeln, Paddeln

Wie euch der Kreative Titel dieses Tages wahrscheinlich vermuten lässt, haben wir an Tag 7 unseres Abenteuers die bisher größte Strecke zurückgelegt. Insgesamt sind wir 18 Kilometer gepaddelt, und da wir nun wieder auf den großen Haupt See hinauskommen, wo der Wind in den letzten zwei Tagen gedreht hat, müssen wir auch an diesem Tag ein gutes Stück der Strecke gegen den Wind anpaddeln. Dafür belohnt Schweden unsere Anstrengungen mit einem absolut Atemberaubenden Sonnenuntergang und einem Spiegel glatten See. Getragen von diesen Eindrücken schlagen wir an diesem Abend unser Lager erst spät in der Nacht auf. auch wenn uns langsam aber stetig bewusst wird das dieses Abenteuer sich bereits dem Ende neigt.



08.07.2022 - Tag 8 - Urlaub

Dank der enormen Strecke welche wir am Vortag zurückgelegt haben, hatten wir an unserem letzten ganzen Tag kein wirkliches Ziel mehr vor Augen. Nach kurzer Überlegung kamen wir zu dem Schluss das wir auf unserer Momentanen Insel bleiben möchten.

An dieser Stelle möchte ich erstmals in diesem Bericht auf unsere Verpflegung eingehen. Pro zwei Personen erhält man von Scandtrack eine große Wasserdichte Essenstonne. Bis zu diesem Zeitpunkt unserer Reise haben wir uns mit 4 Personen, allesamt gute Esser, von nur einer der beiden Tonnen ernährt. Somit war unser Ziel für diesen Tag klar. Essen bis zum Umfallen. Und womit kann man am besten Zutaten verwerten? Natürlich mit Pizza. Der wahrscheinlich leckersten Pizza die ich je gegessen habe.



09.07.2022 - Tag 9 - Abschied

Am letzten Tag in Schweden stand unsere letzte Paddeletappe an, welche uns durch den kleinen Ort Lennartsfors führte, dort mussten wir eine kleine alte Schleuse benutzen, was ich jedem absolut empfehlen kann, es lohnt sich.

Nachdem wir wieder wohlbehalten im Outdoorcamp angekommen waren, ging es daran unsere Ausrüstung zu Reinigen und wieder am Materialzelt abzugeben. Auch mussten wir unsere eigenen Sachen wieder Umpacken und hatten dann Zeit uns zu entspannen. Das Absolute Highlight, die erste warme Dusche nach 9 Tagen. Die Organisation war auch bei der Abreise wieder einwandfrei und so traten wir mit einem Lachenden und einem Weinenden Auge unsere Rückfahrt an, welche auf den schmalen und kurvigen Straßen dort oben nochmals eine ganz eigene Erfahrung war.



Am 10.07.2022 kamen wir nach gut 12 Stunden wieder in Dortmund an, doch bis wir alles was in den letzten 9 Tagen passiert war verarbeitet hatten vergingen noch einige weitere Tage.

Aus allem was während unserem Abenteuer passiert ist konnten wir unsere Lehren ziehen und jeder von uns hat bereits verkündet, dass dies nicht seine letzte Reise ins wunderschöne Schweden war.



Ein spannendes Abenteuer und liebe Grüße wünschen euch

Jonas, Jonas, Jan und Kilian

Geschrieben im Oktober 2022, Jonas H.

Bildergalerie zur Reise