Es war ein Sprung ins kalte Wasser, allerdings nur metaphorisch gesprochen, denn unsere größte Sorge bestand darin, abends ein wohl gekühltes Getränk am Lagerfeuer trinken zu können. Der Stora Bör besaß zu jeder Tageszeit eine angenehme Badetemperatur und machte damit den Bau eines Kühlschranks unmöglich.

Da dies allerdings unser einziges Problem war, verflog die Zeit für uns wie im Flug. Unser „Haufen“, der aus vier Personen bestand, die nicht unterschiedlicher sein könnten, erlebte im Herzen Schwedens einen Urlaub, der all unsere Erwartungen übertraf. Wir wussten nicht 100%ig worauf wir uns eingelassen hatten und jeder brachte seine Bedenken mit. Der Planer, der zwei Monate vor Reiseantritt damit begann Dosenravioli einzukaufen, falls das Verpflegungspaket nicht ausreichen sollte. Der Quirlige, der Angst vor Langeweile auf der Insel hatte. Der Abenteuerlustige, der sich sorgte noch zu nah an der Zivilisation zu sein und die Sportliche, die mangelnde Bewegung und eine unausgewogene Ernährung befürchtete. Kurz nach der Ankunft auf unserer eigenen Insel lösten sich unsere Sorgen in Luft auf und jeder konnte den Urlaub in vollen Zügen genießen.

Nach einer erholsamen Nacht, egal ob im Zelt oder in der Hängematte unter freiem Sternenhimmel, ging es zum morgendlichen Bad in den See. Anschließend stärkten wir uns am selbstgebauten Tisch, packten Proviantpakete und besprachen das Ausflugsziel des jeweiligen Tages. Jeder Tagesausflug startete mit dem Zuwasserlassen der Kanus und dem Vorbereiten der Angeln. Nicht selten geschah es, dass das Ausflugsziel erweitert oder gar gänzlich über Bord geworfen wurde, da wir auf jeder Tour von den Ufern des Stora Börs auf neue Ideen gebracht wurden. Sei es ein Windbruch auf einem Berg, ein idyllischer Flusslauf quer durch den schwedischen Urwald, eine der vielen unbewohnten Inseln oder Klippen, die zum Angeln und Baden einluden.

Erschöpft, hungrig, aber um viele Eindrücke reicher, legten wir täglich im Abendrot in der Bucht unserer Insel an. Jetzt begann der gemütliche Teil des Abends. Bei lustigen Geschichten und viel Gelächter wurde in unserem „Essenszelt“ das Abendessen vorbereitet. Ob gesammelt, geangelt oder dem Proviantpaket entnommen, über der selbstgebauten Feuerstelle gekocht - geschmeckt hat es immer. Besonders erstaunt waren wir darüber, dass die im Kochbuch empfohlene Outdoorpizza der des Italieners unseres Vertrauens in nichts nachstand. Das Projekt „Steinofenpizza“ war vom Bau des Ofens, über das Befeuern und Backen, bis hin zur Verköstigung ein hoffentlich nicht einmaliges Event, was dem bis dahin nahezu perfekten Urlaub den letzten Schliff gab.

Nachdem wir am Tag der Abreise feststellen mussten, dass die Zeit viel zu schnell vergangen ist und wir widerwillig die Heimreise antreten mussten, ist uns allen klar geworden, dass ein Sommerurlaub in Schweden mehr als eine Alternative zum klassischen Sommer-Sonne-Strandurlaub geworden ist.