Berichte aktuelle
Saison

In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

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In 30 Jahren haben unzählige unserer Gäste Ihre Kanureise in spannenden Reiseberichten festgehalten. Schau, was sie in Schweden für spannende Abenteuer mit scandtrack erlebt haben und lass dich inspirieren! 

Autor: Daniel Marian W., 24. September 2025
Gleichgesinnte unter Gleichgesinnten

Reisebericht Schweden 2025

Ich war in diesem Jahr vom 29.08. an zwei Wochen auf Tour. Nach der geführten Tour in der ersten Woche wartete mit der Tour auf eigene Faust ein kleines Highlight auf mich, dementsprechend groß war meine Vorfreude.

Über die Jahre habe ich seit meiner ersten geführten Tour 2013 viele tolle Menschen aus unterschiedlichsten Gegenden Deutschlands kennenlernen dürfen und konnte Freundschaften aufbauen (ich komme aus dem tiefsten Ruhrpott, da reicht es für eine Freundschaft, wenn man zwei Sätze miteinander spricht). Mit einigen dieser Menschen war eine Tour bis nach Ed geplant.

Einer dieser Menschen, Mirko (sehr erfahrener und gefühlter scandtrack-Allesfahrer), war bereits mit mir bei der geführten Tour dabei und so haben wir uns Samstags morgens früher von der geführten Tour verabschiedet und sind ins Camp gepaddelt. Dort wollten wir Michi und Tim (Kanusportler mit feinem trockenen Humor) in Empfang nehmen und zu unserem ambitionierten Ziel Ed aufbrechen. Im Camp erwartete uns jedoch eine riesengroße Überraschung: wie aus dem Nichts stand plötzlich Dennis vor uns. Dennis und Michi haben wir 2019 kennenlernen dürfen. Die beiden Hessen sind mit ihrer offenen Art und ihrem Humor ein Gewinn für jede Gruppe. Bei Dennis war es lange unklar, ob er nach schwerer Erkrankung überhaupt jemals wieder nach Schweden fahren kann. Als er plötzlich und unerwartet vor mir stand, wusste ich nicht, was schneller zu Boden fällt: mein Kinn oder mein Gepäck (oder ob ein Sturz während der geführten Tour nicht doch bleibende Schäden bei mir hinterlassen hat). Als sechster Mitreisender war Tims Bruder Jan erstmals mit dabei, ein wahres Kraftpaket wie sich im Laufe der Woche herausstellte.  

Mit der Gruppenerfahrung von fast 40 scandtrack-Touren und bester Stimmung haben wir routiniert unsere Kanus beladen und sind bei bestem Wetter bis nach Trollön gepaddelt.

Auf Trollön hat uns die Natur direkt ihr schlimmstes Gesicht gezeigt: ein fieses, verfressenes Eichhörnchen hat uns Doppelkekse geklaut. Natura Mater, cur tam crudelis es?

Am nächsten Tag wollten wir ein längeres Stück paddeln, um unser Ziel zu erreichen. Wenn, ja wenn unserem Touren-Pechvogel Michi kurz hinter Trollön nicht das schwarze Paddel gebrochen wäre. In einem im wahrsten Sinne des Wortes Kraftakt sind Michi und Dennis ins Camp gepaddelt und haben sich ein neues Paddel geholt, während der Rest der Gruppe bis nach Guppviksön gepaddelt ist. Das Ziel Ed hat zwar einen Dämpfer erhalten, erschien trotzdem noch erreichbar. Nachdem die Gruppe nach einem weiteren Kraftakt von Dennis und Michi wieder vollständig war, konnten wir den Blutmond bewundern und haben als Gruppe einen sehr tollen Abend verbracht.

Am Morgen erwartete uns mit dickem Nebel eine Szenerie, wie ich sie liebe und wo ich einfach nur noch den Moment genießen konnte.

Weiter sollte es Richtung Süden gehen. Während der Fahrt sind wir in bislang unbekannte, aber unglaublich schöne Gebiete vorgedrungen. Unsere Stimmung war bestens, das Wetter war gut, unser Touren-Pechvogel hatte sein Pech aufgebraucht. Nichts kann uns aufhalten. Denkste, wir hatten ja noch mehr schwarze Paddel dabei. Nun stand Jans Paddel vor dem Bruch. Ein kurzer Anruf im Camp und Arne hat uns am vereinbarten Treffpunkt in Sund mit leichter Ungläubigkeit ein neues Paddel gebracht (nochmals vielen Dank dafür, das war nicht selbstverständlich). Unser Ziel Ed war spätestens ab da nicht mehr erreichbar. Nachdem die erste Enttäuschung verflogen war, sind wir weiter Richtung Süden gegen den Wind gepaddelt und haben einen aussergewöhnlich schönen offiziellen Rastplatz in einem Naturschutzgebiet gefunden. Nach einer kurzen Diskussion darüber, wie es nun weitergeht, haben wir beschlossen, einen Ruhetag einzulegen und konnten einen sehr schönen Sonnenuntergang genießen. Den Ruhetag haben wir mit dem Bau eines Pizzaofens und einer Schwitzhütte verbracht und konnten die Natur und die Ruhe genießen. Mir als Profisportler im Büro-Dreisprung (vom Bürostuhl zur Kaffeemaschine zum Raucherport zum Snackautomaten) kam der Ruhetag entgegen. Nach der Schwitzhütte waren meine Atemwege frei und dem Körper ging es wieder gut.

Zurück mussten wir gegen den stetig drehenden Wind mit zum Teil sehr starken Böen und Seitenwellen ankämpfen. Der nächstgelegene Rastplatz war durch dauercampende und nicht sympathisch wirkende Kajakfahrer belegt. Unser nächstes Ziel hieß somit Guppviksön. Dieser Rastplatz war zwar auch durch eine Gruppe Kajakfahrer belegt; die Gruppe erwies sich jedoch als sehr sympathisch und wir haben einen geselligen Abend verbracht.

Notiz an mich selbst: als Vorbereitung auf die körperlichen Anforderungen der Paddelbedingungen dieses Tages reicht ein typisches Gelsenkirchener Frühstück (Kippe und Kaffee) nicht aus.

Am nächsten Morgen sind wir durch leichten Regen und wenig Wind geweckt worden. Ideales Paddelwetter und so sind wir lachend und singend mit Liedern der klassischen deutschen Musik (Rammstein und die Flippers) durch den Regen bis Trollön gepaddelt. Also, für uns war es Gesang. So wie sich das Wetter danach verschlechtert hat, haben wir eher Mutter Natur beleidigt oder einen Dämonen heraufbeschworen.

Das verfressene Eichhörnchen auf Trollön hat uns diesmal in Ruhe gelassen. Hat wahrscheinlich noch von unseren Doppelkeksen gezehrt.

Aufgrund eines angekündigten Unwetters mit Starkregen haben wir unseren Plan verworfen, einen wilden Rastplatz anzupaddeln und sind auf Trollön geblieben.

Nachdem das Wetter sich zunächst zu bessern schien, wollten wir zum Autofriedhof. Ungefähr auf halber Strecke hat uns dann das Unwetter erwischt (lustiger Funfact: auch Regenradare können sich irren). Zunächst fluchend, pitschnass und von Wellen durchgeschüttelt wie wir waren: jeder von uns hat gelächelt. Außer Mirko. Er blieb auf Trollön und durfte miterleben, wie der Wind unser Lager zerlegt hat. 

Am letzten Tag sind wir durch Starkregen und gegen den Wind zurück ins Camp. Nach der Rückgabe des Equipments, nahezu leeren Verpflegungstonnen (gab wohl viele verfressene Eichhörnchen unterwegs) und einer heißen Dusche hieß es dann leider Abschied nehmen.

Wir hatten alles: Nebel, Wind, Wellen, Regen, unerwartetes (Dennis und den Paddelbruch), etwas Abenteuer und vor allem: ganz viel Spaß und eine supertolle Gemeinschaft.

Wir haben viel gelacht, uns selbst nicht zu ernst genommen und gleichzeitig die Grenzen jedes einzelnen respektiert, Beschlüsse wurden gemeinsam gefasst und klar kommuniziert, Arbeiten gemeinsam erledigt, jeder durfte seine Freiheiten nehmen und sich einbringen. Vom ersten Moment an waren wieder eine gewisse Unbeschwertheit und Vertrautheit zu spüren, die im hektischen Alltag manchmal fehlen. Gleichgesinnte unter Gleichgesinnten.

Wenn man mit solchen Menschen unterwegs ist, meint es das Leben gut mit einem.

So muss Kanufahren. So muss Gruppe.

Autor: Daniel Marian W., 24. September 2025