Und meiner Neigung nach Aktiverholung, Natur und wenig
Zivilismus wollte ich natürlich auch gerecht werden.
Ich machte Lilly den Vorschlag und sie stimmte, nachdem wir uns
die Homepage von Scandtrack genauer angeschaut hatten, sofort zu. Jippie, ich
brauchte keine Überredungskünste… Kurzentschlossen wie ich bin, wenn ich
begeistert bin, habe ich sofort gebucht.
Meine Vorfreude wuchs von Tag zu Tag und mit ihr meine
Hoffnungen auf eine unvergessliche Zeit…..
Nun sitzen wir hier ca. 4 km nördlich von “Lennartsfors” auf dem
“Foxen”, der, wie ich später weiß, zum großen “Stora Le”, dem 19. größten See
Schwedens gehört, auf einem Inselchen, welches wohl zu “Skomsnäs” gehört. Ich
weiß nicht, wie spät es ist und es ist befreiend egal.
Wir haben es hier ganz toll getroffen und vor Allem,
Urlaubswetter wie aus dem Bilderbuch. Laut der freundlichen Scandtrackdame bei
der Ausrüstungsausgabe, ist das der erste wirklich schöne Sommertag hier in der
Region. Na wer sagt`s denn! Wenn Engel reisen….
Wir sind hier um ca. 10.15 Uhr nach einer 9,5 stündigen Busreise
angekommen. Von der Ankunft bis zum Ablegen mit dem Kanu vergingen ca. 3,5 h.
Ohne Hektik haben wir unsere Outdoorausrüstung in Empfang genommen, ein paar
Sachen von uns umgepackt und das Kanu beladen.
Welch Schlepperei! Ich war mir sicher, dass sich diese lohnen
würde.
Super gepackt und abgelegt. Heldenhaft! Eigenlob stinkt gar
nicht!
Ich habe mich aufgrund der anstrengenden Busfahrt für eine kurze
Tour entschieden. Wollte ich doch nicht, dass Lilly bereits am ersten Tag die
Lust am Paddeln verliert. Wir wollten ganz gemütlich ankommen und entspannen.
Nachdem wir den für uns besten Platz erwischt haben, es handelte
sich um keinen ausgewiesenen Rastplatz, und aufgebaut hatten, sind wir angeln
gefahren. Leider ohne Erfolg, aber Lilly war dabei erstaunlich geduldig und
hatte Spaß daran. Zurück in unserem Lager kochte ich uns auf dem falsch
zusammengebauten Kocher Nudeln mit Tomatensoße. Na super, dachte ich, wenn das
immer so lange dauert, muß ich den Rastplatz immer rechtzeitig anpeilen, damit
wir vor Hunger nicht auf der Strecke bleiben. Geschmeckt hat es uns allemal.
Ja, es ist schon gut, zu wissen, wie so ein Gaskocher korrekt zusammengebaut
wird. Das wusste ich zum Glück schon am kommenden Morgen beim Frühstückskaffee.
Somit mehr Strecke….
Am Ende des Tages sind wir in unserem ersten “Lager” und
schreiben, genießen die Abendsonne, das Plätschern des Wassers und das Draußen
sein. Vielleicht spielen wir noch was….Wir denken an unsere Liebsten.
Wir haben noch gespielt. Stadt, Land, Sehenswürdigkeit….und ich
habe zum Verdruss meiner Tochter gewonnen. Es lag natürlich daran, dass ich
schneller schreibe, als sie ;-)
Da wir Bildmaterial haben, muß ich noch etwas zum Zelt, welches
für mehrere Tage unsere Behausung sein sollte, sagen. Es ist in einwandfreiem
Zustand. Der stümperhafte Aufbau des Zeltes liegt, klar, nicht an unserem
Unvermögen, sondern an den geologischen Verhältnissen unseres gewählten
Platzes. Wir stehen einigermaßen gerade und liegen gut, obwohl das Zelt nach
dem Aufbau so aussieht, als wäre es das erste Mal, dass wir so etwas getan
haben. Aussehen ist eben trotzdem nicht alles!
Wir kommen raus. Die Sonne hatte es schon vorher getan. War es
überhaupt dunkel? Ein wundervoller Morgen! Lilly schwingt sich in die
Hängematte, ich mache Frühstück. Leider noch ohne offenem Feuer, da wir keine
Feuerstelle an unserem Rastplatz haben. Wir halten uns somit diszipliniert an
die Vorgaben, keine unnötigen Feuerstellen zu errichten.
Unser Ziel heute ist der Rastplatz “Dano 8” auf dem Inselchen
Trollön, durch welche die schwedisch-norwegische Grenze verläuft. Eigentlich
ist es, neben vielen anderen Dingen, örtlich gesehen, das große Urlaubsziel.
Nach einer Weile und dem Frühstück ändern wir unseren Plan. Der
“Foxen” erreicht hier wohl seine maximale Breite von knapp 5 km, denn sonst ist
der Stora Le mit einer Breite von durchschnittlich 2-3 km eher schmal. Die
Wellen kommen für unseren anvisierten Kurs ungünstig aus westlicher Richtung.
Somit wird die norwegische Grenze aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Noch
sind wir ja eine Weile in dieser wunderschönen Gegend.
Wir beschließen den “Flötefjorden” in nordöstliche Richtung zu
queren und den “Stora Le” weiter gen Norden hinauf zu paddeln. Ein Klax! Zum
neu auserkorenen Ziel sind es nur ca. 8 km. Ungefähr auf halber Strecke
entscheiden wir uns für eine Pause. Wir machen unseren Pausenplatz von unserer
Vermutung abhängig, dass sich dort ebenso Hechte wohlfühlen könnten, wie wir.
Wahrscheinlich tun sie es dort auch, nur können sie das wohl sehr gut ohne uns.
Dafür ist uns beim Angeln ein Blinker aus dem Sichtfeld entschwunden. Das geht
auf meine Kappe. Lilly hat geduldig geangelt. Zum Glück haben wir die Angel und
den Kescher mit. Wäre das nicht gewesen, dann wäre ich schon am 2. Tag um
mindestens ein Reiseheineken leichter. Ich habe die Bier im Eimer zum Kühlen in
das Wasser gestellt und irgendwie…ja, meint Lilly mein Bier schwimmt weg…Hoch
motiviert, mir etwas Gutes zu tun, keschert Lilly mir mein Bier zurück.
Schließlich hat sie die Wassersportsandalen von Globetrotter ;-) Ich reise mit
alten Landroversandalen aus dem Deichmannladen… Egal, ich habe mein Bier
wieder. Ein Schatz, meine Große !
Neben dem Angeln hängen wir im wahrsten Sinne des Wortes ab.
Denn, welches Glück, wir haben unsere geniale Hängematte a) mit und b) auch
aufgehängt. Sie ist so toll ist unsere Hängematte!
Und weil sie so toll ist, diese Hängematte, extra Worte zu ihr :
…
Unsere Hängematte von “Bambushütte”
Ich habe dieses gute Stück vor 2 Jahren von einem lieben Freund
zum Geburtstag geschenkt bekommen. Da hatte er eine gute Idee und meinte es
wirklich gut mit mir! Und zum Glück habe ich sie zu Hause vom Kirschbaum entfernt
und mit auf die Reise genommen. Es ist einfach schön, dass man sie im 0,nix
aufgehängt hat und so eine wunderbare Möglichkeit zum “abhängen” schaffen kann.
Das kann ich nur Jedem wärmstens empfehlen. Sie wiegt auch fast nichts.
Nun muß ich mal die Firma “Bambushütte” loben, die diese tolle
Form der Hängematte anbietet. Egal, wie man darin liegt, ob längs oder quer (es
geht nämlich beides), man liegt immer bequem. Und ohne Probleme passen wir
sogar zu zweit hinein. Das nutzen wir und genießen es besonders!
Lob! Super! Große Klasse! Ich bin begeistert!
Wir kommen am Dano 37 an. Beim Herankommen können wir erkennen,
dass die offizielle Lagerstelle bereits anderen Wasserwanderern eine Zuflucht
für die Nacht bietet. Ich erkennen die drei Männer, sie saßen bei uns mit im
Reisebus. Von Weitem frage ich, ob noch ein Plätzchen für uns frei wäre, denn
das Ufer stieg relativ steil an und es schien, als gäbe es nicht unendlich viel
Platz in der Nähe des Feuers. Auf der Insel gibt es noch eine Schutzhütte. Die
ist allerdings schon von 2 Frauen in Beschlag genommen. Macht nichts! Wir
finden noch ein lauschiges Plätzchen, sozusagen zwischen den 2 Lagern, aber in
ausreichendem Abstand, so dass sich niemand bedrängt fühlen muß. Als Erstes
hängt die Hängematte, dann wird das Nachtlager errichtet. Wir wollen heute über
einem Feuer kochen - die Terence Hill Pfanne aus dem Outdoorkochbuch. Die 3
Männer an der Feuerstelle reagieren unerwartet mürrisch auf unsere Frage, ob
wir zum Kochen dazu kommen dürfen. Also kochen wir bei den Frauen. Das Holz
dafür säge ich uns selbst zurecht, von denen am Ufer lagernden Baumstämmen. Für
die dicke der Stämme ist die kleine Bügelsäge ungeeignet. Es fühlt sich ein
wenig wie David gegen Golliath an, aber ich schaffe es irgendwie.
Die Erkenntnis, dass es Reisende gibt, die den Feuerplatz nur
ungern mit uns teilen wollen und wenn, dann “wirklich nur zum Kochen” (O-Ton)
irritiert mich und läßt mich den gesamten Reiseverlauf nicht los. Wenn sie
selbst schon nicht anders gestrickt sind, dann hätten sie mal das mitgelieferte
Outdoorhandbuch aufmerksam lesen sollen. Da steht sinngemäß :
“Reisen ist kein
Privileg, sondern ein Recht für Alle und Jeden.
Heiße andere
Reisende an deinem Feuer willkommen…”
Nach dem Abendessen verlassen wir auch sofort die Feuerstelle
der Frauen, denn diese wollten früh schlafen gehen. Nun ja, ich habe noch
Papierteelichter mit, die im Dunkeln auch hübsch leuchten. Sie wiegen übrigens
auch nichts.
Wir fahren mit dem Kanu raus und wollen noch angeln. Wir fangen
nichts, ich werfe nur auch noch den letzten mitgebrachten Blinker inkl.
Stahlvorfach (von meinem Papa) in den “Stora Le”. Kein Blinker - kein Fisch L
Wieder am Schlafplatz angekommen kuscheln wir uns draußen
zusammen in die Schlafsäcke und kniffeln im wunderbaren Abendlicht. Wir schlafen gut und aus.
Wir haben ausgeschlafen, gefrühstückt und in Ruhe gepackt. Die
Sonne lacht und nicht nur sie.
Ich habe im Vorfeld der Reise einen kurzen Anflug von Sorge
gehabt, mich könnte die Packerei, Beladerei, Schlepperei und Aufbauerei nerven.
Freudig stellte ich fest, dass diese Sorge unbegründet war. Bei dieser Reise
ging es eben um diese Dinge. Die Zeit galt es für diese banalen Tätigkeiten zu
verbringen. Und, wir haben Zeit…. Die Packerei etc. nervt jedenfalls nicht.
Die gestrige Strecke müssen wir zurück, wir haben ein Ziel….
Damit wir den “Foxen” nicht an seiner breitesten Stelle überqueren müssen,
wollen wir ihn noch weiter nördlich hoch paddeln. Wir haben den “Flötefjorden”
und “Vikenäset” hinter uns gelassen und machen eine Pause. Nein, wir bleiben.
Der Pausenplatz wird zum Schlafplatz, weil es uns hier, speziell Lilly, so gut
gefällt.
Lilly und ich genießen das Zusammensein, den Ort, die
wunderschöne Landschaft, brauchen keine Zeit, denn die haben wir ;-) Wir sind einfach
hier.
Wir kochen ein Süppchen und Kaffee, bauen das Lager und gehen
baden. Huuh, kalt! Und wunderbar klar. So klar und sauber, dass wir den
gesamten Urlaub nur das Wasser des Stora Le trinken. Es ist so schön! Die
Hängematte hängt und heute Abend gibt es Stockbrot und Outdoorpizza. Den Teig
macht Lilly, aber schon bald kann ich es auch.
Zum ersten Mal während unserer Reise haben wir eine “eigene”
Feuerstelle, auch wenn das hier kein ausgewiesener Wasserwanderrastplatz ist. Einfach herrlich!
Nach dem Abendessen verbringen wir die Zeit mit Schnitzen. Das
Kiefernholz ist trocken und fest, aber läßt sich hervorragend bearbeiten.
Für so eine Reise wie diese bedarf es nicht viel. Eine sehr gute
Vorbereitung und eine sehr gute Outdoorausrüstung. Heute stellten wir nur fest,
dass ein kleines Fernglas in unserer Ausrüstung fehlt. Sonst vermissen wir
nichts. Doch später noch die Maultrommel ;-)
Gegen 23 Uhr ist der “Foxen” spiegelglatt. Wir genießen den
Sonnenuntergang in vollen Zügen. Hermann Hesse meint “Es gibt in der Natur
keine Sentimentalität.” Aber durch sie kann ich das schon das ein oder andere
mal werden…
“Schönheit beglückt nicht den, der sie besitzt, sondern den, der
sie lieben und anbeten kann.”
H. Hesse
Wir erwachen auf unserem Landzüngchen und es windet draußen. Der
Plan, den “Foxen” zu kreuzen oder weiter nach Norden zu paddeln wird auf später
verschoben in der Hoffnung, der Wind läßt nach. Unsere Stimmung ist gut und die
Sonne scheint.
Wir haben uns vom gestrigen Abend 3 “Brötchen” vom Stockbrotteig
übrig gelassen. Das wird zusammen mit der Schokocreme unser Frühstück.
Hm….lecker!
Wir räumen unser Lager auf und machen einen kleinen Rundgang
entlang des Ufers. Um unsere Landzunge herum kommen wir zu einer
windgeschützten sonnigen Bucht. Der Wind kommt aus Südwest… Wir entscheiden
uns, hier im Wasser sowie in der Sonne zu baden.
Später treibt uns der Hunger zurück zu unserem Lager. Ich
bereite uns Kartoffeln, Speckbohnen und Jägerbraten zu. Wieder sehr lecker! Und
wie herrlich es sich über offenem Feuer kocht! … Pause…
Der Wind läßt nicht nach. Holzvorräte werden gesammelt. Lilly
liest sehr viel und es geht ihr gut. Wir schnitzen, Lilly schreibt in ihren
“Kein Reiseführer” und Postkarten.
Rückblickend auf den spiegelglatten See am vorherigen Abend
hatte ich auf eine Abendfahrt gehofft, verwerfe diesen Plan allerdings
spätestens 21 Uhr schweren Herzens. Der Wind läßt nicht nach. Wir spielen
“Krieg und Frieden”. Gegen 22 Uhr ist das Wasser ziemlich ruhig. Wir gehen ins
Zelt und schwatzen noch etwas. Plötzlich nimmt der Wind heftig zu. Wir denken
es regnet, aber es scheinen nur die Tannennadeln zu sein, die auf unser Zelt
fallen. Es wird eine Nacht mit vielen Wachphasen. Ich mache mir Gedanken über
den morgigen Tag. Sollte der Wind so bleiben, kommen wir hier nicht so einfach
weg. Aber bleiben werden wir nicht.
Der Wind rüttelt am Zelt
Die Bäume rauschen über uns
Die Wellen schlagen an das Ufer
Die Gedanken kreisen im Kopf
Die Gefühle durchwühlen den Bauch
Schaumkämme…
Als ich erwache stelle ich fest, der Wind hat nicht
nachgelassen. Ganz im Gegenteil! Schaumkrönchen auf den Wellen…. Was hat man
uns vor dem Ablegen ans Herz gelegt? Nicht bei Schaumkronen auf den Wellen
paddeln gehen. Aber wir müssen hier weg, denn wir wissen nicht, wie sich das
Wetter noch entwickelt. Und dieser Ort bietet sich aus vielerlei Hinsicht nicht
zum dauerhaften Bleiben an. Zu ungeschützt, zu wenig Holz und zum Unmut von
Lilly nur der Gang mit dem Klappspaten.
Ich klettere aus dem Zelt und schnappe mir das Tarp (etwas klein
ausgefallen). Die Knotenkunde des gestrigen Abends (Outdoorhandbuch von
Scandtrack) macht sich an diesem Morgen sofort bezahlt. Fix Schnur verlängert
und das Tarp angetüddelt. Palstek….
Der Wind kommt aus NO, was den Vorteil hat, dass wir die
Landzunge in Richtung Lennartfors verlassen könnten. Wir kommen, wenn wir das
Kanu an die Richtige Stelle transportiert bekommen, zumindest wieder aufs
Wasser, was man nicht in jede Richtung behaupten kann. Das ist wieder ein
Vorteil der zugigen Landzunge. Wir haben Auswahl.
Ich hocke mich hinter das Tarp, koche mir auf dem Gaskocher
meinen Kaffe und bereite den Teig für unsere Frühstücksbrötchen. Soviel Komfort
muß sein!
Gestärkt geht es ans Packen. Ich bin fest entschlossen und Lilly
arbeitet eifrig und ohne zu murren mit. Das Beladen ist dann schon spannender.
Zuerst müssen wir das Kanu über Land an eine Stelle bekommen, wo es von den
Wellen nicht so arg auf die Felsen geschleudert wird, denn das Kanu soll
schließlich nicht kentern. Meine 12 jährige Tochter packt kräftig mit an und
gemeinsam bekommen wir das Kanu ca. 100 m weiter geschleppt. Nun muß Lilly das
Kanu am Strick so festhalten, dass es, während ich es belade, nicht umkippt,
wenn es durch die Wellen auf den Felsen zum aufliegen kommt. Sie strengt sich
an und schafft es letztendlich. Die Packelage ist an Bord. Nur wir noch nicht.
Und das wird hier auch nichts. Ich muß das Kanu nebst Gepäck noch ca. 100 m
weiter vom Ufer aus in windgeschützter Gefilde bekommen, so, dass wir auch
einsteigen können und vor allem, vom Ufer weg kommen. Dank eines langen Seiles
- Kreuzknoten - schleppe ich das Kanu an eine mir vertrauenerweckende Stelle!
Es ist aufregend! Wenig später können wir in das Kanu steigen und legen ab.
Geschafft! Dank Paddel und Wind, aus jetzt für uns günstigen Richtung, geht es
entlang der Küste in Richtung
Lennartsfors. Die Überquerung des Foxen ist ad acta gelegt. Die
norwegische Grenze als Ziel bleibt weiterhin, wir müssen allerdings den längeren
Küstenweg nehmen. Aber nicht mehr heute.
Heute schaffen wir es mit einem kleinen Zwischenstop in
Lennartsfors, um Blinker, Stahlvorfach und Bier nach zu kaufen, noch bis auf
den Lelang. Das ist mit Schleusen verbunden, welches auch ein besonderes
Erlebnis auf unserer Reise ist. Eine Schleuse mit 3 Kammern überwindet einen
Höhenunterschied von ca. 8 m. Der Lelang liegt 94 m über dem Meerespiegel und
der Stora Le 102,1 m. Wir kommen an der Schleuse an und gleich durch. Welch ein
Timing. Das Schleusen war auch für mich das erste Mal.
Wir landen auf dem wunderschönen Dano 72 - Grisholmen. Dieses
Plätzchen bietet alles, was unser Herz begehrt JAuch das
Holz ist Klein-Bügelsägentauglich ;-)
Aus “Kein Reiseführer” von Lilly
Irgendwann am Nachmittag kommen wir an. Ein ganzes Inselchen
ganz für uns, welches keine Wünsche offen läßt. Vor allem für Lilly, die sich
mittlerweile über ein Bioklo, verpackt nur hinter Brettern, riesig freut.
Klappspaten ade… Wir brauchen das Zelt nicht aufschlagen, wir schlafen im
Hüttchen. Wir faulenzen, Lilly liest, ich koche später Gemüsereis. Im Hüttchen
machen wir es uns dann gemütlich, spielen “Uno” und heiteres Tiereraten. Ein
wirklich schöner Tag!
Sonnenschein am nächsten Morgen. Wir wollen den Tag hier
verbringen und erst am Nachmittag, nun endlich in Richtung norwegische Grenze,
aufbrechen. Meine Windspekulation wurde wahr. Zumindestens für den Teil in
Richtung Norden haben wir den Wind aus Südwest. Und der ist nicht stark.
Da wir uns in der Nähe vom Dalsland-Kanal, also der Schleuse,
befinden, beobachte ich die Boote, um die ungefähren Schleusenzeiten zu
ermitteln. Es klappt. Wir kommen gegen 15.30 Uhr an der Schleuse an. Rein und durch J
Wieder keine Wartezeit.
Nach ca. 3,5 h und 16 km Paddeln kommen wir endlich auf der
Insel “Trollön” an. Norwegische Grenze! Geschafft - und ich erst! Bei
den letzten 3 km dachte ich, sie enden nie…die Insel kommt nicht dichter…Mir
blieb aber auch nichts anderes übrig, als alle verbliebenen Kräfte zu
mobilisieren. Lilly hatte schon lange keine Lust mehr.
Ausladen, schleppen, aufbauen, Holz sammeln, kochen, schlafen.
Ich lange vor Lilly….
Ankommen
Bleiben
Trollön
Der Tag begrüßt uns wieder mit Sonnenschein. Ich stehe früh auf
und koche mir auf der Feuerstelle einen Tee (mein löslicher Kaffe ist zur Neige
gegangen - leider). Aber der Start in den Tag gelingt auch mit Tee.
Irgendwann wecke ich Lilly, denn ich möchte nicht so spät los.
Die Hälfte der Strecke nach Lennartsfors möchte ich heute schon zurück legen.
Leider neigt sich unsere Reise langsam dem Ende zu und irgendwie legt sich
etwas Wehmut auf mein Gemüt.
Da ich Lilly immer rechtzeitig von meinen Vorhaben oder Ideen in
Kenntnis setze, ist es für sie heute auch kein Problem, sich wecken zu lassen
und dann auch gleich aus dem Zelt zu krabbeln. Wir kommen gegen 10 Uhr los.
Die ca. 3 km rüber nach Bryntorpsön, so heißt wohl die etwas
größere Insel in Richtung Foxen, schaffe ich heute natürlich mit links und
vergegenwärtige mir rückblickend noch einmal, wie kraftlos ich den Abend zuvor,
es war schon gegen 19 Uhr, gewesen bin. Es ist auch ein ziemlich großes Stück
quer rüber….so als Frau ;-) Lilly paddelt aber fleißig mit.
Wohl gegen Mittag entscheiden wir uns für Dano 11 auf dem
Inselchen “Trullön” - Mündung zum Foxen. Herrlicher Blick! Der frühe Vogel
fängt den Wurm. Die Insel ist noch frei, denn uns ist schon klar, dass die
meisten Rückreisenden das gleiche Vorhaben wie wir haben und sich Lennartsfors
vorlagern werden. Wir hätten gegen Besuch nichts einzuwenden. Es wäre das erste
Mal auf unserer Reise, dass wir uns eine Feuerstelle inkl. Schlafplatz wirklich
teilen würden. Hier zu bleiben war eine richtige und gute Entscheidung.
Vielleicht ist es noch Vormittag. Wir haben uns auf unserer
Reise weitestgehend gegen die Uhr entschieden. Zeitgeber ist fast einzig das
Handy, welches morgens und abends für den Kontakt mit zu Hause eingeschaltet
wird. Alles andere wird meistens geschätzt oder dann beim Nutzen des Handy
zeitmäßig zurück ermittelt. Auch eine gute Entscheidung!
Lilly geht angeln und ich richte für uns das Lager.
Für diese letzte Nacht bauen wir kein Zelt auf. Wir können in
der Schutzhütte übernachten.
Nun versuche ich es auch mal wieder mit dem Angeln. Aber schon
beim ersten Wurf versenke ich unseren neuen Blinker. Lilly besitzt den Ehrgeiz,
dieses gute Stück zurück zu bekommen und paddelt allein raus und macht sich auf
die Suche. Sie entdeckt ihn auch, benötigt dann aber meine Hilfe. Sie holt mich
von Land ab und wir kurven um unseren Blinker, den man auf dem Grund blinken
sieht. Ich angele ihn auch hervor, doch bevor er im Kanu ist, fällt er wieder
ins Wasser. Und das so ungünstig, dass er nicht mehr zu sehen ist. Weg ist er. Aber ein schöner
Zeitvertreib war das.
Wir lassen es mit dem Angeln, Lilly liest und ich liege einfach
in der Sonne rum bis Martin und Fabian auftauchen.
Die zwei erkundigen sich bei uns, ob wir etwas dagegen hätten,
wenn sie auch hier blieben. Natürlich nicht! Und so machen die beiden fest und
schlagen ihr Lager bei uns auf.
Ich frage die zwei nach Kaffee. Oh ja, sie haben noch welchen
und Martin kocht gleich mal einen. Wie man sich über so einen Kaffee freuen
kann!
Letztendlich verbringen wir vier einen wunderschönen Abend
zusammen an unserer gemeinsamen Feuerstelle. Wir harmonieren an unserem Lager
zusammen, als wären wir jedes Jahr zusammen unterwegs …wir erzählen uns unsere
Erlebnisse von der Reise, jeder erzählt auch etwas von sich. Auch Lilly wird in
die Gespräche einbezogen und sie fühlt sich sichtlich wohl. Wir lachen und sind
äußerst vergnügt zusammen. Wir genießen die Gegenwart der zwei und es hat den
Anschein, als ginge es den zwei Stuttgarter wie uns mit ihnen.
Nach Mitternacht legen wir uns schlafen. Es wird nur für ca. 1 h
fast dunkel….sonst ist es immer irgendwie wie Dauersonnenuntergang oder
-aufgang. Das habe ich noch nicht erlebt und freue mich umso mehr, es erlebt zu
haben, was für andere sicher nichts Besonderes mehr ist.
Ich erwache am nächsten Morgen sehr früh. Mit dem Blick auf den
Foxen im strahlenden Morgenlicht vergegenwärtige ich mir, dass wir heute
abreisen werden. Ich bin wirklich nicht sentimental, aber dieser Gedanke läßt
das Wasser in meinen Augen steigen. Wehmut legt sich um mein Herz, obwohl ich
mich doch auf zu Hause freue.
Ich habe heisses Wasser und auch schon fast die “Elchköttel” fertig
gebacken, als sich der Rest um das Feuer zum Frühstück sammelt. Nochmals ein
schönes und harmonisches Beisammensein an diesem Morgen. Wir wollen unsere
letzte Strecke gemeinsam zurück paddeln. Wir packen und sind quasi zeitgleich
fertig. Das Ablegen von diesem Inselchen hat schon irgendwie etwas
Schwermütiges. Schon faszinierend, was so eine Reise mit einem macht.
Auf dem Weg nach Lennartsfors kommen uns die Neuankömmlinge
entgegen. Zum einen beneiden wir sie, zum anderen amüsieren wir uns über ihre
Blässe und bei einigen über das Ungeschick beim Lenken des Kanus. In ein paar
Stunden oder Tagen werden sie braun sein und auch den Bogen mit der Lenkung
raus haben.
Lennartsfors gegen 14 Uhr am 13.07.2013
Anlegen, ausladen, hochschleppen, abgeben….
Martin und Fabian wollen noch weiter nach Oslo. So verabschieden
wir uns herzlich voneinander und gestehen uns gegenseitig ein, dass es schön
war, sich kennen gelernt zu haben. Rührend.
Wir haben noch ein paar Stunden bis zur Abfahrt unseres Busses,
der uns in Puttgarden absetzen wird. Diese Stunden geben uns die Gelegenheit,
uns mit den anderen Reisenden auszutauschen. Allen geht es gut und irgendwie
fühlen wir uns miteinander verbunden. Alle haben ein breites Grinsen im Gesicht
und machen einen glücklichen Eindruck. Wir sind es mit Sicherheit.
Eine großartige Reise liegt hinter uns, die von uns so gewollt
und von Scandtrack organisiert wurde. Wir sagen …
für diese tolle und sehr
gut organisierte Reise, die Verpflegung (wir hätten definitiv noch bleiben
können, verhungert wären wir nicht), die war sehr gut und abwechslungsreich,
das Outdoorhandbuch und Kochbuch, die Karte, die Ausrüstung (mehr braucht man
nicht!), das Kanu und den Service!
Eine Reise kann einfach nur eine Reise sein. Aber wenn sie einem
so viel unvergesslich Wertvolles bringt, wie uns auf dieser Reise, dann ist es
noch viel mehr. Dann ist es ein Lebensgeschenk!
Lilly und Conny aus Mecklenburg