07.08. – 16.08.2015  | Dalsland-Nordmarken

 4 Freunde in 2 Kanus, 9 Tage in der Natur - klingt nach einem Abenteuer! War es auch!

 Eigentlich wollten wir nach Kanada. Doch unser Budget machte uns einen Strich durch die Rechnung. Also ging es ins Kanada Europas - Schweden. So lautet auch der Titel auf unserer Landkarte. 

 Alle scandtrack-Mitarbeiter, mit denen ich vor Reiseantritt bzgl. unserer Buchung telefoniert und Emails geschrieben habe, waren sehr zuvorkommend (was Namensänderungen und kurzfristige Zustiegsortänderungen betraf)! Das steigerte die Vorfreude! Schließlich besteht ein Abenteuerurlaub aus 70 % Vorfreude (und 30% Nachsorge). 

 Wir waren noch nie sieben Tage am Stück in der freien Natur. Schnell wurde uns allen klar: In der Natur zählen nur noch die Grundbedürfnisse: Essen. Schlafen. Holz sammeln. Wir haben keine einzige Sekunde an den Stress zu Hause denken können. Denn es gibt IMMER Etwas zu tun. Aber es ist niemals hektisch oder geplant. Uhrzeit spielt auch keine Rolle. Hier hat man gar kein Gefühl mehr für Zeit, geschweige denn für den Wochentag. Das ist echtes Outdoor-Leben!

 Der erste Gang mit dem Sparten bleibt wohl jedem in Erinnerung. Die Suche nach einem ruhigen stillen Örtchen, für die man man sich gerne Zeit nimmt, das Lochgraben, das anschließende Lochzugraben. Ein letzter Blick beim Gehen: “Sieht man auch wirklich nichts?” und das stolze Lächeln, wenn man diese Frage mit “Nein.” beantworten kann und den Anschein hat, als wäre nichts gewesen.

 Es war ein seltsames Gefühl das Wasser, auf dem man paddelt, zu trinken - vor allem wenn es ganz leicht gelblich ist. Anfangs hatten wir alle Bedenken beim Trinken des Seewassers ohne es vorher abzukochen. Aber wir haben es gut vertragen und mit Genuss getrunken. 

 Am dritten Tag hatte Slava Geburtstag und was kann man besseres auf einer Schwedentour geschenkt bekommen, als einen Kuchen, eine Flasche Prosecco und ein Teleskop?!?!?! Wir haben jede Nacht so viele Sternschnuppen gesehen, wie noch nie unserem Leben. Atemberaubend. Ein Teleskop ist eine lohnenswerte Anschaffung! 

 Der Besuch des Autofriedhofs am vierten Tag war für uns definitiv ein Highlight. Es war einfach unbeschreiblich zu sehen, wie alt die Autos dort waren und diese mit der Natur verschmolzen sind. Dieser Ort war der perfekte Schauplatz für unseren Horrorfilm. Zum Glück war es noch hell. 

 Nach ein paar Tagen geht alles schon schneller: Zelt aufbauen, Feuerstelle herrichten, Plane aufbauen, Holz hacken… Wir sind nun ein eingespieltes Team. 

 All unsere Rastplätze waren perfekt - zwar sehr unterschiedlich - aber alle hatten ihre Vorzüge:

 Blick zum Sonnenuntergang, Blick zum Sonnenaufgang, in einer Bucht, auf einer Insel, an einer Landzunge… traumhafte Stellen. Zum Glück gibt es das Jedermannsrecht! Und zum Glück waren wir nur 4 Personen. :-)

 Schweden ist wahrhaftig das Land der Sonnenuntergänge und Sternschnuppen. 

 Beim Angeln hatten wir leider keinen Erfolg - dafür aber beim Blaubeerenpflücken! Ich habe so viele Blaubeeren gegessen wie noch nie zuvor! Täglich! In Unmengen! In jeglicher Form (im Pfannkuchen, als Marmelade, Kompott oder roh).

 Am letzten Tag bin ich braun wie nach einem Spanienurlaub - nur dass ich nicht faul in der Sonne gelegen habe, sondern mich täglich sportlich betätigt habe. Das tut dem Ego gut. 

 Eine Lebensweisheit, die wir für uns formuliert haben: “Sei nie zu faul, um es dir gemütlich zu machen.” Denn sobald man nachts am gemütlichen Lagerfeuer sitzt, satt ist von einer selbst zubereiteten Mahlzeit und sich alle notwendigen Gegenstände in Reichweite befinden, kann man sich endlich entspannen und den Tag bestens ausklingen lassen. Das sind genau die Momente, wofür sich all der Aufwand gelohnt hat. Und das sind genau die Momente, die man nicht vergisst.

 Ich freute mich auf einen Schlafplatz, den man nicht täglich auf- und abbauen muss. Aber ich werde es vermissen jeden Tag in einem neuen Wohnzimmer zu sitzen. 

 Das scandtrack-Outdoor-Handbuch können wir mit folgenden Tipps erweitern:

 - Schokolade immer griffbereit im Kanu haben.

 - Eine richtige Paddeltechnik ist von Vorteil.

 - Holz brennt schneller ab, als man denkt - also reichlich sammeln. ;)

 - Geduld: Die Schlafplatzsuche dauert meist lä.nger als gedacht - plant also reichlich Zeit ein.

 - Zum Reisen gehört schlechte Kost - ihr werdet Sachen essen, die ihr euch sonst zu Hause bestimmt nicht zubereitet. 

 - Lasst euch von eurem inneren Schweinehund nicht unterkriegen: bleibt motiviert und paddelt bis ihr die perfekte Stelle gefunden habt - es lohnt sich!

 - Nehmt Magnesium für die Muskeln mit. Die werden es nötig haben.

 - Schlaft aus, tankt Kraft!

 - Es bringt nichts, sich die Wettervorhersage anzuschauen. Das Wetter hier ist so unbeständig. 

 Fazit: Das Gebiet ist perfekt für Einsteiger (wie wir es waren). Nächstes Jahr wollen wir in die andere Richtung paddeln, also weiter süd-östlich. 

 Hier noch ein passendes Zitat: 

 "Es gibt Reisen, die man wieder und immer wieder macht, wie Bücher, die man liest oder Musik, die man hört, wie Gesichter, die man sieht und jedesmal ist etwas verändert und etwas gleich geblieben." William Saroyan

 Vielen Dank, liebes scandtrack-Team! 

 Für den tollen Service, die sehr gut organisierte Reise und die unvergesslichen Erlebnisse!