Am 08.08.2014 macht sich eine kleine Truppe Emsländer auf zu ihrem Trip „Abenteuerurlaub in Schweden“- die einen zunächst mehr, die anderen weniger überzeugt. Teil der Reisetruppe sind eine von allem zu begeisternde Kartenleserin, ein Feuerteufel, ein kleiner Tollpatsch, eine zunächst wasserscheue Badenixe, Oskar aus der Tonne sowie ein selbsterklärter pessimistischer Realist. Bier wurde realistischer Weise zu Hause gelassen, wer braucht schon Bier bei so einem Abenteuertrip-pah!
Nach einer wider Erwarten gar nicht allzu anstrengenden Auto-, Bahn und schließlich Busfahrt rückt das Ziel unsere Reise, die weiten Wälder Schwedens zu erkunden, immer näher. Aber zunächst wird noch das ein oder andere Würstchen gegessen, wer weiß, wann es wieder was gibt. Uns Mädels fallen noch beim Beladen der Kanus im Basiscamp sowohl positive als auch negative Aspekte auf: Gut, dass wir die Männer zum Schleppen der schweren Sachen dabei haben; aber schauen wir uns den Inhalt der Essenstonne genauer an, so wird wohl kaum eine Chance bestehen, am Ende der Reise ein Gürtelloch mehr verloren zu haben. Die Männer würden am liebsten direkt ihre Angel ins Wasser werfen. Von daher verlassen wir uns auf den Tipp unsere Route gen Süden zu beginnen, da sich Hechte hier besonders wohlfühlen - da ist das Fangen ja schon vorprogrammiert! Vorher wird jedoch noch eine Palette Bier für den Notfall gekauft. Man weiß ja nie. Direkt zu Beginn jedoch eine kleine Motivationsbremse: die „Sluss“ hat Mittagspause und der „Lockkeeper“ braucht ca. 1 ½ Stunden um die Schleuse wieder zu öffnen. Nun denn, es wird Rast gemacht, Gott sei Dank mit Gitarrengeklimper und noch etwas Sonne, die uns in den nächsten Tagen nicht allzu oft begegnen sollte. Das Schleusen an sich ist schon mal ne Erfahrung wert, besonders wie die Lockkeeperin das Geld eintreibt… Auf der anderen Seite der Schleuse sind wird direkt von der Landschaft geflasht, weit und breit nur blaues (bzw. je nach Wetterlage graues) Seewasser, in das man nur seine Flasche halten muss und dieses eiskalt zu genießen, kleine Buchten und weite Wälder in denen ab und zu ein kleines Schwedenhäuschen aufblitzt.
Erster Halt wird erstmal ganz im Sinne des Jedermannsrecht (oder zumindest fast) in einer kleinen Bucht gemacht. Nur leider darf hier kein Feuer gemacht werden. Beschlossen wird, demnächst wird früher aufgebrochen um sich offizielle Lagerplätze zu reservieren auf denen dann auch der Feuerteufel ein wenig zündeln kann. Denn dass ein Feuer und eine kleine Blockhütte nötig sind, merken wir spätestens als wir bei strömenden Regen unter unserer Plane hocken, die Männer sich ins Zelt verkriechen und nur der Fähnchenführer sich weigert, keinen Spaß zu haben und eisern unter der Plane ausharrt und sich des Lebens freut. Wenigstens Omas gute Linsensuppe schmeckt allen. Als das Schauer etwas nachlässt, kommen die Männer nach und nach aus ihren Zelten gekrochen, schließlich sollen abends die Fische besonders gut beißen. Mit Wobbler und co. wird auf Jagd gegangen… Am nächsten Tag wird das Camp geräumt und nach einer ordentlich langen Kanufahrt eine Feuerstelle angesteuert. Es wird direkt in den See gehüpft, die Männer fahren Angeln und es wird ein köstliches Kartoffel-Bohnen-Speck-Mahl zubereitet. Doch, oh nein was ist das? Ein „Feuer-Verbot-Schild“? Das kann nicht sein! Flugs wird Scandtrack angerufen und uns wird bestätigt, dass das Verbot aufgehoben wurde. Üilala, der Feuerteufel kann zuschlagen. Jedoch nur so lange bis wir Besuch von einem schwedischen Ehepaar bekommen (die aber ganz sicher Vorfahren im Ruhrpott haben) um sich über das Feuer zu beschweren. Wohl oder übel müssen wir das Feuer löschen, nicht ohne geheime Pläne zu schmieden was man theoretisch alles mit diesem Schild anstellen könnte...Der Mond scheint hell und der See ist ruhig als wir uns abends ins Zelt verkriechen, doch der Schein trügt…So sollte noch der ein oder anderen in darauffolgenden Nächten von Träumen heimgesucht werden, die von wegschwimmenden Zelten handeln. So sind nachts Teile der Gruppe mehr damit beschäftigt die Zelte vor dem aufkommenden Sturm zu beschützen als zu schlafen. Und auch die romantische Geste, das Zelt relativ Strandnah aufzustellen, sollte sich als nicht allzu positiv erweisen…
Einzelne Kundschafter werden ausgesandt, um Wetterprognosen einzuholen. Unsere erste Bekanntschaft mit Gevatter Sturm machen wir auf hoher See als uns bewusst wird, dass das Steuern an Land gar nicht mehr so einfach ist. An Land angekommen, ist dieser Lageplatz jedoch noch nicht optimal, sodass eine kleine Kanute ausgesandt wird nach einem Lagerplatz mit Feuerstelle Ausschau zu halten. Der Rest der Mannschaft bleibt bei Sturmgebraus zurück und sieht in Gedanken schon das Kanu der Geliebten kentern. Diese Erfahrung macht auch das Expeditionskanu, besonders der Vordermann wird von Wellen überrollt, erst in letzter Sekunde kann sich an Land gerettet werden. Die Mannschaft ist also wieder vereint, alle sind unversehrt. Die Zelte werden an diesem Abend in einem etwas entfernteren windgeschützten Waldstück aufgeschlagen, die erste Honeymoonsuite entsteht. In den kommenden Tagen werden wir abwechselnd mit Regenschauern als auch mit Sonnenstrahlen beschenkt, sodass schnell zwischen Regenjacke und Top gewechselt werden muss. Durch kleine Zwangs-Zwischenstopps in Wäldern werden wir nach und nach klüger: 1. Regenklamotten sollten stets griffbereit sein. 2. Eine Zeltplane kann als idealer Unterschlupf fungieren unter der auch mal ein Nickerchen gehalten werden kann 3. In der Mitte des Sees zu fahren ist nicht allzu klug. 4. Hingegen ist es klug, allem noch etwas Positives abzugewinnen, immerhin ist es zwischen den einzelnen Regentropfen auch mal trocken. 5. Am Zeltplatz angekommen lässt sich auch aus einfachen Zutaten ein wunderbarer Grog herstellen, der dem einen mehr, dem anderen weniger schmeckt. Gut, dass ein Flachmann für alle Eventualitäten parat steht.
Aufgrund der Wetterprognose entscheiden wir uns dafür, nicht ganz die geplante Route zurückzulegen sondern kehren in der Mitte der Woche um (nicht ohne uns permanent gedanklich auf das Highlight „Slussen“ vorzubereiten). Als wir jedoch im strömenden Regen in der Schleuse sind, ist für manchen noch einmal der Moment gekommen an dem man sich fragt „was mach ich nochmal hier“? und die Gefühlsskala in den Minusbereich sackt.
Auf der anderen Seite der Schleuse fühlen wir uns plötzlich in eine Dokusoap auf RTL2 hineinversetzt. Deutsche soweit das Auge reicht, die sich in der Wildnis aussetzen lassen um tagelang Lagerplätze zu bebunkern. Fuchs wie wir sind errichten wir also unser Lager in der Nähe einer Feuerstelle, um diese früh morgens zu annektieren. Dort sind wir in netter Gesellschaft eines jungen Paares, das abends bei Vollmond und Lagerfeuer lernt, die emsländische Trinkkultur zu genießen. Der letzte Tag ist nochmal ein absolutes Highlight: Am Vorabend erlebten wir bereits einen wunderschönen Sonnenuntergang, der nächste Morgen wird direkt um 9 Uhr mit einer Schwimmrunde eingeläutet- Waschtag! Und Obacht: unser wasserscheues Fräulein ist als erste im Wasser (natürlich nicht ohne vom Feuerteufel-Paparazzi begleitet zu werden). Ein Teil der Gruppe wagt sich mit einem Sprung ins eiskalte Wasser: warte, warte..okay jetzt!
Schöne und unvergessliche Momente haben wir hier in den Nordmarken erlebt, auch wenn diese von einigen Höhen und Tiefen begleitet waren. Ein kleiner Wehrmutstropfen: niemand hat einen Fisch gefangen, auch wenn Spuren von Fossilien die Existenz derer beweisen. Es wurden Gruppenfotos geschossen, Stockbrot und Outdoorpizza gebacken, sich gebräunt, Gruselgeschichten erzählt, Gitarre gespielt (zum Leidwesen einiger), die Unterwasserkamera genutzt, eine Fotosession am Wasser gehalten, Pärchen beim Sonnenuntergang mehr oder weniger freiwillig fotografiert, jeden Tag ein schöneres Feuer entfacht und gekniffelt- viele Wünsche wurden erfüllt (bis aufs Truckquartett). Eine Frage bleibt jedoch unbeantwortet: Hat jemand am lustigen Frosch geleckt? Fest steht: Es gibt Teile der Mannschaft, bei der die Befindlichkeit aus Prinzip nicht unter +7 rutscht, andere kategorisieren selbst die besten Momente lediglich mit einer +8 - es kann ja immer noch schöner kommen! Was, wenn hier jetzt plötzlich ein Teller mit Pommes und einem Schnitzel stünde?
Und das Beste: Dank strenger Rationen war es der Gruppe möglich, jeden Tag Fleisch zu essen; manche gaben dem Partner hierbei mehr, manche weniger ab. Am Abreisetag gibt es dann zumindest auch noch mal etwas typisch schwedisches, mit Köttbullar wird sich gestärkt, auch wenn diese auf der Rückfahrt noch im Magen auf und ab springen sollten. Bevor wir in den Bus steigen, erkunden wir noch einmal Lennartsfors und entdecken eine kleine wohnzimmerähnliche Kneipe in der wir uns ein Bier schmecken lassen, welches es preislich jedoch in sich hat und den Ausblick genießen.
Die Rückfahrt ist noch mal wirklich anstrengend, was u.a. mit der Autoscooterfahrweise des Busfahrers und den huckligen Straßen Schwedens zusammen hängt. Nach müde kommt auf jeden Fall blöd, was sich an Telefonaten mit Kopfkissen, einer Befindlichkeit von +24 und letztendlich einem Frühstück bei KFC um 8 Uhr morgens in Hamburg beweisen lässt. Als wir alle wieder im Bus sitzen, können wir irgendwie noch gar nicht begreifen, wie schnell die Woche vergangen ist, freuen uns jedoch wieder auf Toiletten mit Spülung und unsere Betten. Schweden war auf jeden Fall eine Reise wert und wir sind trotz intensiven Beisammenseins noch befreundet, das ist doch die Hauptsache, Leute!
Geschrieben im August 2014, Britta B.
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