Eindrucksvolle Tage

Samstag,03.08.2013
Nach 18 Stunden Fahrt erreicht der Bus das Scandtrack-Camp am Foxen-Ufer nördlich von Lennartsfors. Ich bin müde, hungrig und voller Erwartung. Es ist nach sieben Jahren Unterbrechung ein Wiedersehen. Mit Freunden war ich seit 1993 immer mal wieder hier, zuerst mit dem Motorkajütboot, später immer mit dem Kanu.- Wir empfangen eine umfangreiche Ausrüstung und Verpflegung, verstauen alles unter Anleitung von Guide Eric in den Booten, starten gegen 14:00 Uhr mit sieben Kanus. Starkregen, einige Blitze und Donner sind unsere Begleiter für die erste Stunde.- Die Strecke bis zur kleinen Insel Kollön ist kurz, dort ist das erste Lager schnell errichtet. Wir sortieren die Verpflegung neu, getrennt nach Früh- stück, Lunch und Dinner. Ich bin von der Menge und der Vielfalt überrascht. Vorbereitungen zum Abendessen: Tomaten, Gurken, Zwiebeln für einen Salat und Speck, Wurst und Zwiebeln als Anreicherung einer Dosen-Bohnensuppe müssen geschnitten werden. Alle packen an, Eric zaubert in der Großen Pfanne und dem Riesentopf ein leckeres Mahl. Leider auf dem Gaskocher, wegen Waldbrandgefahr ist absolutes Feuerverbot. Unter der Abendsonne stellen wir uns gegenseitig vor. Ich bin mit 72 Jahren mal wieder der Älteste, alle anderen könnten meine Enkel sein, kein Problem.

Sonntag, 04.08.2013
Alte Leute brauchen weniger Schlaf, als Erster bin ich im angenehm kühlen Wasser, so wird es auch in den nächsten Tagen sein. Ein reichhaltiges Frühstück, u.a. mit geröstetem Müsli (lecker!), Gegen den Favoriten Nutella haben Marmelade, Leberwurst, Käse und Co. keine Chance. Zeltabbau, Kanubeladung und bei Sonne, schönen Wolkenbildern am blauen Himmel und 20° geht es in kurzer Fahrt zum Westufer des Foxen. Anna und ich bilden ein gutes Team im Kanu. Eric zeigt uns den Autofriedhof, eine Vielzahl von verrosteten und von der Natur überwachsenen Karossen schlummert im Wald, ein skurriler Ort.- Nach kurzer Lunch-Pause queren wir den Foxen, das Kanu schaukelt bei achterlichem Wind, immer wieder muss der Kurs korrigiert werden. Im engen und landschaftlich schönen Stora Le erreichen wir die erste Umtrage, wenig später unser Tagesziel, den Lagerplatz 34. Zeltaufbau, Speck und Zwiebeln schneiden, bald ist das herzhafte Abendessen fertig: Nudeln und Tomatensoße. Eric: Ohne Speck ist Kochen unmöglich!!! Dennis und Sarah kneten Teig, daraus werden kleine Kugeln geformt, in der Pfanne gebacken, mit Nutella als köstliche Wikinger-Pralinen serviert. Zum Abschluss noch das Spiel mit den Dorfbewohnern, den Werwölfen…. Und dem Bürgermeister. - Udo hat einen kleinen Flussbarsch gefangen. Ich liege zufrieden im Schlafsack und freue mich über eine harmonissche Gruppe, keiner raucht, keiner lechzt ständig nach Alkohol, niemand gibt den großen Entertainer und Eric ist ein toller Guide.

Montag,05.08.2013
Ich helfe Eric beim Frühstück, es macht Spass, ist keine Arbeit, habe ich auf früheren Touren immer gemacht, viel dabei gelernt. Wir starten gegen 10:00 Uhr, bedeckter Himmel, 16°. Zuerst die kurze Umtrage bei Ed mit dem wurzelreichen Waldweg, danach gehts vorbei an hohen Felswänden, bevor wir das sehr schöne aber viel zu kurze Flussstück vor der Umtrage an der Straße nahe Blomma durchfahren. Zur Mittagspause am Lelang scheint längst wieder die Sonne. Das letzte Stück bis zum Lagerplatz 68 nervt, immer wieder heißt es: Bis zur nächsten Spitze. Unterstand und Feuerstelle sind belegt, wir richten uns mit eigenem Windschutz ein, stärken uns mit "Großmutters Geheimnis", einer deftigen Linsensuppe und Schokolade, erleben einen schönen Sonnenuntergang drüben am Westufer des Lelang.

Dienstag, 06.08.2013
Zum Frühstück gibt es Pancakes, ein guter Einstieg in den Tag. Bei bedecktem Himmel, Petrus schickt auch einige Tropfen, paddeln wir gegen den Wind nach Süden. Nach kurzer Pause mit Keks und Apfel biegen wir nach Osten Richtung Gustavsfors ab. Das Wetter wird besser und es wird spannend! Die Umtrage an der Schleuse Gustavsfors soll gesperrt sein, man soll die Schleuse nehmen und natürlich dafür zahlen. Wir haben Glück, in der Mittagszeit können wir unbemerkt die Kanuwagen über den Privathof schieben, erst als wir wieder auf dem Wasser sind, schickt man uns einige Worte hinterher. Auf demHofgelände haben wir sogar noch 'ne Menge Himbeeren gepflückt. Eine kurze Paddelarbeit bis zur Insel im Västra Silen. Wir lagern auf Platz 76, bauen eine Regenschutz gegen wenige Tropfen von oben. Ich flicke meine Gummisandalen mit Draht aus der Ausrüstungsskiste. Bratkartoffeln, Jägerbraten und Bohnengemüse stehen auf dem Speiseplan, eine logistische Aufgabe, Eric und Erik lösen sie mit Bravour. Wieder ein großes Lob an die Küche! Nachbarn warnen und vor einem Dachs auf der Insel, Eric hängt die Abfälle hoch, die Verpflegung lagert sicher in den Tonnen.

Mittwoch, 07.08.2013
Der Dachs war da, Eric, der in seinem Schlafsack immer im Freien liegt, hat ihn vertrieben. Die Kanus sind wieder gegen 10:00 Uhr beladen, die Verpflegungstonnen inzwischen erheblich leichter geworden. Bei gutem Wetter geht es vorbei an der Kirche von Varvik und einer Fischfarm zur nächsten Umtrage. Danach queren wir den Lelang zum Lagerplatz 60. Ein langer Nachmittag bei Sonnenschein, Schwimmen im klaren See, Udo und Dennis angeln, wir bauen ein großes Waschbecken. Eric zeigt uns das Verhalten nach einer Kenterung, mit beladenem Boot und in voller Kleidung kann ich darauf verzichten. Nach dem Abendessen beladen wir soweit möglich die Boote und sind bald in den Zelten verschwunden, es wird eine kurze Nacht.

Donnerstag, 08.08.2013
Wecken um 3:00 Uhr, Start in die Dunkelheit um 4:00 Uhr. Es ist völlig windstill, die Wasseroberfläche spiegelglatt. Nach einer Stunde haben wir die Kirche von Torrskog querab. Leider lässt sich die Sonne nicht blicken, der Himmel bleibt bedeckt. Trotzdem ist es ein Erlebnis. Mit kraftvollen Zügen paddeln wir nach Norden. Lennartsfors ist in Sichtweite, als wir noch vor !0:00 Uhr den Lagerplatz 71 erreichen. Wir sind eine gute Mannschaft. Ein grauer Tag mit immer mal etwas Regen, viel Schlaf und Gammelei, mit Bau eines Regenschutzes und einer Sauna. Das Feuerverbot ist aufgehoben, mit stumpfen Beilen spalten wir Holz für das erste Lagerfeuer. Highlights des Tages: Pizza zum Dinner und ein spektakulärer Saunagang.

Freitag,09.08.2013
Bedeckter Himmel, 19°. Doch schon an der Schleuse in Lennartsfors lacht wieder die Sonne vom blauen Himmel zwischen den wuchtigen Wolkenbergen. Wir füllen mit unseren Kanus die drei Kammern dieser alten und ehrwürdigen Schleuse, kurz nach 12:00 Uhr sind wir wieder auf dem Foxen. Gegenüber der Insel Kollön bauen wir das letzte Lager, den letzten Windschutz. Nach dem Abendessen noch einmal Pancakes. Als Anerkennung für seine souveräne Leistung bekommt Eric einen kleinen inhaltsreichen Strauß, Udo bedankt sich im Namen der Gruppe bei unserem Super-Guide. Die letzte Spülorgie und noch einmal ein schöner Sonnenuntergang. Wo waren eigentlich die Moskitos? Ich habe auf der gesamten Tour fast keine unangenehme Begegnung mit diesen Quälgeistern gehabt. Trage allerdings lange Ärmel, lange Hosen und hohe Schuhe.

Samstag, 10.08.2013
Eric hat Dienst im Camp, wir brechen früh auf. Legen vor 10:00 Uhr am Steg an. In der letzten Woche sind wir ca. 104 km in ca. 21:20 Stunden gepaddelt. Boote säubern, Ausrüstung abgeben, eine heiße Dusche geniessen, warten. Im Camp reger Betrieb, wieder haben drei Busse "Neue" gebracht, wir "Erfahrenen" sehen oft fragende Blicke. Vor der Abfahrt gibt es ein Abendessen und ein Lunchpaket. Punkt 19:00 Uhr verlässt unser Bus das Camp.

Am Sonntag werde ich gegen 11:00 Uhr in Dortmund sein.

Eine ereignisreiche Woche in sehr guter Gemeinschaft ist Vergangenheit, auch Eric und Scandtrack als empfehlenswerter Veranstalter haben dafür gesorgt, dass sie mir noch lange in bester Erinnerung bleiben wird. Ich danke allen, die dazu beigetragen haben.

Klaus Pannott
aus dem schönen Ruhrtal

Geschrieben im August 2013, Klaus P.

Bildergalerie zur Reise