Eine unglaublich coole Reise in der Hitzewelle

Scandtrack 2018 – eine unglaublich coole Reise in der Hitzewelle
Schon unsere 21 stündige Busreise nach Schweden war ein Abenteuer - angefangen mit der Jagd nach den Fähren, welche wir beide knapp verpasst haben und aufgehört mit der Begegnung der Regenrinne vom Camp - welche mit einer zersplitterten Heckscheibe endete.
Angekommen im Camp erwartete uns die erste Trockentoilette unseres Lebens bei ca 30 Grad Außentemperatur. Als dieses Erlebnis verdaut war, ging es langsam zum Sachen abholen und umpacken. In diese Packsäcke passt wirklich mega viel rein! Trotzdem sollte man sich an die vorgeschriebenen max 20kg halten, man braucht wirklich nicht so viel, wie man denkt und muss schließlich alles zum Kanu schleppen ;-). Nachdem alles mit letzter Kraft zum Kanu getragen wurde, war es endlich soweit: Wir fuhren los. Zwar in Schlangenlinien, aber wir bewegten uns vorwärts. Das Wetter war traumhaft, blauer Himmel und sehr warm - daher beschlossen wir, am ersten Tag nur ein kleines Stück zu fahren und unseren Urlaub direkt zu genießen - die anstrengende Anreise war bei diesem unglaublichen Ausblick sofort vergessen :-). Bis zum Dano 12 sind wir gekommen und haben dort auf der Nordseite der wunderschönen Insel am Strand angelegt. Nach einer kurzen Erkundungstour haben wir uns auf die warmen Felsen in die Sonne gelegt und erstmal geschlafen.
Unser Zelt haben wir in einem kleinen Waldstück direkt vor dem Strand aufgebaut, dieser Ausblick war einfach einzigartig. Abends gab's dann Bratkartoffeln in der einbetonierten Lkw Felge auf der anderen Seite der Insel. Wir waren in der Zeit auf Tour, in der es so heiß und trocken war - also durften wir kein Feuer machen und (noch die ersten 2 Tage) in den Felgen auf dem Spiritus Kocher kochen. Dies war echt kein Problem :-) Nach einem netten blackstory-Abend mit ein paar anderen Leuten von der Insel haben wir geschlafen wie 2 Steine.
Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Norden. Zu unserem Glück kam ein weiteres Kanu neben uns her, welches merkwürdiger weiße kerzengrade fuhr, obwohl nur die hintere Person paddelte. Wir hatten es zu 2. Bis dahin nicht geschafft, geradeaus zu fahren und pendelten immer hin und her. Also ergriff ich die Gelegenheit um mal nachzufragen. Der Trick lag darin, das Paddel nach dem Paddelschlag nach hinten zu führen und als Finne zu benutzen und den stärkeren Paddler nach vorne zu setzen. Diese Erkenntnis hat uns danach definitiv schneller voran gebracht und uns einige kurven-km gespart :D.
Unsere Paddelprofies trafen wir dann lustiger Weise auf der Insel Barön wieder. Ursprünglich war unser Plan, diese Tour alleine zu machen und Ruhe vor der Menschheit zu haben. Funktionierte nur so mäßig gut, wie sich auf Barön herausstellte ;-). Wir waren also ursprünglich nur zum Kochen auf Barön (Dano 19), dort trafen wir auf unsere 2 Paddelprofis, eine Familie, 4 FSJler und 2 Kerle auf Abenteuer Tour - Björn und Matze. Annika und ich hatten viel zu viel Gemüseragou gekocht (was übrigens wirklich sehr lecker war!) und aus den Abnehmern der Reste wurden sehr gute Freunde. Abends saßen wir alle auf den Felsen, haben uns den Sonnenuntergang angeschaut und dabei über Gott und die Welt gequatscht. Dabei ging zuerst die Sonne unter, dann der Mond auf und unter und dann ging die Sonne um 5 auch schon wieder auf. Dieses Farbenspiel war einfach unvergesslich! Nachdem wir unser Schokomüsli und Milchpulver gegen den leckeren Wein der Familie getauscht hatten, wurde der Abend noch lustiger.
Von Barön aus machten wir am nächsten Tag zu 2. eine Tagesexpedition nach Töcksfors - der Wein und das Bier waren leer. Die Strecke war doch etwas weiter als gedacht - meine Karte war leider umgeklappt. So wurde es ein echtes Abenteuer, aber wir haben es tapfer gemeistert, trotz den 25km bei Wind und Wellen! Und unterwegs – man glaubt es kaum bei dieser riesigen Seenlandschaft – haben wir tatsächlich 2 bekannte Gruppen der letzten beiden Nächte getroffen. Als wir in Töcksfors wieder an unserem Kanu ankamen, mussten wir feststellen, dass die Möwen unser gesamtes (im Pulli und in einer Plastiktüte eingewickeltes !!) Proviant gefressen hatten. Nur die Rosinen aus dem Studentenfutter, die wollten sie nicht und haben sie netter weise im ganzen Kanu verteilt :D.
Bei unserer Rückkehr durch das wellige Wasser haben wir uns gefühlt wie die unbezwingbaren Wikiniger und uns anschließend lecker bekochen lassen :D.
Den nächsten Abend verbrachten wir (Matze, Björn, Annika und ich) zu viert auf einer kleinen Insel neben Längöarna, die Überfahrt durch die hohen Wellen war gar nicht so einfach, aber hatte sich gelohnt - denn wer hat schon eine eigene Insel und kann den Sonnenuntergang und den Sonnenaufgang aus der Hängematte sehen?
Hier bekamen wir abends eine SMS - absolutes Feuerverbot - auch das Kochen in den LKW Felgen bei den Danos war nun verboten. Auch wenn kurz eine Art Ratlosigkeit herrschte, so war es im Endeffekt gar kein Problem. Es gab so viel leckeres Essen in der Tonne, aus dem man mit etwas Kreativität auch ohne Feuer etwas Leckeres zaubern konnte. So gab's die Kidneybohnen mit passieren Tomaten und Champignons einfach roh und etwas aufgewärmt von der Sonne - in so einem Urlaub lässt man sich eben von nichts aus der Ruhe bringen :D.
Annika und ich haben übrigens bis auf 1 bzw. 2 Nächte ausschließlich in der Hängematte geschlafen - das war so cool, muss man unbedingt mal gemacht haben. Ein warmer Schlafsack ist dann durchaus von Vorteil, aber auch eine Picknickdecke außen herum gewickelt erfüllt ihren Zweck ;-).Trinkwasser haben wir die ganze Zeit aus dem See genommen, war schon sehr praktisch ohne Filtern und Abkochen, was wir zum Glück bei der guten Wasserqualität nicht mussten. Ab und zu haben wir uns den Eistee gemacht, aber an sich konnte man das Wasser auch pur ohne Probleme trinken.
Am nächsten Abend haben wir einen wunderschönen Platz über Tranenäset gefunden, nachdem wir einen kurzen Abstecher im Basiscamp und im Café gemacht hatten. Bei der morgendlichen Schwimmtour haben wir tatsächlich unsere Freunde von Barön wieder getroffen. Zusammen mit ihnen verbrachten wir zwei legendäre Abende mit den Piraten. Es war sehr interessant, deren Geschichten zuzuhören! Hier hatten wir die schönsten Sonnenuntergänge unseres Lebens, sind zu gegenüberliegenden Inseln geschwommen, haben uns im Schnitzen versucht und einfach unsere Freiheit genossen.
Leider mussten wir unsere 4er Gruppe am vorletzten Tag auflösen, da Matze und Björn mit dem Auto angereist waren und früher zur Fähre mussten.
So zogen Annika und ich den letzten Abend alleine weiter zurück Richtung Lennartsfors. Um noch ein letztes Mal den Sonnenuntergang bewundern zu können, haben wir sogar nochmal den See überquert, um auf die Ostseite des Sees zu gelangen und haben in der Nähe von Myntebäcken unser Lager aufgeschlagen. Dort haben wir nette Angler getroffen - wir hatten auch eine Angel dabei aber bis dato noch nicht geangelt, da sich keiner von uns so wirklich damit auskannte. Also wurde am letzten Abend noch im Sonnenuntergang bis in die Tiefe Nacht geangelt! Gefangen haben wir nichts - außer einer schwimmenden Blindschleiche und ein paar Steine, in denen sich der Haken verhakte... Dies ließ sich in den meisten Fällen lösen (von unseren Experten) - das ein oder andere Mal mussten wir jedoch selbst ins Wasser, schwimmend oder eben mit dem Kanu. Anschließend haben wir am Strand noch Karten gespielt - es war ein sehr schöner Abschlussabend mit dem Blutmond. Dieser war leider nur kurz sichtbar, da dies die einzige bewölkte Nacht war.
Wir hatten insgesamt ein unfassbares Glück mit dem Wetter. Jeden Tag blauer Himmel, Sonnenschein und ca. 30°C tagsüber. Das Feuerverbot war total nachvollziehbar und für uns kein Problem, der Boden war wirklich sehr trocken und ein paar Waldbrände waren nicht weit entfernt. Eine Natur wie dort ist einzigartig und gehört wirklich mit allen Mitteln geschützt. So war es für uns selbstverständlich, nichts zu zerstören, „organische“ Sachen gut zu vergraben und unseren Müll und anderen, den wir gefunden haben, in den schwarzen Säcken mitzunehmen. Wir haben Bioseife verwendet und uns bemüht, keine Spuren in der Natur zu hinterlassen. Der See hat Trinkwasserqualität – und dies soll schließlich auch so bleiben.
Am nächsten Tag ging es zurück nach Deutschland - und unser lang ersehnter Wunsch, einen Elch zu sehen, wurde endlich erfüllt! Ein Exemplar stand seitlich neben der Straße und schaute unseren hupenden Bus mit großen Augen an.
Die Rückfahrt war angenehmer, als die Hinfahrt. Zum einen war der Bus einfach größer und nicht so voll, man konnte seine Beine etwas ausstrecken und zum anderen habe ich die beste Investition auf der Fähre getätigt: ein Nackenkissen!
Zu Hause musste man sich erstmal wieder an die Zivilisation gewöhnen. Eine heiße Dusche tat wirklich gut, obwohl das Duschen am See mit einem Eimer und dem kalten Seewasser bei diesem unglaublichen Ausblick definitiv einzigartig war.
Ich denke auch heute noch sehr gerne an diesen wunderschönen Urlaub zurück! Für mich persönlich war es der schönste Urlaub, den ich jemals hatte. Dieses Freiheitsgefühl morgens einfach eine Runde schwimmen zu gehen, sich am Felsen die Zähne zu putzen und in aller Ruhe direkt am Wasser zu Frühstücken - das kann man nicht beschreiben, sondern muss man erleben. Auf der Reise haben wir Freunde gefunden, mit denen man stundenlang begeistert über alles Mögliche reden konnte und hat sehr viel über sich selbst gelernt. Die Erkenntnis, dass man wirklich nicht viel braucht, um glücklich zu sein, ist einfach unbezahlbar.
Danke liebes Scandtrack Team!

Geschrieben im Oktober 2018, Kerstin A.

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