Eine Woche Wald, Wasser, Felsen und Beeren

Wir wollten einmal einen ganz anderen Urlaub machen: ohne Stadttrubel, Straßen und Anstehen für Sehenswürdigkeiten. Deshalb haben wir es mit der „Kanutour auf eigene Faust“ genau richtig getroffen. Voller Vorfreude wurden dann die einen oder anderen Ausrüstungs-Kleinigkeiten gekauft, die Taschen gepackt, und los ging es ins geliebte Schweden! Wegen überbuchter Busse führte die Anreise für uns über Hamburg, aber es hat alles problemlos geklappt.

Im Basiscamp ging es etwas chaotisch zu, wir mussten jede Menge Ausrüstung und eine unglaublich schwere Verpflegungstonne ein ganzes Stück tragen. Trotzdem waren wir noch vor dem offiziellen Zeitplan auf dem Wasser. Wir hatten großes Glück, die letzten richtigen Regenschauer der Woche fielen, als wir noch im Bus saßen und so paddelten wir fröhlich hinaus ins Graue mit Kurs auf die Flötefjorde. Nach einiger Zeit glaubten wir, auf Rastplatz 41 angekommen zu sein. Es gab aber keine Hütte und keine Toilette, also waren wir wohl doch einfach auf irgendeiner Insel, die günstig ist zum campen. Es wäre ein sehr gemütlicher Abend geworden, wenn Tobias nicht noch beim Wasser holen aus dem Boot gefallen wäre und dabei seine Brille verloren hätte. Ich tauchte noch ein paar Mal vergeblich danach, sodass wir beide müde waren und froren. Wir machten uns nur ein Brot zum Abendessen und gingen früh schlafen.

Am nächsten Morgen ging es ausgeruht und mit besserer Laune zurück Richtung Foxen. Allerdings war es so windig, dass wir nach nur 3 km eine längere Pause machten mussten, um besseres Wetter abzuwarten. Wir sammelten in der Zeit ein paar Pilze, obwohl wir etwas unsicher waren, ob Steinpilze und Maronen wirklich so groß und so zahlreich vorkommen können. Eine gute Stunde später ging die Fahrt weiter. Nach dem Umfahren einer Landzunge gerieten wir schließlich in völlige Windstille. Wir genossen die Sonne und die Landschaft und erreichten bald die Insel Bärön. Sie ist hoch und voller fantastischer Felsen. Eine Gruppe war schon dort, machte aber nur eine Pause. Wir unterhielten uns kurz, machten füreinander Fotos und uns wurde die Essbarkeit der Pilze bestätigt, wunderbar! Auf Bärön gibt es gleich zwei Rastplätze, wir wählten den ohne Hütte, weil dieser insgesamt schöner war. Wenig später trafen dort noch zwei nette Kanuten ein, die uns den Abend über Gesellschaft leisteten. Auf der anderen Seite der Insel zogen 6 lautstarke Bayern ein. Tobias versuchte sein Glück beim Angeln, ich sammelte Beeren fürs Frühstück und weitere Pilze, sodass sie für ein Abendessen ausreichten.

Am nächsten Morgen gingen wir im glasklaren See baden - diesmal freiwillig - und machten uns dann weiter auf den Weg nach Norden. Das Wetter war wunderschön und der Wind war uns gewogen, so erreichten wir sehr entspannt den Rastplatz 23. In der Nähe ist eine Sehenswürdigkeit eingezeichnet, die wir besichtigen wollten. Allerdings hörten wir die Bayern schon aus der Ferne. Als sie tatsächlich am selben, diesmal sehr kleinen, Rastplatz anlegten, paddelten wir doch lieber auf die andere Seeseite zum Rastplatz 22. Dort trafen wir wieder auf zwei sehr nette Mitcamper, diesmal sammelten wir gemeinsam Pilze und kochten daraus Nudeln mit Tomaten-Pilz-Sauce.

Am nächsten Morgen gab es für alle Brot mit Äpfeln und Preiselbeeren, das war sehr lecker. Dank an die Köchin! Überhaupt ist Frühstück mit Preiselbeeren sehr empfehlenswert, auch Müsli und Haferbrei schmecken damit viel besser.
Wir fuhren nach Töcksförs und kauften ein, was unserer Meinung nach im Verpflegungspaket fehlte (schwedisches Brot, schwedische Schokolade, Knoblauch, Haferflocken und Mais) und aßen dort auch gleich zu Mittag. Dann versuchten wir noch einmal auf den Rastplatz 23 zu gelangen. Allerdings hatten sich die Bayern dort wohl häuslich eingerichtet. Wegen des Gegenwindes wollten wir nicht mehr viel weiter paddeln und kehrten zurück zum Platz 22. Dort trafen wir auf Benny und Linda. Mit ihnen haben wir Stockbrot mit Pilzfüllung gebacken und uns auch am nächsten Abend, nach sehr anstrengender Fahrt von 10 Kilometern gegen den Wind, den Rastplatz 18 geteilt.

Am vorletzten Abend erreichten wir die Insel Trollön, auf ihr verläuft ein Stück der norwegischen Grenze und es ist nicht mehr weit bis zum Basiscamp. Entsprechend viele Leute waren auf den zwei offiziellen Lagerplätzen anzutreffen. Nachdem wir einen Zeltplatz ausgewählt hatten wanderten wir zum Grenzstein und trafen auch unsere Freunde von den Vortagen wieder, diesmal zelteten sie aber an einer anderen Stelle. Wegen der vielen Leute verzichtete ich auf das Beeren und Pilze sammeln, hier hätte es sogar Heidelbeeren gegeben. Wir entspannten im Sonnenuntergang und saßen mit zwei netten Jungs am Feuer. Ich schlief zum ersten Mal in der Hängematte, was viel bequemer, aber auch kälter ist als im Zelt.

Den letzten Tag wollten wir nicht unter Massen (naja, vielleicht 20 Leute auf der ganzen Insel) verbringen und hatten uns deshalb vorgenommen, früh aufzubrechen. Erschrocken stellten wir beim Aufwachen fest, dass dichter Nebel auf dem See lag. Zum Glück zog er schnell ab und wir konnten bei guter Sicht und perfekter (Wind-)Stille lospaddeln. In der Karte ist auf halber Strecke von Trollön zum Basiscamp eine frühgeschichtliche Fundstelle verzeichnet, diese wollten wir auch gern ansehen. Ganz in der Nähe davon fanden wir einen wunderschönen Rastplatz am Festland, an dem schon einmal jemand eine Feuerstelle gebaut hatte. Wir machten uns am späten Vormittag erfolglos auf die Suche nach der vermeintlichen Fundstätte. Unterwegs dorthin trafen wir verschiedene andere Abenteurer, die sich diesen Ort auch gern angesehen hätten. Aber alles halb so schlimm, dafür gab es hier viele, viele Heidelbeeren! Ich sammelte eine ganze Brotdose voll, genug für einen Kuchen und ein beeriges Frühstück. Am Kuchen vergaß ich leider das Öl, daher war er eher wie dickes Knäckebrot, aber trotzdem lecker. Wir hatten nun noch so viel Zeit, dass wir von den Felsen ins Wasser rutschen, in der Sonne Karten spielen und ein bisschen nichts tun konnten.

Am nächsten Morgen war ich etwas wehmütig und wollte noch nicht los. So ließen wir uns viel Zeit beim Frühstück machen und Sachen packen. Wir reinigten schon einmal die geliehene Ausrüstung, um im Camp nicht mehr so viel zu tun zu haben. Das selbst mitgebrachte Wurfzelt wurde noch einmal kräftig ausgeschüttelt und sicher verpackt. Ganz gemächlich paddelten wir zurück nach Lennartsfors, gaben alles ab und trafen unsere neuen Freunde wieder. Sie hatten es am Vorabend schwerer gehabt einen freien Rastplatz zu finden, erzählten sie. Nachdem wir geduscht und unser Gepäck von den Packsäcken zurück in den Koffer gepackt hatten, gingen wir zusammen in den Ort, um die Schleuse zu besichtigen, und vertrieben uns die Zeit mit Stadt-Land-Fluss spielen. Zwei ältere Herren erzählten uns, wie wir einen Hecht hätten fangen können. Gut, beim nächsten Mal haben wir dann den richtigen Köder dabei! Auch ohne Angelerfolge war es ein wunderschöner Urlaub. Das war ganz sicher nicht unsere letzte Kanureise!

September 2014, Mareike Noffke und Tobias Prüfer

Geschrieben im September 2014, Mareike N.

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