Kanutour mit dem besten Kumpel der Welt

Schon im Sommer des letzten Jahres stellte sich nach einer Wandertour ohne Hund auf Korsika die Frage, was ich mit meinem nun schon in die Jahre gekommenen und nicht mehr gebirgstauglichen alten Fellfreund unternehmen könnte, ohne ihn zu sehr zu beanspruchen. Ganz schnell reifte die Idee, nach einer Generalprobe in der Mecklenburgischen Seenplatte, eine mehrtägige Kanutour zu wagen - und das nach Möglichkeit in Schweden, denn da war er noch nicht. Mit Scandtrack war ein Anbieter nach unseren Vorstellungen gefunden und so wurde im Dezember gebucht. Wir entschieden uns auf Grund der größeren Flexibilität - auch in Hinblick auf unseren anschließenden Aufenthalt am Vänern und in Smaland, für eine individuelle Anreise mit eigenem Pkw und Fähre.
Und so ging es am 19. Mai für uns von Rostock aus über Trelleborg in unser großes Abenteuer. Ein wenig aufgeregt war ich schon, war ich doch seit fast 20 Jahren nicht mehr in Schweden. Aber in Trelleborg angekommen, fühlte ich mich schon wieder wie zuhause. Unsere erste Nacht verbrachten wir in Vänersborg und konnten uns so ein wenig Entspannung bei der Anreise gönnen.
Am nächsten Morgen ging es dann endgültig los. Wir kamen gegen 10:00 Uhr am Camp in Höglund an. Natürlich ist man mit Hund immer ein wenig angespannt, ob denn alles reibungslos verläuft und auch genug Rücksicht genommen wird. Aber da wurde ich sofort beruhigt. Eine freundliche Mitarbeiterin erklärte uns den Weg zum Camp und fürs Hundi gab es gleich erstmal Wasser. Nachdem die eigene Ausrüstung ausgeladen und alles nach und nach zum Camp geschafft war, ging es ans Übernehmen der Kanuausrüstung. Auch hier waren wieder alle mega freundlich und erklärten alles geduldig. So verging die Zeit, bis wir an der Ausgabestelle der Kanus waren, wie im Fluge. Dort war schon Hochbetrieb und trotzdem hatte eine Mitarbeiterin ein Herz für unser Mensch/Hundgespann. Das war mir fast peinlich, aber sie bestand darauf, das wir unverzüglich ein Kanu bekamen und unsere Ausrüstung einladen konnten. Und dann ging es los. Vorbei an den ersten Schwedenhäusschen paddelten wir (naja, eigentlich nur ich) Richtung Foxen. Auf Grund der großen Anzahl an Booten wählten wir nicht wie die meisten Anderen den See Foxen sondern den Stora Le als Ziel. Eine Landzunge auf Bryntorpsön wurde als Lager auserkoren und so verbrachten wir unsere erste Nacht und dem schwedischen Himmel, begleitet von merkwürdigen Vogelrufen, wie auch sonst jede Nacht. Den Urheber sollten wir aber wenige Tage später noch kennen lernen.
Der nächste Morgen war einfach fantastisch - himmlische Ruhe, schönes Wetter und ein kerniges Frühstück.
Gut gestärkt ging es dann weiter in den Stora Le hinein. Alles war noch verschlafen, nur in den ersten Danos regte sich Leben und die ersten Boote wurden zu Wasser gelassen. Mit zunehmender Tageslänge wurde es auch auf dem Stora Le lebendiger, da es Sonntag war, auch durch Motorboote. So machte ich mich ans überlegen, wo wir als nächstes unser Lager aufschlagen und ich entschied mich für die Insel Guppviksön. Wir legten am Ostufer an und lagerten so etwas abseits des Dano Nr.7. Nachdem das Zelt aufgebaut und das Lager eingerichtet war, wurde erstmal im recht erfrischenden Wasser des Sees gebaden, denn so ein Labrador Retriever möchte natürlich auch seiner Natur folgen, wenn er schon im Labradorbadehimmel Urlaub macht.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit dem Erkunden der Insel (wie ein Schweden im Miniformat) und faulenzen. Abends wurde dann noch natürlich ein üppiges Mahl aus unseren Vorräten gekocht und satt und zufrieden krochen wir in unser Zelt.
Am nächsten Morgen ging es dann bei anfangs bestem Wetter weiter Richtung Ed. Gegen Mittag nahmen dann Bewölkung und vor allem der Wind zu. Da auch Gewitter vorher gesagt waren, war unser heutiges Tagesziel die Insel Tronsholmen mit dem Dano Nr.6. Dort nach langem Kampf gegen Wind und Wellen( ist als Solopaddler mit einem 5m Kanu echt Schwerstarbeit) angekommen räumten wir erstmal alles in das Dano, da ich das Zelt wegen der aufziehenden Gewitter nicht aufbauen wollte. Leider musste ich hinter dem Dano einen überquellenden Müllsack entdecken, gefüllt nicht nur mit Müll sondern auch noch vollen Packungen Brot und an Hand der Bierflaschen war sehr deutlich, das es meine Landsleute gewesen sein mussten, die sich hier so daneben benommen haben.
Tronsholmen besteht eigentlich aus zwei Inselteilen, die normalerweise wohl durch eine Landbrücke verbunden sind, die bei uns aber unter Wasser stand. So mussten wir den anderen Inselteil mit dem Kanu erkunden, was sich, sobald man aus dem Windschatten kam, als schwierig herausstellte. Aber es war jede Anstrengung wert! Nach dem Abendessen, was wieder seeeehr üppig ausfiel, verkrochen wir uns ins Dano und hofften, dass die Gewitter vorbeiziehen. Das wurde uns zwar gewährt, aber die Nacht war trotzdem irgendwie sehr unruhig. Als Entschädigung entdeckten wir dafür gegen Mitternacht, wer uns denn da so jede Nacht mit seinen Rufen in den Schlaf "singt". Es waren Sterntaucher, die als Pärchen unmittelbar an unserem Dano vorbei schwammen.
Am nächsten Morgen, dem ersten bewölkten, stellte sich die Frage, in welche Richtung es weiter gehen sollte. Da die Wetterprognosen, vor allem den Wind betreffend, nicht sehr günstig waren, um weiter nach Süden zu fahren, entschied ich mich, wieder Richtung Foxen aufzubrechen. Anfangs noch ganz angenehm, frischte der Wind dann zunehmend auf und ein ekliger Nieseregen setzte ein. So begrub ich den Plan, die norwegische Seite des Sees zu erkunden und paddelte permanent gegen den Wind zurück bis zur Insel Trollön, wo wir ein freies und vor allem windgeschütztes Dano fanden. Gegen Abend wurde auch das Wetter wieder schöner und so konnten wir unter freiem Himmel essen. Lediglich der Wind war noch sehr frisch. Wie gerädert, aber trotzdem immer wieder geflasht von dieser Landschaft verkrochen wir uns zum Schlafen ins Dano und konnten noch bis kurz vor Mitternacht einen wunderschönen Sonnenuntergang durch die Bäume bewundern.
Am nächsten morgen lachte uns wieder die Sonne an und der Unternehmungsgeist wurde geweckt und gestärkt durch ein kerniges Frühstück. Ziel war für heute der Foxen und das Dano 18 an der Westküste. Allerdings entschied der wieder stark auffrischende Wind dann für uns, die Route zu ändern und lieber das Dano 17 Getöarna anzusteuern. Da waren auch schon andere Boote, die ganz offensichtlich schon hier genächtigt hatten und den Wind abwarten wollten. Aber die Insel hat ja Platz für viele Paddler. Da es am Dano eine schöne und vor allem geschützte Bucht gab, wurde nach dem Streifzug über die Insel der Rest des Tages mit Hundebaden und faulenzen in der Sonne verbracht.
Da die Windprognose für den nächsten Tag sehr starke Böen im Laufe des Tages vermeldeten und sich ja auch das Ende unserer Tour langsam ankündigte, entschied ich, uns am nächsten Morgen zeitig ins Kanu zu packen und bei halbwegs beherrschbaren Windverhältnissen die Überfahrt über den Foxen zu wagen. Ich konnte uns halbwegs gescheit erstmal zur Insel Gäsön paddeln. Da aber auf und rund um die Insel ziemlich viel los war, entschied ich, mit meinem "Dicken" weiter zur Insel Nystugholmen zu paddeln. Der See war windgeschützt durch die Wälder ringsherum. Auf Nystugholmen fanden wir ein wunderschön auf einer Anhöhe gelegenes Dano mit Blick nach Süden. Da wir die Einzigen waren, richteten wir uns im Dano ein und verbrachten den restlichen Tag mit Streifzügen über die Insel, natürlich ausgiebig das Hundi im Wasser bespaßen und mit sonnenbaden. Ein richtig gelungener Tag in Schwedens Natur, der so am Anfang nicht zu erwarten war.
Der vorletzte Tag begann dann damit, sich Gedanken zu machen, wo unser letztes Lager aufgeschlagen werden sollte. Wir wollten ja am Samstagmorgen auch zeitig in Höglund sein, da unser nächstes Ziel in Schweden Mellerud war, wo unsere Mehrtageswanderung beginnen sollte.
Ich entschied, uns auf Getön einen Lagerplatz zu suchen. Den fanden wir auch genau am südlichen Ende der Insel. Da bauten wir nochmal unser Zelt auf und genossen mit Baden, in der Sonne faulenzen und dem "Vernichten" der restlichen Vorräte den letzten Tag in unserer schwedischen Heimat auf Zeit.
Am nächsten Morgen brachen wir dann in aller Herrgottsfrühe unser Lager ab, also ich, der Hund ging nochmal baden, und glitten bei fasr Windstille dem Camp in Höglund entgegen. Mit uns waren dann doch schon recht viele Paddler unterwegs. am Camp angekommen, mussten wir erstmal einen kleinen Stau abwarten, aber dann ging es doch zügig aus dem Wasser. Auch hier wieder eine große Hilfsbereitschaft unter den Paddlern und dem Personal - ist ja nicht ganz einfach allein mit der ganzen Ausrüstung und dem Hund.
Im Camp bei der Rückgabe der Ausrüstung erlebte ich die nächste - positive - Überraschung. Obwohl ich mich noch rechtzeitig anstellte, war ich auf Grund des Andranges erst nach 9Uhr an der Reihe und sollte mich eigentlich bis 14:00 Uhr gedulden, da nun die Ausgabe für Neuankömmlinge beginnen sollte. Eine mega nette Mitarbeiterin erkannte aber, das ich dann mit dem Hund hätte 5 Stunden warten müssen und entschied, das wir doch noch unsere Sachen abgeben konnten. So endete einer der schönsten Urlaube, den ich je erleben durfte und ich denke, unserer Fellnase ging es ebenso. Und einen großen Anteil daran hat das freundliche und proffesionelle Team von Scandtrack. Dafür einen riesigen Dank!!! Ob mit oder ohne Hund, allein oder zu zweit, diese Tour ist für alle zu empfehlen, die einfach mal runter kommen und einfach Natur genießen wollen.

VG
Mario und Cody

Geschrieben im Oktober 2023, Mario B.

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