SCANDTRACK- Kanutour auf eigene Faust

Zwei Jahre ohne Schweden reichen. Das Kanufieber packt uns erneut und lässt uns am 21.06. in Leipzig voller Vorfreude auf den Bus warten. Zugegeben ist die lange Busfahrt kein Vergnügen, aber als Wiederholungstäter wissen wir, dass das, was folgt, für die Strapazen der Anreise entschädigt. Endlich angekommen packen wir auch gleich unsere Sachen in die wasserdichten Packtaschen und auf geht es in das wunderschöne Seengebiet in der Region Dalsland Nordmarken.
Wir wollen raus aus dem Alltag, Natur genießen, paddeln, wie unbeschwerte Kinder ins Wasser springen, über offenem Feuer kochen, die Uhr ignorieren, weil Zeit keine Rolle spielt...
Und unser Wunsch wird erfüllt von der ersten Sekunde an. Wir sind frei.
Es geht bei dieser Reise nicht um die Anzahl der Kilometer. Am Anreisetag trägt uns der Kanadier bis in eine wunderschöne Bucht auf Trollön, wo sich der Grenzstein zwischen Schweden und Norwegen befindet. Diese Bucht ist verdient, da es uns der Wind nicht leicht gemacht hat. Recht schnell steht das Zelt und das Feuerholz ist gesammelt, gesägt, gespalten, angezündet, lecker gekocht...Bratkartoffeln mit Zwiebeln und Speck. Schön deftig. Genau das Richtige für draußen. Auch der Aufwasch gehört zu unserem neuen kleine Alltag, aber zusammen ist der schnell geschafft und wir können uns anderen Sachen widmen, wie schöne Bilder schießen und kleine Videoaufnahmen machen, aus denen nach dem Urlaub natürlich eine Zusammenfassung der Highlights dieses Schwedenabenteuers für unseren YouTube Kanal „Kompass Fieber“ wird.
Es fällt uns schwer, ein Ende zu finden, weil es kaum dunkel wird und man die Zeit total vergisst. Aber wir müssen schlafen, denn morgen soll es doch weitergehen. Die eingeschlagene Richtung bleibt dieselbe und wir stoppen an der Insel Guppviksön und beschließen, die Nacht dort in DANO 7 zu verbringen. Es ist noch niemand dort und dieses Fleckchen Erde einfach zu schön, um daran vorbeizufahren. Wir probieren uns ein wenig am Hüttenbau mit einem Tarp und auch das Feuerbohren wollen wir versuchen. Ersteres klappt vorzüglich, zweiteres scheitert kläglich.
Aber es wäre auch ein Wunder gewesen, wenn der erste Versuch gleich gelungen wäre. Das war uns bewusst und lässt uns darüber freuen, dass es wenigstens etwas gequalmt hat. ;-)
Auch dieser Tag endet so schön, wie er begonnen hat und morgen brechen wir auf in Richtung Foxen. Es ist windig und DANO 12, welches wir ansteuern, ist bereits besetzt. Also suchen wir weiter nach einem ruhigen Fleckchen und getreu dem Motto „Wer suchet, der findet.“ landen wir auf einer tollen Insel, wo wir sogar hinter einem kleinen Erdwall vom Wind fast ungestört kochen können.
Am nächsten Tag geht es wie gewohnt weiter. Es ist Regen gemeldet und somit ist der Plan, zeitnah ein DANO zu finden, welches uns vor dem Nass von oben schützt. DANO 16. Wir nutzen die kleine Auszeit vom Paddeln zum Schnitzen, Wäsche waschen, Eierkuchen machen, eine kleine Outdoordusche bauen und auch einfach nur die Ruhe genießen.
Als am nächsten Tag gegen Mittag der Regen aufhört, beladen wir mittlerweile schon wieder mit einer gewissen Routine unser wundervolles Wassergefährt und halten uns Richtung Stora Le. Von weitem schon sehen wir am frühen Nachmittag einen schönen Badestrand und beschließen spontan, dort zu halten, um ein wenig zu schwimmen. Als wir näher kommen, erkennen wir ein Windspiel aus Treibholz, welches unseren Beschluss bestärkt, dort an Land zu gehen. Und als wir letztendlich anstranden, erschließt sich uns die Schönheit und Gemütlichkeit eines liebevoll angerichteten Lagerplatzes, der einfach danach schreit, dort zu bleiben, was wir dann auch tun.
Wir verbringen einen schönen Nachmittag und die Zeit vergeht so schnell, so dass wir uns schon langsam daran machen, das Abendbrot vorzubereiten. Heute gibt es Linsen mit Wiener. Ein schnelles Essen. Gut gesättigt spannen wir unsere Hängematten auf, was sich allerdings kurz darauf als Fehler erweist. Der Himmel wird merklich dunkler, der Wind bringt da etwas in unsere Richtung, was uns in rege Bewegung versetzt. Der erste Donner ist zu hören und schnell tragen wir alles auf das kleine Plateau mit der schönen Zeltstellfläche, die wir schon bei der Ankunft entdeckt hatten. Wir müssen nur alles einen kleinen Hang hoch tragen. Fix ist das Zelt aufgebaut. Das hier hin, das da hin, das in den Packsack, das ins Innenzelt...wir sind ein eingespieltes Team. Die ersten Regentropfen treffen uns, als wir alles gesichert haben und uns ins trockene Innere des Zeltes retten. Jetzt kann es losgehen mit Gewitter und Regen und das tut es auch.Hat was gemütliches. Mir gefällt es.
Nach einer entspannten Nacht brechen wir auch am nächsten Tag wieder auf, so wie jeden Tag. Das Wasser ist ruhig. Wir machen ein paar Photos und Videos und machen irgendwann kehrt Richtung „Heimathafen“ Basiscamp.
An diesem Abend müssen wir lange suchen, bis wir einen schönen Platz finden. Alles, was wir anfixieren, entpuppt sich aus der Nähe als schon belegt. Aber auch heute macht sich unsere Hartnäckigkeit bezahlt und wir verbringen unsere vorletzte Nacht in Schweden an einem Platz, wo wir noch schöne Aufnahmen machen können und wo uns auch der nächste Tag durch ein sonniges Frühstück direkt am Wasser ein Geschenk wird.
Ja der nächste Tag. Das ist auch schon der letzte Tag, den wir komplett auf schwedischem Boden verbringen werden. Wir gehen es ganz ruhig an. In der Morgensonne beobachten wir die Wasserläufer und Libellen.
Der Aufbruch fällt schwer. Am liebsten würden wir bleiben und auf Ewig diesen perfekten Sonnentag genießen. Aber es nützt nichts. Also beladen wir das Kanu und auf geht es. Wir wollen die letzte Nacht nahe am Basiscamp verbringen, um Stress am Folgetag zu vermeiden. Der Großteil unserer Mitreisenden denkt auch so und wir sehen heute so viele Menschen, wie die letzten Tage zusammen nicht. Eine kleine Anlegestelle wird heute unser Ruheplatz. Mit Tischen und Bänken ausgestattet, werden wir so wieder langsam an die Zivilisation herangeführt. Vom Felsen dort kann man wunderbar ins Wasser springen, was wir natürlich ausgiebig tun.
Es war sehr warm heute und die Abkühlung tut gut. Später kochen wir über der in den Tisch eingelassenen Feuerstelle.
Vorerst das letzte Abendbrot vom offenen Feuer. Danach filmen wir noch den Sonnenuntergang. Die Zeit vergeht so schnell. Soll die Woche wirklich schon vergangen sein? Ja, das ist sie. Und etwas wehmütig bauen wir das Zelt auf. Es ist so warm und kein Regen in Sicht, so dass das Innenzelt reicht.
Gute Nacht geliebtes Seenland.
Morgen geht es nach Hause, aber wir werden uns sicher wieder sehen.

Geschrieben im September 2019, Sandra L.

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