Auszeit in der Natur

Unsere kleine Reisegruppe besteht aus vier Personen: Andreas, Jan, Richard und Sebastian. Wir kennen uns alle bereits seit über zehn Jahren, wohnen aber inzwischen weit entfernt voneinander und haben eine Kanutour in Schweden gebucht, um gemeinsam eine schöne Auszeit zu genießen, viel zu erleben und uns in aller Ruhe über diverse Geschehnisse des Alltags auszutauschen.


Tag 1: Abschied vom Alltag
Unsere Busreise beginnt in Berlin, wo wir uns bereits einen Tag eher getroffen haben. Jetzt, nach guter Planung und langer Wartezeit, realisiert sich unsere Reise in den Norden endlich.


Tag 2: Ankunft und Lagersuche
Nach einer langen Fahrt kommen wir pünktlich im scandtrack Basislager an und werden mit einer Verstärkung begrüßt. Das Wetter verschlechtert sich zunehmend, sodass wir bei Regen unsere Kanus beladen müssen, jedoch kann uns das bisschen Wasser von oben unsere Vorfreude auf das bevorstehende Abenteuer nicht verderben, schließlich haben wir uns mit passender Kleidung auf diesen Urlaub vorbereitet. Nach ein paar Stunden ließ sich die Sonne wieder blicken.
Da drei Leute aus unserer Vierergruppe die Tour in den vergangenen Jahren bereits mindestens einmal mitgemacht haben, kennen wir uns gut in der Region aus und machen uns direkt auf den Weg in eine der entferntesten Ecken des Seenkomplexes.
Am späten Nachmittag können wir endlich mit dem Aufbau des Lagers beginnen, den wir schon während der Busfahrt ausführlich geplant hatten. Der erste Hecht ist bald an der Angel und kurze Zeit später auch schon über dem Feuer.


Tag 3: Die Ruhepause
Die Sonne möchte sich heute nicht blicken lassen. Zeit für einen entspannten Tag unter der am Vortag gespannten Plane. Ein heißer Kaffee, eine Suppe und Geschichten aus alter Zeit halten uns bei Laune. Auch Pläne für die nächsten Tage werden geschmiedet.
Nachmittags geht es auf Pilzsuche, wobei uns klar wird, dass wir in den nächsten Tagen definitiv nicht verhungern müssen. Der größte Steinpilz ist geschätzte 30cm hoch und füllt am Abend einen ganzen Topf.


Tag 4: Erkundung und Arbeitsteilung
Da sind sie endlich, die erhofften Sonnenstrahlen. Während unsere nassen Sachen trocknen, baden und sonnen wir uns an unserem persönlichen Strand. Am Nachmittag geht es auf Erkundungstour, um Lagerplatz Nummer Zwei ausfindig zu machen. Die mitgebrachten Walkie Talkies erweisen sich hier als besonders hilfreich, um Kontakt zu den beiden anderen im Basislager zu halten, die uns über die aktuelle Wettersituation und den Fortschritt bei der Essenzubereitung informieren, während wir von unseren Entdeckungen berichten.


Tag 5: Nein, man kann im Kanu nicht stehen
Unsere Wasserkanister sind leer, Zeit um auf den See zu fahren und nachzufüllen. Als Neuling im Kreise der Kanufahrer heißt das für einen von uns, ins Kanu einsteigen, ohne es zum kentern zu bringen. Heute hat das leider nicht geklappt und nun stehen wir beide bis zur Hüfte im See, während vom Lager aus nur lautes Lachen zu hören ist. „Kein Problem“ meint er, „wir trocknen unsere Sachen am Feuer“. Zwei Stunden und ein Brandloch später ist klar, dass sich einer von uns zuhause neue Schuhe kaufen muss.


Tag 6: Abbauen, Kanu beladen, Hecht fangen, Kanu entladen, Aufbauen
Heute ist früh aufstehen angesagt, denn eine lange Tour zu unserem nächsten Lager steht bevor. Das Wetter spielt mit und dank unserer hervorragenden Zeitplanung können wir uns unterwegs einen Abstecher in eine ruhige Bucht erlauben. Hier lohnt es sich, einmal schnell die Angel auszuwerfen, denn direkt am Ufer ist ein riesiges Seerosenfeld. Schon nach wenigen Minuten beißt ein riesiger Hecht an. Wir hoffen, dass die Angelsehne nicht reißt und nach zehn Minuten steht fest, dass es sich tatsächlich um den großen Fisch handelt, den wir uns schon den ganzen Urlaub lang gewünscht haben: 94cm, 5800g und eine üppige Mahlzeit für vier Personen.
Am Nachmittag erreichen wir unser Ziel und beginnen mit dem Aufbau des Lagers. Der etwas stärkere Wind veranlasst uns dazu, beim Spannen der Planen erfinderisch zu werden. Es entsteht das windsicherste Lager, was mit dem zur Verfügung stehenden Material zu errichten ist und jeder ist stolz auf diese Ingenieursleistung.
Wir haben außerdem Glück, denn unsere Vorgänger haben uns einen riesigen Holzvorrat hinterlassen. Den Rest des Abends heißt es Holz sägen und spalten, um das Feuer am Leben zu halten. Der gegrillte Hecht schmeckt wunderbar.


Tag 7: Essen, essen, essen
So langsam wird uns klar, dass wir die Mengen an Essen in unseren Tonnen niemals bis zum Ende der Tour aufbrauchen können. Wir versuchen es trotzdem und reihen eine Mahlzeit an die nächste. Noch eine Tafel Schokolade nach der Terrence Hill Pfanne? Natürlich, immer her damit!


Tag 8: Heute lassen wir es uns gut gehen
Wir genießen den letzten kompletten Tag vor Ort und verbringen unsere Zeit mit Paddel, Angel, Beil oder Kochlöffel in der Hand. Ein paar Wochen könnten wir es hier noch aushalten.


Tag 9: Morgens in der Wildnis aufgewacht, abends im Bus eingeschlafen
Inzwischen sind wir routiniert, was den Abbau des Lagers und das Beladen der Kanus angeht. Alles verläuft nach Plan und auch unsere Reisezeit zurück zum Basislager war nach den zuvor gesammelten Erfahrungen perfekt abgeschätzt. Nach Entladen der Kanus und Abgabe der Ausrüstung hatten wir noch ein paar Stunden Zeit, um uns auszuruhen und auf eine lange Fahrt nach Hause vorzubereiten.


Tag 10: Zurück in der Großstadt
Während der Busfahrt tauschen wir uns mit den anderen Teilnehmern aus und schlafen langsam ein. Zur Mittagszeit kommen wir in Berlin an und trennen uns am Bahnhof voneinander. Für zwei von uns ist die Heimreise nach zwei weiteren Stunden Autofahrt dann auch beendet.
Auch wenn das Wetter hätte besser sein können, war unsere Kanutour genau das, was wir uns erhofft hatten: Ein spannendes und lustiges Abenteuer in der schönen Natur Schwedens.

Geschrieben im September 2014, Richard S.

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