Offline in Schweden

Unser kleines Abenteuer begann am 05.09.2014 mit der Abreise vom Leipziger Flughafen. Im Bus wurden wir von einem uns vertrauten Dialekt mit „Willgomm off dor Reese mit scandtrack noach Schweden“ eines Chemnitzer Busfahrers begrüßt. Sofort war eine lockere Stimmung unter den Reisenden bemerkbar, die sich bis nach Schweden konstant gehalten hat. Wir konnten uns direkt mit den Mitreisenden unterhalten, haben über unseren Weg ins fremde Schweden gesprochen, und uns erkundet, was die anderen für Pläne haben und stellten ziemlich schnell fest, dass alle genau so ahnungslos waren wie wir. Alle hatten sich auf das Abenteuer Schweden eingelassen, ohne zu wissen, wo es genau nun hingeht. So begann also die Reise. Erstes Ziel war Berlin Ostbahnhof, den wir nach wenigen Stunden Autobahn und einer kleinen Sightseeing-Tour durch Berlin schnell erreichten. Nun wurde der Bus voll. Erneut ertönte die Stimme des überaus sächsisch sprechenden und sehr freundlichen Busfahrers. Dieses mal haben wir sprichwörtlich die Fragezeichen in den Augen der Berliner gesehen, welchen wir erstmal bei der Übersetzung Sächsisch- Deutsch helfen mussten. Nach 2 Fährfahrten erreichen wir gegen 11 das Camp in Schweden und haben uns erstmal über die angebotene Stärkung gefreut, bevor es sofort mit den Vorbereitungen für unsere Tour weiterging. Wir bekamen die Ausrüstung und haben unsere Klamotten in wasserdichte Packsäcke umgepackt. Nach einer Einweisung in die Künste des Bootsteuerns und Bepackens ging es endlich los. Wir waren überrascht, wie groß das Interesse an einer solchen Tour ist und hofften, dass wir trotz der hohen Anzahl an Paddlern die erwartete Ruhe und Abgeschiedenheit genießen konnten. Als wir unseren ersten Platz erreichten, war von anderen Abenteurern jedoch keine Spur mehr zu sehen. Und so blieb es auch die ganze Woche.
Zuerst bauten wir das Zelt auf. Für zwei Personen war dieses vollkommen ausreichend. Danach machten wir Feuer und kochten zum ersten Mal unser eigenes Trinkwasser ab. Da wir noch viel Zeit bis zum Abend hatten, schauten wir uns unsere Nahrungsmitteltonne einmal genauer an und schmiedeten die ersten Pläne, was wir uns in Abenteuer-Manier über dem Holzfeuer zubereiten könnten. Ein gutes Hilfsmittel war dabei das im Preis enthaltene Outdoor-Kochbuch mit Anregungen und Ideen rund um das Kochen in und mit der Natur. Wir genossen die letzten Stunden das Tages mit einem kurzen Bad im doch recht frischen See und einem Tee am Lagerfeuer und gingen nach dem Sonnenuntergang ins „Bett“.
Für den Weg zur nächsten Übernachtungsmöglichkeit schmierten wir uns ein paar Brote. Nachdem die Ausrüstung gepackt und das Boot beladen war, starteten wir in Richtung norwegische Grenze. Auf dem Weg dort hin bestaunten wir die vielen kleinen Inseln und versteckte Häuser, die sich durch kleine Bootsanleger am See verrieten. Bereits jetzt machten wir uns Gedanken über das Feuer am Abend, denn wir sammelten unterwegs ein großes, aber sehr trockenes Stück Treibholz auf. Dieses erwies sich am Abend als äußerst gutes Brennholz, als wir Kartoffeln gekocht und etwas Salami und Zwiebel angebraten haben. Aufgrund der gut gefüllten Lebensmitteltonne konnten wir es uns leisten, sehr wählerisch und anspruchsvoll bei der Gestaltung der Mahlzeiten zu sein. Wir genossen die Abende am Feuer- mit Tee, Schokolade, Kartenspielen, Steineflitschen auf der Wasseroberfläche, Angeln und endlosen Gesprächen. Genauso hatten wir es uns vorgestellt. Die nächsten Tage paddelten wir und suchten uns gegen Nachmittag- also wir hofften, dass es Nachmittag war, denn eine Uhr hatten wir zu keiner Zeit- einen guten Platz zum Aufstellen des Zeltes. Nach der ersten Regennacht wussten wir genau, was die Schwachstellen unserer Zeltbaukünste sind und durch die Optimierung dieser, blieben wir auch in der zweiten und letzten Regennacht trocken.
Nach weniger erfolgreichen Angelversuchen hatte es dann endlich geklappt! Ein Hecht hat angebissen, 50 cm lang! Wir waren begeistert und warfen unsere geplante Mahlzeit für den Abend- Spagetti mit Tomatensauce- über Bord und genossen den Fisch.
Wir waren begeistert von der Vielfältigkeit der Natur. Man sieht Felsen, Inseln, Waldstücke, Schilf und urplötzlich eine Ecke weiter gibt es den besten Sandstrand, der sich anfühlt, als wäre man an der Ostsee gelandet. Nun stand auch schon unser letzter voller Tag an Bord des Bootes Nr. 90 an und wir paddelten zurück an den Platz, der uns bereits den ersten Tag der Tour unbeschreiblich schön machte. Ein wenig wehmütig haben wir unsere Sachen sortiert, noch einmal den letzten Sonnenuntergang genossen und uns dann auf dem Weg zum Camp gemacht. Dort waren wir die ersten und haben uns erst gewundert, ob wir überhaupt den richtigen Tag erwischt hatten und wenn ja, hatten wir keinen Schimmer von der Uhrzeit. Nach und nach füllte sich der Steg. Wir säuberten die Ausrüstung und nach einer Stärkung (Köttbullar) traten wir die Heimreise an. Natürlich war unser sächsischer Busfahrer wieder mit dabei und wir haben uns sofort wieder heimisch gefühlt.
Alles in allem hatten wir einen wundervollen Urlaub und haben jede Sekunde davon genossen!

Geschrieben im September 2014, Jenny K.

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