Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Berichte letzte
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Autor: Oliver M., 14. Oktober 2018
So nackt. So nah. Ein Sommer in Schweden

Kanutour auf eigene Faust. Schweden 2018. Anfang Juli. Trockene Wälder. Brennende Sonne. Kühles Seewasser.

 Wir, 7 Freunde aus Leipzig, durften unsere Reise mit einer entspannten Busfahrt beginnen. Dank des Busfahrers lernten wir, dass es anscheinend in Schweden Filialen einer Fastfoodkette gibt, die so langsam arbeiten, dass selbst der Berliner Flughafen vor dem bestellten Big Mac fertig sein würde. 

 Aber das spielt alles keine Rolle. Anreise, aus dem Bus steigen, das Gepäck umpacken, die Ladung verstauen, den Proviant zu den Booten tragen, die erste Einweisung, das in See stechen.

 Der erste Moment der zählte, war die erste Rast nach 45 Minuten paddeln. Es war dieser Moment. Anlegen, Boote aus dem Wasser ziehen, über die Steine am Ufer an den Waldrand der Insel laufen. 

 Dieser Moment war das Einzige, was an diesem Tag von Bedeutung war. 

 Die Erkenntnis, wir sind in Schweden ankommen, sind nun auf einer Insel inmitten eines großen Sees, bei strahlendem Sonnenschein, welcher auf der Wasseroberfläche glitzerte. 

 Und dann fiel es uns wie Schuppen von den Augen. Es war so schrecklich. So furchtbar, gruselig, unnormal. Es war so still. 

 Wenn wir nichts sagten, hörte man nichts außer das Wasser. Keine Menschen, keine Flugzeuge, kein Straßenlärm. Nichts von alldem, was den Alltag ansonsten bestimmt. 

 Der Urlaub begann in dem Moment, als wir erkannten, welches Geschenk uns die schwedische Natur machte. Diese erholsame, alles umfassende Ruhe. 

 Nach der erster kurzen Rast stiegen wir wieder in die Boote und paddelten weiter. Unser Ziel war Dano 16, welches so idyllisch, abseits des großen Sees, an einer kleinen Bucht liegt. Dort angekommen, bauten wir schnell unsere Zelte auf, begrüßten die anderen 4 Personen, die bereits dort zettelten, und sprangen zur Abkühlung, so wie die Natur uns geschaffen hatte, in den See. 

 Während die einen noch die Angel ausprobierten, die anderen in der Hängematte schlummerten, kochte der Rest bereits über dem Kocher das erste Abendessen. 

 Das Essen schmeckte hervorragend, die Gespräche fanden miteinander, abseits von Smartphone und Social Media, statt. Das letzte Highlight dieses ersten Urlaubstages folgte dann nach dem Essen. 

 Wir haben uns mit Bier und dem dreckigen Geschirr auf einen großen Stein am Wasser zurückgezogen. 

 Heute sage ich, es war die schönste Aussicht beim Geschirrspülen, die ich bisher hatte. Der Blick ging raus auf den See, dessen Wasser so ruhig und glatt schien, dass alles für einen Moment stillstand. Am anderen Ufer traf der Blick ebenfalls auf eine steinige Küste und oberhalb davon auf hohe, drahtige Nadelbäume. Doch dieses Panorama wurde durch den Umstand des Sonnenuntergangs und des damit zusammenhängenden roten Lichts erst richtig beeindruckend. So spülte ich bei diesem Anblick unser dreckiges Geschirr und lauschte der schwedischen Natur, die gerade ins Abendrot getaucht, sich bereit für die Nacht machte. 

 Welche Nacht? Der Polartag hatte bis zum See Foxen seine Auswirkungen. Es wurde nicht dunkel. Um Mitternacht saßen wir noch immer beisammen am Wasser, und konnten uns ohne Licht anschauen. Man möge mich nicht für naiv halten, ich habe davon gehört, doch nicht daran gedacht, es in irgendeiner Form selbst im Sommerurlaub zu erleben. Deshalb saß ich da, glücklich und zufrieden, in Schweden auf einem Stein am Wasser, umgeben von Freunden, denen es genauso ging, und starrte um Mitternacht auf den noch hellen See, weil die Sonne nicht soweit hinter dem Horizont verschwinden wollte, um der Dunkelheit den Platz zu überlassen. 

 Am nächsten Tag, nach einem ebenso beeindruckenden Sonnenaufgang, starteten wir mit aller Ruhe. Wir setzten erst gegen 13 Uhr unsere Paddeltour fort. Es sollte Richtung Norden gehen. Zum letzten Dano, welches ohne Umtragen zu erreichen war. Dano 36.

 Die Fahrt dorthin war lang, weil wir es gemütlich angegangen sind und keinen Anspruch daran hatten, während unserer Tour Kilometer zu schrubben, um uns selbst zu beweisen, wie viel Energie wir noch im Urlaub haben. Denn schließlich wollten wir die Ruhe in der schwedischen Natur nicht mit selbst gemachten Stress zerstören. 

 Als wir schlussendlich gegen 18 Uhr unseren zweiten Rastplatz erreicht hatten, bot sich uns erneut ein Panorama, welches wieder seines gleichen suchte. Nicht, dass der erste Ausblick irgendwie schlechter war, eher konnte man die ersten beiden und alle anderen nicht miteinander vergleichen, weil sie einzigartig sind. 

 Wir hatten beschlossen, nur noch so baden zu gehen, so wie Adam und Eva durch das Paradies gelaufen sind. Deshalb entstand an diesem zweiten Nachmittag im Wasser unser Motto der Reise „So nackt. So nah. So Schweden.“

 Die folgenden Tage sollten für uns unvergessliche Momente der Ruhe, des Friedens und der Freundschaft bereithalten. Wir kamen an unsere körperlichen Grenzen, als wir gegen den Wind anpaddeln mussten. Wir kamen zu uns, als wir bei Sonnenschein und leichtem Wind beisammen lagen und die Ruhe genossen. Wir entspannten, mit Yogaübungen und der atemberaubenden Aussicht. Wir hatten Spaß, wenn wir Tag für Tag unsere Boote beluden und immer wieder von neuem anfingen zu puzzeln. Wir waren glücklich, weil uns die Natur diese tollen Tage in Schweden so verschönert hat, uns mit Sonnenschein beschenkt hat. Wir erlebten kulinarische Köstlichkeiten, als aus wilden Blaubeeren und Mehl die leckersten Kuchen entstanden.

 Wir konnten diese Tage sorgenfrei genießen, weil wir dank der guten Vorbereitung von Tag 1 alles dabei hatten. 

 Diese Tage auf den Inseln und den Seen in Südschweden sollten die schönsten des Sommers werden. 

Autor: Oliver M., 14. Oktober 2018