"C und dann da rüber"

Zwei Mädels mitten in der schwedischen Natur - eine davon, nämlich ich selbst, habe ein paar Wochen vorher überhaupt je in meinem 21-jährigen Leben zum ersten Mal in einem Zelt geschlafen...wir wussten also, das könnte spannend werden...dennoch machten wir uns voller Vorfreude dann endlich auf den Weg nach Berlin, um dort mit dem Scandtrack Express loszufahren. In Lennartsfors angekommen waren wir direkt überwältigt von der Landschaft, vor allem weil uns Schweden mit viel Sonnenschein begrüßt hat. Nachdem wir unsere Ausrüstung geholt und umgepackt haben, ging es nach der Kanueinweisung auch direkt aufs Wasser. Dort stellten wir dann allerdings fest, dass wir vom Lenken nicht viel verstanden hatten. Wie soll das denn gehen mit diesem J-Schlag? Ich versuchte es ein paar Mal und habe mich dabei so ausgesprochen blöd angestellt, dass mir direkt alles weh tat. Naja, aber Not macht ja erfinderisch, also beschlossen wir einfach eine eigene Paddeltechnik einzuführen. Ständig wechselten wir die Seiten, paddelten mal auf der selben Seite, zwischendrin mal wieder auf den gegenüberliegenden Seiten...völlig verkehrt also, aber wir kamen die ganze Woche damit immer an unser Ziel. Wenigstens haben wir den C-Schlag verstanden und so paddelten wir beide einfach immer im C wenn wir mal eine Kurve fahren wollten..."C und dann da rüber" wurde zu unserem ausgesprochen guten Navigationsruf. Vielleicht lag es aber auch an unserem Maskottchen vorne auf dem Kanu, dass wir immer dort ankamen, wo wir hinwollten ;-)

Abgesehen also von unseren tollen Paddelkünsten, war die Woche in Schweden wirklich atemberaubend. Diese Stille, wenn man sich bei Sonnenschein einfach am Wasser ein wenig treiben lässt oder wenn man abends am Lagerfeuer sitzt - das ist wirklich faszinierend und nur schwer in Worte zu fassen. Ab und zu mussten wir diese Stille jedoch auch unterbrechen, denn wir hatten unsere Ukulele dabei und haben damit nicht nur am Lagerfeuer ein paar Ständchen gesungen. Auch mitten am See mussten wir sie natürlich mal auspacken, sodass die Enten um uns herum direkt die Flucht ergriffen haben - vielleicht war es einfach die falsche Songauswahl :D

Unsere Route führte uns zunächst in den Norden, wo wir die zweite Nacht mit einer geführten Gruppe am Rastplatz 38 verbracht haben (Grüße an die Morning Light Tour mit Nikolai :D) Zum Frühstück gab es dann Pancakes für insgesamt 16 Leute und so ein Teig muss natürlich auch erstmal im Eimer angerührt werden...es schmeckte besser als es aussah :D Der Montag zerrte anschließend ganz schön an unseren Nerven, da es ziemlich stürmisch wurde und wir statt zum angepeilten Rastplatz 19, notgedrungen an der 14 halten mussten. Ich war froh, dass wir es überhaupt noch dorthin geschafft haben, nachdem das Kanu zeitweise schon ganz schön über die Wellen gesprungen ist...Die Nacht im Zelt wurde dort dann ebenfalls noch ziemlich stürmisch und wir beschlossen am nächsten Tag lieber gar nicht loszufahren. Ein paddelfreier Tag war allerdings auch nicht falsch, so hatten wir mehr Zeit um Holz zu sammeln und zu hacken. Außerdem bekamen wir hier am Abend noch Gesellschaft von zwei Jungs, die sich - nachdem sie uns kennengelernt hatten - nur noch gefragt haben, wie wir beide das hier eigentlich überleben. Aber schließlich waren es nicht wir, die beim Wasser abkochen den Topf umgeschmissen und damit das Feuer gelöscht haben. Gut, wir waren es auch nicht, die das Feuer wieder angebracht haben, aber theoretisch hätten wir es natürlich gekonnt ;-) Der Mittwoch begrüßte uns dann zum Glück wieder mit wunderschönem Sonnenschein, sodass wir uns weiter auf den Weg Richtung Norwegen machen konnten. Bevor wir dort ankamen, verbrachten wir aber auch noch eine Nacht bei Rastplatz Nummer 11, der für uns auf jeden Fall einer der schönsten Rastplätze war. Die restlichen Tage vergingen anschließend noch wie im Flug und wir konnten es kaum glauben, als wir am Samstag Morgen ein letztes Mal aus unserem Zelt krochen. Wir versuchten die letzten Züge der schwedischen Natur zu genießen und machten uns dann zurück auf den Weg ins Basiscamp.

Unsere Woche in Schweden war also mehr als gelungen - wir lernten viele Leute kennen mit denen wir lustige Stunden am Lagerfeuer verbrachten, wir hörten viele Elche rufen (auch wenn sie sich uns leider nicht zeigen wollten) und wir haben die Zeit einfach unglaublich genossen. Letztlich haben wir die Zeit auch einfach vergessen, sodass wir uns auf jeden Fall sicher sind, dass die Stunden dort viel schneller vergehen als zu Hause.
Lenken können wir zwar immer noch nicht, aber was soll's - wir kamen überall an und haben einen unvergesslichen Urlaub verbracht :-)

Geschrieben im September 2017, Carina R.

Bildergalerie zur Reise