Zwei Freundinnen auf Tour

Meine Freundin sagte "ich will nach Schweden" fand zufällig im Internet die Scantrack Seite und schickte mir den Link. "Da fahren wir hin!" war ihre Ansage und sofort waren wir beide Feuer und Flamme für dieses Unternehmen.
Freunde und Familie hielten uns für verrückt als wir mit dem Vorhaben rausplatzten...zwei Mädchen alleine mit viel Gepäck in der Natur und weit und breit keine Zivilisation, kein Hotelzimmer und kein All inclusive?! Ja, genau das !
Doch wir waren von unserer geplanten Reise total begeistert und buchten, nach einigem Hin und Her welcher Termin der passende sei, die Kanutour auf eigene Faust Nordmarken vom 22.7. - 31.7.. So sollte es sein, 9 Tage raus aus dem Unialltag!
WIr freuten uns auf eine Woche ohne WLAN, mobile Daten und nervige Nachrichten und ein Abenteuer das wir nie wieder vergessen werden.
Los ging es am Freitag Nachmittag. Der letzte Post bei Facebook ein Foto mit gepackten Rucksäcken und dem Untertitel "Wir sind dann mal weg!" Aufgeregt und gestärkt von McDonalds (Inklusive neuem Glas zum Menü) stiegen wir am späten Nachmittag in Bielefeld in den überpünktlichen Bus ein. Es waren bereits einige Gäste im Bus, welche sich erstmal am Kiosk für die Fahrt eindeckten... Die letzten wurden in Hannover eingesammelt und dann hieß es "Schweden wir kommen!" Nach der ersten Fähre waren wir bereit zu schlafen, doch die Rechnung hatten wir ohne 4 Mitreisende gemacht die sich lautstark bis spät in die Nacht amüsiert unterhielten. Gegen 3 Uhr morgens kehrte endlich Ruhe ein und wir konnten wenigstens ein paar Stunden Schlaf genießen. Punkt 10 Uhr kamen wir beim Basiscamp an wo uns erstmal eine kleine Verpflegung erwartete bis es über die "Adventure Road" zum Ausrüstungsplatz ging.
Tag 1 Samstag
Alles umgepackt und im Kanu gut verstaut ging es gegen 14 Uhr endlich raus aufs Wasser. Die ersten Gedanken "Was für eine harmonische Stille" und "wo ist der erste Rastplatz". Nach der langen Anreise waren wir froh eine kleine Insel mit einem geeigneten Zeltplatz und dem Luxus eines Toilettenhauses genießen zu dürfen.
Erstes Abendessen Kartoffeln mit Speck und Bohnen und um 20 Uhr ab ins Bett.
Tag 2 Sonntag
Dementsprechend waren wir am Sonntag um 6 Uhr hellwach und wurden mit einem traumhaften Ausblick auf einen spiegelglatten See belohnt. Vorm Frühstück sind wir um 7 erstmal in den See geklettert und haben das wunderbar klare und warme Wasser unter strahlend blauem Himmel genossen. Nach einem ausgiebigen Frühstück und gemütlichem zusammenpacken kamen wir erst um 11 Uhr aufs Wasser.
Der Plan....es gibt keinen, das Ziel....einfach mal lospaddeln, der neue Zeltplatz....irgendwo wo es uns gefällt. Mit dem Motto starteten wir in den Paddeltag.
Anfangs sahen wir noch ein paar Mitreisende doch kaum 2km gepaddelt hatten wir den See und die Ruhe für uns allein. "Los wir suchen Rastplatz 18 und schlagen da unser Lager auf." nach 2 Stunden paddeln stellen wir fest..."also irgendwie sind wir wohl vorbei gefahren" Rast auf einer winzigen Insel und kurze Planung wo es hingehen soll. Die Ansage des Scantrackteams "Paddelt nicht quer über den See!"
Wir nach der Pause "Ok und weiter gehts, wo lang? ach komm wir paddeln mal fix über den See" 2 Stunden und einige Kilometer später erreichten wir die andere Seeseite und suchten uns einen schönen Platz direkt am feinen Sandstrand im Schilf. "Nein hier dürft ihr nicht campen, zu Nah an meinem Haus" die Ansage eines Schweden nachdem wir schon 2 Stunden an dem Platz stehen...also alles einpacken und wieder weitersuchen. Neuer Platz auch direkt auf dem Sandstrand und am Wasser. Erkundungstour der Insel, leckeres Abendessen und abendliches Baden im See mit zwei netten Jungs runden den Tag ab.
Tag 3 Montag
Traumhafter Sonnenaufgang mit klarem, blauem Himmel begrüßte uns am nächsten Morgen. Nach einem Frühstück und einem kleinen Plausch mit den Jungs ging es weiter gen Norden. Während einer kleinen Pause am Nachmittag lernen wir eine kleine Ente kennen die neugierig unser Kanu erkundet und uns nicht mehr von der Seite weicht. Am Abend beim Camp ist sie wieder an unserer Seite. Wir tauften sie Ente Paula.
Genial endlich mal eine Windschutzhütte und dazu noch eine Insel ganz für uns alleine. Leider zu früh gefreut, wir bekamen am Abend bekamen wir Besuch von 4 weiteren Reisenden. Doch das störte die Vorfreude auf die selbstgemachte Pizza keineswegs und auch das Holzhacken gestaltete sich als äußerst lustige Aktion. Zwei Blondinen und ein Beil...kann ja nur lustig werden.
Am Abend nach der super Idee die Windschutzhütte mit einer Plane abzuhängen um es dunkel zu haben und keinen Rauch in die Hütte zu bekommen legten wir uns schlafen.
Doch 4 Dinge liesen diese Nacht zu einer unvergesslichen werden:
1. kreischende Möwen bis 2 Uhr morgens
2. ein Regenguss mit Gewitter begleitet uns die ganze Nacht
3. "ich glaube meine Füße sind nass..." etwas später "Ey hier ist alles durchgeweicht!" Die schöne Plane entpuppte sich als prima Wasserrutsche für die Regentropfen...blöd nur das sie genau auf unsere Schlafsäcke flossen.
4. "taptaptap...taptaptap" Marie (was ist das nur? eine Maus?)
Lisa: "Hast du mich angefasst??!"
Marie: "Nein warum sollte ich?"
ein Daumengroßer schwarzer Käfer treibt sein Unwesen...
nachdem auch dieser Übeltäter überwältigt und die Schlafsäcke schön durchzogen von Nässe waren konnten wir um 6 Uhr morgens endlich schlafen....zumindest für 2 Stunden.
Wie gesagt, eine unvergessliche Nacht.
Tag 4 Dienstag
Morgendliches Erwachen bei stürmischem Wind, perfekt um die nassen Sachen zu trocknen, ungünstig für durchgefrorene Reisende. Alle nassen Sachen aufgehängt, schnell gefrühstückt, auf einmal war der Holzboden der Hütte wie ein bequemes Himmelbett. Am Nachmittag war alles trocken und wir überlegten ob wir weiterziehen oder die Nacht noch da blieben. Eine 10 köpfige Reisegruppe nahm uns die Entscheidung ab und wir waren in 30 Minuten bereit zur Abfahrt. Nach der Nacht brauchten wir ein Highlight. Die Stadt Töcksfors war wie ein Paradies. Zivilisation, bestes Wetter und ein riesen Kaufhaus mit allem was man sich vorstellen kann. Auch wenn wir uns fehl am Platz fühlten und mit so vielen Menschen nichts anfangen konnten. Einkauf: Müllbeutel (kann man immer brauchen), echte Milch ("wie lecker ist die denn?") , Kakao (bestes Getränk am morgen!) und natürlich Süßigkeiten!!!! Die restlichen Kronen wurden noch für ein warmes Essen und im riesigen Sportladen auf den Kopf gehauen. 3 Stunden später "wir müssten mal zurück zum Kanu, ob das wohl noch da ist?!"
Um halb sieben ging es neu eingedeckt mit Proviant und Klamotten zurück in die Natur und raus aus der Zivilisation.
Rastplatz direkt am Wasser auf dem Festland...nachdem wir mal wieder dran vorbeigefahren waren.."oh da sind schon welche" "achneee...die kennen wir doch" unsere beiden Jungs waren da und wir rundeten den gelungenen Abend mit einem gemeinsamen Lagerfeuer, Pfannenbrot und Stockbrot ab.
Tag 5 Mittwoch
Am nächsten Morgen weckte uns ein Trekker dessen Fahrer 30m entfernt ein Feld abmähte. Kurios...
Die Jungs auch früh wach trotz der späten Schlafenszeit beschlossen unserer Schwärmerei zu folgen und einen Abstecher in die Stadt zu unternehmen. Wir packten gemütlich unsere Sachen zusammen und brachen erst gegen 14 Uhr auf in Richtung Süden, entlang der Ostküste des Sees Foxen. Am Abend kamen wir wieder bei unserem schönen Strand vom 2. Tag an und schlugen unser Zelt auf. Diese Nacht teilten wir uns die Insel mit einigen anderen Reisenden, hatten den Strand aber für uns allein.
Tag 6 Donnerstag
Ente Paula (glaubten wir zumindest) war am nächsten Morgen auch wieder an unserer Seite, zusammen mit einem Kumpel.
Die Tour ging weiter...Ziel war heute der Flussarm weiter im Süden. Wir beide und Karten lesen war wie schon zuvor angemerkt eine reine Katastrophe und auch dieses mal fuhren wir Kilometerweit an der Einmündung vorbei und strandeten fast am Basiscamp. Kurze Pause bei alten Bekannten aus dem Bus, die uns die Richtung zeigten und weiter Richtung Zeltplatz. Nach einer erneuten Stunde Irrfahrt fanden wir den Fluss...doch die angepeilte Schutzhütte war einfach nicht zu finden. Nach vielen Fragen und zweimaligem vorbeifahren fanden wir den Platz und schlugen unser Zelt auf einer kleinen Anhöhe in Gesellschaft von einem netten Ehepaar auf.
Schnelles Essen, kurzes baden und waschen im See und ein Blick auf den Sonnenuntergang beendeten den anstrengenden Tag mit reichlich Gegenwind und Wellen.
Tag 7 Freitag
Der Tag startete um 7 Uhr reichlich früh, doch ein leckeres Frühstück mit dem aufgesparten Mehrkornbrot, Nutella und Marmelade versüßte die frühe Stunde. 9 Uhr Abfahrt zu einem der heiß begehrten, schönen Zeltplätze nahe des Basiscamps. 11 Uhr und dieses mal ohne Umwege fanden wir einen Platz am Wasser und starteten in den letzten Tag zunächst einmal mit dem Aufbau des Zeltes. Da dieses bereits gerissen war und wir Angst um eine erneute nasse Nacht hatten wurden wir erfinderisch, man nehme ein Kochbuch und ein Frühstücksbrett und bastele eine wasserdichte Konstruktion. Bei einem ausgiebigen Erholungsmittag auf warmen Felsen und einem nachmittäglichen Bad im See tankten wir die letzten erholsamen Stunden.
Abends stand unser zweites selbstgemachtes Lagerfeuer an und auf dem Speiseplan stand erneut eine leckere selbstgemaachte Pizza mit Folienkartoffeln. Traumhaftes Abendessen mit nur leicht angebrannter Pizza. Nach dem Essen liefen wir noch über die Insel und machten auf einer Klippe traumhafte Fotos der spiegelglatten See. Ein kleiner Plausch mit unseren Inselnachbarn, die alten Bekannten aus dem Bus rundete den letzten Abend ab.
Tag 8 Samstag
Letzter Morgen in Schweden! Abschied gemischt mit wunderschönen Erinnerungen und Erfahrungen begleiteten das letzte Frühstück am Wasser. Ein kleines Lunchpaket geschmiert, Sachen das letzte mal gepackt und ein letzter Moment am Wasser. Um 12 Uhr fuhren wir mit vielen anderen zurück Richtung Basiscamp. Bis dahin froh noch nicht gekentert zu sein standen wir wenige Meter vorm Anleger kurz davor. Die Einheimischen mischten mit ihren Speedbooten und Jachten die See ordentlich auf und sorgten für gefährliche Wellen aus allen Richtungen. Glücklicherweise kamen wir trocken am Anleger an. Jetzt hieß es Sachen aus dem Kanu, hochschleppen zum Ausrüstungsplatz, Umpacken der Sachen und das beste eine richtige Dusche mit warmen Wasser! Frisch geduscht ging es mit den eigenen Rucksäcken zurück zum Camp wo es am Abend eine herrliche typisch schwedische Mahlzeit und ein kleines Lunchpaket für die Busfahrt gab.
Punkt 20 Uhr hieß es dann wirklich "Adjö Schweden"
Nach einer erneuten 16 stündigen Busfahrt erreichten wir erschöpft aber überglücklich unsere Heimat.

Fazit

Schweden, Kanutour auf eigene Faust, Ruhe, traumhafte Landschaft, 24/7 Natur pur, wahnsinnige Erfahrungen.
Allerbester Urlaub meines Lebens!!! Wir kommen auf jeden Fall wieder!

Danke an das sehr nette und freundliche Scantrackteam für die super Organisation, Ausrüstung, Verpflegung und Chance auf so einen einmaligen Urlaub!

Geschrieben im August 2016, Marie N.

Video zur Reise