Woman vs. wild - Nordmarken Kanuabenteuer 2022

Nordmarken 28.5 – 4.6.2022
Julia & Sandra on tour!

Am 27. Mai 2022 begann unsere Reise nach Schweden zu unserer lang ersehnten Kanutour auf die wir schon seit Jahren ganz „heiß“ waren. Wir starteten mit dem Bus zum Bahnhof Linz (AUT). Dann tuckerten wir erstmal ein paar Stunden mit dem Zug bis nach Hamburg und warteten bei regnerischem Wetter auf unseren Scandtrack-Shuttle am Busterminal, der uns nach Nordmarken, zum Ausgangspunkt unserer Paddeltour bringen sollte. Viele Leute von jung bis alt, taten uns dies gleich und warteten mit ihrem Outdoorequipment auf den Tourbus.

TAG 1 - Leicht aufgeregt und mit wenig Schlaf, kamen wir nach vielen Kilometern, 2 Fährfahrten und einigen schwedischen Landstraßen und Kurven, am 28. Mai um 9 Uhr, im Scandtrackcamp Lennartsfors an und wurden motiviert und freudig vom Team begrüßt. Nach einem feinen Filterkaffee und Keksen ging es die Adventureroad entlang zum Basislager und Ausrüstungszelt. Leider war an diesem Tag die Windstärke bei 5 und die Wellen am Wasser eher zum Surfen als zum Paddeln geeignet. Nach reiflicher Überlegung und professionellem Rat des scnadtrack-Teams, entschieden wir uns für die sichere Variante und schlugen unser Zelt im Basislager auf und verbrachten unsere erste Nacht dort.

TAG 2 - Das Abenteuer konnte beginnen. Wir beluden unser Kanu mit unseren Packsäcken, Essenstonne und Equipment und stachen in See. Die ersten Meter nutzen wir um uns mit dem Element Wasser vertraut zu machen. Nach ein paar Paddelschlägen fanden wir unseren Rhythmus und fühlten uns wie Piratinnen auf offenem Gewässer. Wir kamen aus dem Staunen erstmal nicht mehr heraus. Die Flora und Fauna dieses Gebietes, die Felsen, der Geruch nach Wald und Wiese, die Stille, das Sausen des Windes, die Wassertropfen auf unserer Haut und die Sonne auf unseren Nasenspitzen überwältigte uns.
Die erste Nacht verbrachten wir im Dano 16-GEDÖNS NORD. Es herrschte wunderbare Stille und wir waren ganz alleine an diesem schönen Fleckchen Erde. Wir erkundeten unsere Umgebung und begaben uns auf Spurensuche. Wir verglichen Kot der Tiere und stellten fest, dass sich hier Rentiere aber auch Elche heimisch fühlen. Mit Ehrfurcht und Dankbarkeit bereiteten wir unsere erste Mahlzeit am offenen Feuer zu und schmissen uns danach nackt in den kalten See Foxen. Das Gefühl mit der Natur eins zu sein machte sich breit.
Die erste Nacht in der Wildnis schliefen wir eingemummelt in unseren Schlafsäcken wie Steine. Doch um ca. 3 Uhr früh wurden wir von einem röhrenden Elch wach gerüttelt und erfreuten uns an diesem Naturspektakel. Da sich das Geräusch auch nicht zu nah anhörte, konnten wir beruhigt wieder einschlafen.

TAG 3 - Wir wurden morgens von den ersten Sonnenstrahlen wach geküsst und starteten nach einem guten Frühstück zu unserem Tagesziel – See Foxen Querung. Der Wellengang war nicht zu unterschätzen und unsere Gefühle waren Gemischte. Wir hatten Spaß aber auch Respekt, als ab und zu ein paar Wellen ins Kanu schwappten. Erleichtert erreichten wir eine kleine Insel mit einem gigantischen Ausblick auf den offenen Foxen. Arm in Arm auf einem Fels sitzend und den glitzernden Sonnenuntergang beobachtend, ließen wir den Abend ausklingen.

TAG 4 - Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg Richtung Tröllon. Dies ist eine Insel die sich Schweden und Norwegen „teilen“. Die Grenze der beiden Länder zieht sich genau einmal mitten durch die Insel. Die Kanutin Julia machte ihrem Namen als Steuerfrau keine Schande. Da man beim Kanu wenn man hinten sitzt, lenkt und in unserem Falle die Vorderfrau ausgleicht, nahm sie somit das „Ruder in die Hand“. Auf einer kleinen Mini-Insel auf halber Strecke machten wir Rast. Mit Blick auf Tröllon, war unser Ziel schon zum Greifen nahe. Doch unterschätze niemals die Distanzen, denn diese war noch einige Paddelschläge entfernt. Als alle DANOS auf der Insel schon besetzt waren, entschieden wir uns fürs Wildcampen. Genau als wir eine Bucht ansteuerten, kam die Sonne aus ihrer Wolkendecke und wies uns den Weg zu einem magischen Stellplatz in der Wildnis. Nach dem Aufstellen des Zeltes und einem Nachmittagsschläfchen in unseren Hängematten lies der Wettergott uns das schwedisch-norwegische Sturmwetter etwas spüren. Die Magie des Ortes wurde dadurch verstärkt und wir saßen in unseren Schlafsäcken im Zelt. Mit Blick auf Sturm und Wasser und wurden wir ehrfürchtig und dankbar für dieses Erlebnis.

TAG 5 - Am nächsten Morgen umrundeten wir die Insel mit einem einstündigen Fußmarsch. Wir besuchten die beiden DANOS der Insel und unterhielten uns mit anderen Piraten. Am Ende der Umrundung erschien uns schon aus der Ferne der Grenzstein. Umso näher man kam, umso mächtiger baute er sich vor einem auf. Das Gefühl exakt an der Grenze zwischen Schweden und Norwegen zu stehen, ist schon ein Besonderes für sich. Ein paar Ruderschläge zu einem anderen Stellplatz reichten uns für heute. Den Tag ließen wir mit einer Nudelpfanne am Wasser ausklingen.

TAG 6 - Der Tag danach war gefüllt mit stürmischen Wellen bis hin zu ruhigem, fast stillem Wasser. Wir glitten mit unserem Kanu Nummer 44 durch enge Schnittstellen umgeben von Wäldern und tierischen Begleitern. Ein Elch tauchte in der Ferne am Waldesrand auf und wir hielten fast schon die Luft an um ihn nicht zu verschrecken und den Moment für uns aufzusaugen. Innerlich zufrieden steuerten wir DANO 17 an um uns mit unserem Feuerstahl ein Feuer zu entfachen. Wir bereiteten uns feine Fladenbrote in unserer gusseisernen Pfanne zu und beobachteten dabei die Vögel der benachbarten Vogelschutzinsel.

TAG 7 - Der frühe Vogel fängt den Wurm. Daher sind wir früh morgens aufgebrochen um uns den Autofriedhof Bastnäs anzusehen. Unser Kanu parkten wir auf einer Sandbank und bestritten den 10-minütigen Weg Richtung Friedhof. Wir wussten nicht was uns erwartet, als plötzlich ein Frack nach dem anderen auftauchte und die ausgeschlachteten Oldtimer aus den 50er Jahren kein Ende mehr nahmen.
Weiter ging es wieder zurück in die Nähe von Lennartsfors, da wir uns leider schon wieder am vorletzten Tag der Reise befanden. Wir schlugen unser Lager wieder einmal wild auf. Dabei huschte ein kleiner Wiesel am Strand entlang und schwamm aufgeregt durch den See. Sandra schnitze einen Löffel im Sonnenuntergang während Julia ihre Fotografie Leidenschaft auslebte. Denn Schweden bietet unzählige und unglaubliche Fotomotive. Zur Mitternachtsstunde spazierten wir noch einmal den Strand entlang und konnten es nicht glauben, dass uns der Himmel immer noch Licht schenkte. Die Stimmung war romantisch und kitschig zugleich.

TAG 8 - Den letzten ganzen Tag verbrachten wir auf einer Landzunge. Der Platz war erhöht gelegen und daher hatten wir einen eindrucksvollen Ausblick. Julia stach noch einmal zum Wasserholen in See. Durch die Schwemmkörper am Ufer, sollten wir unser Wasser eher weiter außerhalb abfüllen. Das Gewässer hat Trinkwasserqualität und ist ein Genuss für jeden Frischwasserliebhaber. Zum letzten Abendmahl genossen wir Pfannkuchen mit Nutella und einer heißen Milch. Wir hatten lange, entschleunigende Gespräche am Lagerfeuer und schliefen friedlich ein.

TAG 9 - Der Abreisetag war der wärmste der ganzen Woche und erfreute uns mit 22 Grad. Wir blieben noch bis 14 Uhr in der Natur auf unserem Stellplatz der Nacht und genossen schwimmend das kalte Nass auf unserer Haut. Wir sprangen von Felsen und fühlten die Freiheit in unseren Adern. Die letzten Minuten bevor wir zurück paddelten, ließen wir in den Hängematten ausklingen und die Woche in Gedanken Revue passieren. Auf unseren letzten Metern am Wasser, kamen uns schon die Neuankömmlinge entgegen. Wir freuten uns auf eine Dusche im Camp, hätten es aber mit Sicherheit noch ein paar Tage in der Natur ausgehalten. Mit leichter Wehmut kehrten wir zum Basislager zurück, reinigten unser Equipment und gönnten uns zur Feier der Woche ein kaltes Bier.

Um 20 Uhr fuhr unser Bus wieder zurück nach Hamburg. Durch die lange Heimreise hatten wir einiges an Zeit um alle Eindrücke und Momente zu reflektieren und nachwirken zu lassen. Eine Reise die wir zu 100 % jedem Naturliebhaber nur empfehlen wollen.

Geschrieben im Oktober 2022, Sandra B.

Bildergalerie zur Reise