„Köttbullar mit Preiselbeeren und viel Seensucht"

„Was gibt es heute Abend zu essen?“ fragt mich mein hungrig dreinschauender Mitbewohner. „Köttbullar!“ lautet selbstverständlich meine Antwort. Es ist vielleicht keine große Überraschung und noch weniger eine kulinarische Raffinesse, dafür aber ein solides und ehrliches Gericht und zum Sattwerden definitiv geeignet. Heute Abend haben meine Freundin und ich Freunde zum Essen eingeladen. Das passiert zwar relativ häufig, aber heute Abend ist es etwas Besonderes. Wir wollen von unserer wunderschönen Kanu-Tour in Schweden berichten, die viele Fotos der einmaligen schwedischen Natur zeigen und gemeinsam in Erinnerungen schwelgen.

Während meine Freundin mit den Vorbereitungen in der Küche beschäftigt ist, beginne ich, alles für die anschließende Diashow aufzubauen. So nach und nach trudeln unsere Gäste ein und überfordern uns bereits im Flur mit ihren neugierigen Fragen. „Habt ihr Elche gesehen?“ „Seid ihr gekantert?“ um nur mal einige aufzugreifen. Ich dagegen konzentriere mich erst einmal nur auf die Zubereitung des Essens und hoffe insgeheim, dass es besser schmeckt als in diesem schwedischen Einrichtungshaus. Als alle am Esstisch Platz genommen haben, geht es los!
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Tag 1 - Freitag, 4. August 2017 (Bild 1)
Motto des Tages: „Der Weg ist das Ziel!“

Unsere Kanu-Tour in Schweden beginnt, wie könnte es anders sein, in Dresden. Nach Wochen der Planung und Vorbereitung und mit geballter Vorfreude im Gepäck ging es endlich los. Am Bahnhof Dresden Neustadt stiegen wir in den Bus und wurden von Busfahrer Kalle herzlichst begrüßt. Vor uns lagen etwa 1200 km und knapp 20 Stunden Busfahrt. Puuuuh! Über Leipzig und Berlin führte uns der Weg in Richtung Puttgarden auf Fehmarn. Hier setzten wir per Fähre nach Dänemark über, welches in der Nacht durchquert wurde. Im Morgengrauen erreichten wir dann endlich Schweden.
Dank Kalle und den Filmen Rocky I bis VI verging die Zeit schneller als gedacht. Außerdem waren die Fährfahrten eine angenehme Abwechslung und boten eine gute Möglichkeit, sich die Beine zu vertreten.


Tag 2 - Samstag, 5. August 2017 (Bild 2)
Motto des Tages: „Aller Anfang ist schwer!“

Nach der langen Fahrt waren wir natürlich froh endlich im Scandtrack Basiscamp am See Foxen angekommen zu sein. Zur Begrüßung und Stärkung gab es Hotdogs. Auch hierbei wurden wieder Erinnerungen an das Möbelhaus mit den 4 großen blauen Buchstaben geweckt. Lecker wars trotzdem! Nach dieser kurzen Verschnaufpause erhielten wir dann unsere umfangreiche Ausrüstung, lei-der im strömenden Regen.
Als wir dann endlich auf dem Wasser waren, hatte sich der Regen immer noch nicht verzogen. Wasser von unten, Wasser von oben, sozusagen. Dafür funktionierte das gemeinsame Paddeln schon recht gut. Am ersten Tag auf dem See legten wir rund 4 Kilometer zurück und kamen gegen 16:30 Uhr am Dano 17 an. Das Dano befindet sich auf einer wunderschönen kleinen Insel und ist mit Schutzhütte und Okö-Toilette ausgestattet. Am Abend lies dann auch der Regen etwas nach und wir konnten unsere erste Mahlzeit fast im Trockenen genießen. Nach der Linsensuppe fielen wir erschöpft von der langen Anreise und den vielen ersten Eindrücken ins Zelt.


Tag 3 - Sonntag, 6. August 2017 (Bilder 3 und 4)
Motto des Tages: „You, me and the sea!“

Der nächste Tag begann wie der letzte aufgehört hatte, mit Regen! Trotz des schlechten Wetters machten wir uns nach dem Frühstück und dem Abbauen des Zeltlagers auf den Weg in Richtung Süden. Die Tour führte uns vorbei an felsigen Küstenstreifen, einsamen Grundstücken mit typisch schwedischen Häusern und den Inseln Hästön, Bryotorpsön und Trollön. [Gott sei Dank muss ich das nicht aussprechen ;)] Nach einem kurzen Abstecher nach Norwegen erreichten wir unsere nächste Übernachtungsmöglichkeit auf einer einsamen Landzunge. Ein absoluter Geheimtipp!
Insgesamt legten wir an diesem Tag rund 7 km zurück.


Tag 4 - Montag, 7. August 2017 (Bilder 5 und 6)
Motto des Tages: „Keep calm and paddle on!”

Tag 4 unserer Abenteuerreise führte uns wieder in Richtung Norden auf den See Foxen. An diesem Tag sollte es auch tatsächlich etwas abenteuerlich werden. Aber dazu später mehr. Zunächst paddelten wir wieder die felsige Küste entlang. Die Sonne schien und wir genossen diesen wundervollen Tag auf dem See. Erste Angelversuche scheiterten glücklos. Kein Fisch, nur ein Ast fand den Weg an unsere Route. Und nicht nur das! Am Nachmittag wurde es dann etwas stürmisch und ausgerechnet als wir den See queren wollten, fegte eine steife Brise über uns hinweg und lies das Kanu ordentlich schaukeln. Trockenen Fußes erreichten wir nach 13km auf dem Wasser Dano 19. Dort wurden wir mit netter Gesellschaft am Lagerfeuer und einer großen Portion Nudeln belohnt.


Tag 5 - Dienstag, 8. August 2017 (Bilder 7 und 8)
Motto des Tages: „Die Ruhe vor dem Sturm!“

Nach dem gemeinsamen Frühstück mit unseren Zeltnachbarn verabschiedeten wir uns und stachen in See. Diesmal lag nur eine kurze Strecke vor uns, etwa 4km zum Dano 14. Dort angekommen richteten wir unsere Lager ein und machten es wetterfest, denn am darauffolgenden Tag kündige sich Dauerregen an. Der Nachmittag gestaltete sich also recht kurzweilig. Als wir dann zufrieden am Lagerfeuer bei Jägerbraten mit Bratkartoffeln, grünen Bohnen und mitgebrachtem Radler saßen, genossen wir einen fantastischen Sonnenuntergang. Nur für diesen Augenblick lohnte sich die ganze Reise. Einfach wundervoll!


Tag 6 - Mittwoch, 9. August 2017 (Bild 9)
Motto des Tages: „Chilexen par excellence! “

“Chilexen??? Watt für Zeuch“, würde mein Opa jetzt fragen. Ich würde wahrscheinlich mehr Zeit benötigen, um ihm zu erklären was es damit auf sich hat, als der ganze Urlaub überhaupt dauerte. Lange Rede, kurzer Sinn. An diesem Tag blieben wir aufgrund des Dauerregens an Ort und Stelle und haben das Zelt nur im Ausnahmefall verlassen. Lesen, schlafen, essen und dann wieder von vorn. Am Abend klarte es etwas auf und wir konnten zumindest einen Rundgang um die Insel unternehmen und im Trockenen das Abendessen - Nudeln mit Käsesoße nach einem Rezept aus dem Scandtrack-Kochbuch - genießen.
„Bei Regen beißen die Fische besser“, heißt es ja. Nur nicht bei uns. Petris Heil war den ganzen Urlaub über nicht mit uns.

 
Tag 7 - Donnerstag, 10. August 2017 (Bilder 10 und 11)
Motto des Tages: „Row, row, row your boat gently down the stream…”

Am nächsten Tag wurden wir von der wärmenden Sonne geweckt. Erholt und durch das ausgiebige Frühstück gestärkt machten wir uns auf den Weg in den Flotefjorden. Und das war einfach herrlich! Für die 6km lange Strecke zum Dano 37 ließen wir uns richtig viel Zeit. Wir genossen die Landschaft und stellten fest, die Schweden stehen auf Pippi-Langstrumpf-Häuser mit perfide gepflegte Grünflächen. Klischee bestätigt!


Tag 8 - Freitag, 11. August 2017 (Bild 12)
Motto des Tages: „Übung macht den Meister? - PAAAAH, Talent hat man oder eben nicht!“

Diesen ebenfalls sonnigen Tag nutzten wir zu einem Ausflug durch den Fjord. Da ich mich beim Paddeln mal zurücklehnen wollte, überließ ich meiner Freundin das Steuern. Und naja, was soll ich sagen: „Naturtalent kann man nicht lernen!“
Bilanz des Tages: 8km auf dem Wasser, 0 Fische, 0 Elche, +1 Sonnenbrand, -1 Sonnenbrille, +2 ausgeglichenen Menschen


Tag 9 - Samstag, 12. August 2017 (Bilder 13 und 14)
Motto des Tages: „Elchtest mal anders!“

Um sämtlichen Spekulationen vorzugreifen, wir sind beim Elchtest nicht mit dem Kanu umgekippt wie einst die A-Klasse. Die Situation lässt sich ungefähr so schildern:
„Guck mal, da am Ufer steht ein Elch!“ rufe ich ganz enthusiastisch und begebe mich schon auf die Suche nach der Kamera. „Ganz ruhig“ antwortet meine Freundin. „Das ist nur eine Kuh!“ Etwas enttäuscht und mit dem klaren Vorhaben mir gleich nach der Ankunft in Deutschland einen Termin beim Optiker geben zu lassen, wende ich meinen Blick wieder ab und fokussiere mich aufs Paddeln. „Toller Start in den Tag“ denke ich mir. Aber um lange Trübsal zu blasen fasziniert mich die wunderschöne Landschaft entlang des Flotefjorden viel zu sehr. Wir fuhren am letzten Tag unserer Reise von Dano 38 ungefähr 11 Kilometer zurück nach Lennartsfors. Und umso näher wir dem Ziel kamen, desto mehr machte sich langsam auch etwas Wehmut breit. Gleich waren wir wieder im Basiscamp, hier und da sahen wir andere Abenteurer und Kanuten, gleich wieder zurück im Bus auf Heimfahrt in Richtung Alltag.


Tag 10 - Sonntag, 13. August 2017
Motto des Tages: „Vi ses snart Sverige!“

Die Rückfahrt gestaltet sich wie Anreise, irgendwie kurz- und langweilig zu gleich. Aber ein Entschluss steht schon lange fest: Wir kommen wieder! Und ein weiterer reift ihn mir als wir uns auf der Fähre nach Dänemark befinden. Ich sollte schwedisch lernen. In Dänemark angekommen, heißt es dann: Tschüss Schweden, hallo Babbel. Genug Zeit für die ersten Lektionen habe ich ja im Bus!

Résumé (Bilder 15 und 16)
Motto des Urlaubs: „Reisen wäscht den Dreck des Alltags von der Seele!“

Wir erlebten einen wunderschönen Urlaub, weg von all dem Trubel und der Hektik zu Hause. Bereits auf der Hinfahrt haben wir die Handys aus- und nur zum Checken der aktuellen Wetterlage mal kurz eingeschaltet. (Für die, die es nicht ohne aushalten, wir hatten immer Empfang.) Es ist erstaunlich, wie zufrieden man abends einschlafen kann, wenn man sich den ganzen Tag an der frischen Luft und auf dem Wasser befindet und sich plötzlich Gedanken über den heutigen Schlafplatz und die Zubereitung des Essens machen muss. Das bringt einen zurück auf den Teppich und auch wenn es philosophisch klingen mag, zeigt es einem, was im Leben wichtig ist und vor allem auch, was nicht!
Trotz des wechselhaften Wetters konnten wir jeden Tag genießen. Die Natur Schwedens ist einfach atemberaubend schön und bietet abwechslungsreiche Aussichten.
Für Urlauber, die ein bisschen Abenteuer suchen ohne dabei á la Bear Grills komische Kleintiere essen zu müssen, die Lust auf Bewegung und Aktivurlaub haben und einfach mal Abschalten wollen, ist diese Kanutour genau das Richtige! Und zu diesem Preis unschlagbar!
Wer „Angst“ vor zu viel Einsamkeit hat, dem sei gesagt, dass wir überall höfliche und hilfsbereite Menschen, egal ob Schweden, Norweger oder Deutsche, getroffen haben. Und wer sich genau nach dieser Einsamkeit sehnt, der muss zwar etwas suchen, wird aber definitiv fündig. Bleibt zum Schluss nur eins übrig: Danke Scandtrack für die tolle Organisation und die hilfreichen Tipps! Auch das hat zu einem unvergesslichen Urlaub beigetragen.
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„Das Köttbullar war übrigens auch irgendwie ganz lecker“ (o. N.). Als Nachtisch gab es aber selbstgemachte schwedische Apfeltorte, definitiv das kulinarische Highlight des Abends. Unsere Sehn- und Seensucht nach Schweden ist nach diesem Abend auf alle Fälle weiter gestiegen und ich glaube, dass unsere Gäste auch sehr beeindruckt waren und mit viel Fernweh nach Hause gingen.

Geschrieben im Oktober 2017, Erik F.

Bildergalerie zur Reise