Schweden auf eigene Faust

Lasst uns nicht lange um den heißen Brei herumreden, sondern direkt und ungefiltert mit unserem scandtrack Abenteuer starten! Ganz nach dem Motto Männerurlaub zu dritt ging es im schönen Wien in Österreich los, und zwar mit einem intakten, aber etwas in die Jahre gekommenen VW Golf V und jede Menge Outdoorgepäck, vielleicht sogar etwas zu viel des Guten. Los ging die Reise um Mitternacht des Vortages, denn vor uns lagen ca. 1700km Wegstrecke: 1000km nach Rostock, dann weiter mit der Fähre nach Dänemark, über Kopenhagen bis an die Grenze zur nächsten Fähre nach Schweden und dann immer noch gute 5 Stunden Fahrt. Wir hätten auch eine direkte Fähre von Rostock nach Schweden nehmen können aber wie man so schön sagt, man lernt immer dazu.

Unausgeschlafen und nach über 25 Stunden Fahrt haben wir es dann doch endlich bis ins Basecamp von scandtrack nach Lennartsfors geschafft. Die Vorfreude war groß und das Schleppen des Equipments bis zum Strand anstrengend. Der Moment der ersten Paddelschläge zauberte uns allen jedoch einen riesigen Grinser ins Gesicht – alles richtig gemacht. Als Außenstehender muss man dennoch schnell bemerkt haben, dass wir wenig geübt waren, denn anstatt in gerader Linie zu paddeln, ging es bei uns leider nur im Zickzack voran. Mit etwas Übung und guter Kommunikation ging es dann aber nach einiger Zeit geradeaus und mit einem Ziel vor Augen weiter.

Wir wollten unbedingt weiter rauf in den Norden, um einfach einmal seelenalleine abschalten zu können. Nach etlichen Stunden Paddeln haben wir nachmittags dann doch noch einen recht angenehmen Spot gefunden und gleich einmal unser Lager aufgeschlagen. Aber noch viel wichtiger war vor allem eins: ESSEN. Das Rudern und Tragen hat uns echt sehr viel Energie gekostet und so gabs an Tag 1 erstmal Kartoffeln mit Speck, und zwar in Massen. Ausklingen lassen haben wir den Abend mit bisschen Angeln und dann ging es auch schon in die Zelte. Ungewohnt war, dass es um 23:00 einfach noch komplett hell war.

Nächster Tag gleich einmal Wetterumschwung, Regen, Wind, alles nass. Und einer von uns dreien ist auch noch krank geworden und ringt mit dem Gedanken bereits an Tag 2 nachhause zu fahren. Tja, wasserfeste Hose wäre es einfach gewesen. Wir starten die Mission „Zurück zum Basecamp“, doch durch die schlechten Wetterbedingungen, einen Mann weniger zum Tragen und den ständigen Gegenwind gelingt es uns leider ganze zwei Tage nicht bis zurück an den Start. Notgedrungen müssen wir unser Lager die ersten vier Tage jedes Mal woanders auf- und abbauen, sehen dafür aber trotzdem sehr viel von der Gegend und das ist auch gut so. Einmal ist es ein Tag am Strand mit herrlichem Wetter und kaltem Bier gekühlt im See, ein anderes Mal haben wir mit starkem Wind bei Nacht, Wurzelwerk im Rücken beim Schlafen und unter 10 Grad Außentemperatur zu kämpfen. Aber bekanntlich macht es einen ja stärker, wenn es einen schon nicht umbringt.

Auch wenn die ersten Tage sehr intensiv waren, war es jeden Muskelkater, jede schlaflose Nacht wert, denn die Sonnenuntergänge, die man dort zu sehen bekommt machen alles wieder gut. Man sitzt teils wortlos um das Lagerfeuer, bestaunt die absurd schönen Farben des Himmels, hat keinen Empfang und lässt sich so auch von wirklich gar nichts ablenken. Natur, Ruhe und einfach Energie im wunderschönen Schweden tanken.

Mittlerweile haben wir schon ein fixes Lager in einer ruhigen Bucht aufgeschlagen, die Schwachstelle der Gruppe ist mittlerweile auch gesund und das Team eingespielt. Feuerholz holen ist zur Meditation geworden, denn man konzentriert sich 1-2 Stunden auf wirklich eine einzige Sache, der Kopf und die Gedanken werden frei. Kulinarisch geht es auch bergauf, von Eintopf über Steak (ja wir haben uns Fleisch mitgenommen) bis hin zu Pfannkuchen mit Blaubeeren haben wir wirklich Einiges ausprobiert. Geschmeckt hat bis auf den Eintopf am Strand mit etwas extra Sand zwischen den Zähnen eigentlich alles und satt geworden sind wir ebenfalls. Nur Fische haben wir leider keine gefangen, aber das kann beim nächsten Mal ja noch werden.

Nachdem wir unser finales Lager ja bereits aufgeschlagen hatten, konnten wir generell alles etwas ruhiger angehen, die Gegend erkunden und wirklich einmal abschalten. Die ersten paar Tage waren für uns eher wie ein Survival Camp, die zweite Hälfte des Aufenthalts dann echter (Abenteuer)Urlaub. Wir sind dann tatsächlich doch noch zurück zum Basecamp, haben das Auto geschnappt und auch die weitere Gegend rund um Lennartsfors erkundet. Uns hat es als Autoliebhaber zu einem alten Autofriedhof verschlagen, wo zwischen 300-400 ausgeschlachtete Karosserien von teilweise exotischen Fahrzeugen im Wald dahinaltern. Schweden hat diesen sogar bis 2050 als automobiles Kulturerbe schützen lassen. Die Trabrennbahn in der Nähe wurde auch besucht, Postkarten verschickt und kleine Einkäufe getätigt, um nicht ohne Mitbringsel nach Wien zurückzukehren. Geheimtipp: Milchreis in verschiedenen Geschmacksrichtungen verpackt wie Extrawurst in der 1kg Packung im Ganzen. Mit der Messerspitze aufschneiden und einfach mal auf chillig Milchreis schlürfen. Schmackofatz!

Und so schnell war die Woche auch schon wieder um. Zurück ging es diesmal 28 Stunden, da unser treuer Gefährte leider nicht mehr als 80-90km/h schaffte, da der Turboladeluftkühler nach den ersten 100km einen unerwarteten Schaden erlitt. Trotzdem haben wir beide Fähren rechtzeitig geschafft. Auf der Fähre von Dänemark nach Deutschland haben wir unser Auto sogar reparieren können. Shoutout an Eric, der es geschafft hat den Golf wieder flott zu bekommen und immer eine Lösung parat hat. Geschafft waren wir auch als wir in Rostock angekommen sind und es stockdunkel war, während wir in Dänemark noch die letzten Sonnenstrahlen getankt haben. Vor uns noch ca. 10 Stunden Fahrt.

Nach einige Stopps zum Tanken waren wir um 10:00 morgens endlich wieder in Wien. Viele Erfahrungen und Erinnerungen reicher und penetrant nach Lagerfeuer riechend sind wir entschlossen nächstes Jahr noch einmal nach Schweden aufzubrechen. Erfüllt ihr uns unserem Traum?

Geschrieben im Oktober 2022, Philipp O.

Video zur Reise